TKMS-Aktie begeistert: Börsengang von thyssenkrupp-Tochter über Erwartungen - zeitweise über 100 Euro wert
• thyssenkrupp bringt Marinesparte an die Börse
• Erstkurs der TKMS-Aktie lag bei 60 Euro
• Günstiges Umfeld für Rüstungsunternehmen
TKMS wagt sich aufs Börsenparkett
thyssenkrupp spaltete im Rahmen seines Umbaus die Sparte TKMS (thyssenkrupp Marine Systems) ab. Von den insgesamt 63,52 Millionen TKMS-Aktien behält der MDAX-Konzern jedoch eine Mehrheit von 51 Prozent und lediglich die übrigen 49 Prozent wandern ins Depot der thyssenkrupp-Aktionäre. Zugeteilt wurde am 17. Oktober.
Am heutigen Montag bringt der Essener Mutterkonzern nun seine Tochter an die Börse. Die Aktien werden im Prime Standard der Frankfurter Wertpapierbörse gehandelt. Der Erstkurs der TKMS-Aktie belief sich auf 60 Euro und lag damit über den Erwartungen. Denn Analysten hatten im Vorfeld mit einem Startkurs von rund 36 Euro je Aktie kalkuliert. Im XETRA-Handel stieg die Aktie schlussendlich um 35,17 Prozent auf 81,10 Euro. Im Tageshoch ging es auf bis zu 107 Euro nordwärts.
TKMS für einen Tag im MDAX
Die Aktien des Börsenneulings werden am heutigen Montag, dem 20. Oktober, für einen Tag in den MDAX aufgenommen. Damit will die Indexbetreiberin Stoxx - eine Tochter der Deutschen Börse - gewährleisten, dass Anleger den Index nachvollziehen können. Nachdem der MDAX für diesen einen Tag auf Basis von 51 Unternehmen berechnet wird, wird die TKMS-Aktie zum XETRA-Handelsschluss dann wieder aus dem Index entnommen.
Günstiger Zeitpunkt
Der Zeitpunkt für den TKMS-Börsengang ist günstig gewählt, denn das Unternehmen profitiert enorm von den historisch hohen Rüstungsausgaben und verfügt derzeit über einen beachtlichen Auftragsbestand in Höhe von rund 18 Milliarden Euro. TKMS ist laut eigenen Angaben Weltmarktführer für nicht-nuklear betriebene U-Boote, baut aber auch andere Kriegsschiffe wie Fregatten und Korvetten sowie Sonare.
Wegen der sicherheitsrelevanten Bedeutung von TKMS hat sich die Bundesregierung laut "Handelsblatt" umfangreiche Rechte und Einflussmöglichkeiten an dem bedeutenden Rüstungsunternehmen gesichert: Sollen beispielsweise fünf Prozent oder mehr von einer sicherheitsrelevanten Gesellschaft verkauft werden, so besitzt der Bund ein Vorkaufsrecht und bei Verkäufen ab 25 Prozent hat der Bund ein Vetorecht. Darüber hinaus hat sich der Bund einen Sitz im künftigen zehnköpfigen TKMS-Aufsichtsrat gesichert.
Offene Fragen
Einige Marktbeobachter betrachten den Spin-off jedoch mit Skepsis. Mit sorgenvollem Blick auf thyssenkrupp befürchten einige Investoren eine Wertverschiebung zugunsten der neuen Einheit. Auf der anderen Seite wird mit Blick auf TKMS die Frage gestellt, ob thyssenkrupp wirklich beabsichtigt, auf Dauer eine strategische Mehrheitsgesellschafterin zu bleiben.
Unbekannte Drohnenflüge
Darüber hinaus geriet TKMS jüngst in die Schlagzeilen, weil ihre U-Boot-Werft in Kiel Ende September von unbekannten Drohnen überflogen wurde. Der Vorfall wurde von einem Unternehmenssprecher gegenüber der "Westdeutschen Allgemeinen Zeitung" bestätigt. Über die Herkunft der Drohnen lägen keine Erkenntnisse vor, hieß es. Dies wirft ernste Fragen bezüglich der Sicherheitsvorkehrungen bei einer der sensibelsten militärischen Produktionsstätten Deutschlands auf.
Zeitweise mehr Wert als thyssenkrupp
Der Unternehmenswert von TKMS überschritt am Montag zeitweise jenen des thyssenkrupp-Konzerns: Während der Wert aller Thyssenkrupp-Aktien durch die Abspaltung zeitweise unter die 6-Milliarden-Marke schrumpfte, wurde TKMS in der Spitze mit 6,2 Milliarden Euro bewertet. Im Rahmen der Abspaltung hatten Thyssenkrupp-Aktionäre für jeweils 20 ihrer Aktien automatisch einen Anteilsschein an TKMS bekommen. Beide Aktien rechnerisch kombiniert, haben die Thyssenkrupp-Aktionäre nun etwa 14 Prozent Plus im Depot.
Redaktion finanzen.net mit Material von dpa-AFX
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