Pharmariese BioNTech greift nach CureVac: Milliarden-Deal soll Krebsforschung revolutionieren
Übernahme mit klarer Mehrheit bereits gesichert
BioNTech teilte am Donnerstag mit, jede CureVac-Aktie in BioNTech-Aktienhinterlegungsscheine umtauschen zu wollen. Der Angebotspreis liegt bei etwa 5,46 US-Dollar pro CureVac-Aktie, was einer Gesamtbewertung von rund 1,25 Milliarden US-Dollar entspricht. Nach Abschluss der Übernahme werden CureVac-Aktionäre voraussichtlich zwischen 4 und 6 Prozent an BioNTech halten.
Die Übernahmechancen stehen gut: Aktionäre mit einem Anteil von 36,76 Prozent haben bereits zugestimmt, darunter die Biotech-Holding Dievini von SAP-Mitgründer Dietmar Hopp. Auch die Bundesregierung, die über die KfW 13,32 Prozent an CureVac hält, steht dem Deal laut BioNTech positiv gegenüber. Damit sind bereits über 50 Prozent der Aktien gesichert - für den Erfolg der Übernahme ist jedoch eine Mindestannahmeschwelle von 80 Prozent erforderlich.
Vom Corona-Rivalen zum vereinten Forscherteam
Die Geschichte beider Unternehmen ist eng mit der COVID-19-Pandemie verknüpft. Während BioNTech mit seinem mRNA-Impfstoff (gemeinsam mit Pfizer) einen historischen Erfolg feierte, musste CureVac seinen Impfstoffkandidaten wegen zu geringer Wirksamkeit zurückziehen. In der Folge kam es sogar zu Patentstreitigkeiten zwischen den Unternehmen.
"Diese Transaktion ist für uns ein weiterer Baustein in BioNTechs Onkologie-Strategie und eine Investition in die Zukunft der Krebsmedizin", sagte BioNTech-Chef und -mitbegründer Ugur Sahin laut Mitteilung.
CureVac-CEO Alexander Zehnder ergänzte: "Für mich ist diese Transaktion weit mehr als nur ein geschäftlicher Schritt. Seit über zwei Jahrzehnten verfolgen beide Unternehmen ähnliche Ziele und sind dabei oft Herausforderungen aus unterschiedlichen Blickwinkeln angegangen." Der Forschungsstandort Tübingen soll auch nach der Übernahme erhalten bleiben.
BioNTechs ambitionierte Krebsforschungsstrategie
BioNTech plant, bis Ende dieses Jahres seinen ersten Zulassungsantrag für eine neuartige Krebstherapie in den USA einzureichen. Dabei handelt es sich um eine fortschrittliche Form der Chemotherapie gegen Gebärmutterkrebs, bei der Antikörper-Wirkstoff-Konjugate zum Einsatz kommen. Diese sollen Wirkstoffe gezielter an Krebszellen bringen.
Ein zweites wichtiges Standbein ist die mRNA-Technologie, die durch die Corona-Impfstoffe bekannt wurde. CureVac bringt jahrelange Erfahrung in genau diesem Bereich mit. Die Übernahme erfolgt kurz nach BioNTechs Kooperation mit Bristol Myers Squibb zur Entwicklung des Krebs-Wirkstoffkandidaten BNT327, die BioNTech garantierte Zahlungen von 3,5 Milliarden US-Dollar einbringt - mit der Möglichkeit auf weitere 7,6 Milliarden US-Dollar bei erfolgreicher Entwicklung.
Aktienmarkt reagiert positiv
Die CureVac-Aktie verzeichnete nach Bekanntgabe der Übernahmepläne einen Kurssprung von über 25 Prozent im XETRA-Handel, im vorbörslichen US-Handel an der NASDAQ sogar einen Anstieg von fast 30 Prozent. Die BioNTech-Aktie zeigte sich dagegen leicht rückläufig.
Mit Material von dpa-AFX
Bildquelle: Matthias Hangst/Getty Images, Pavlo Gonchar/SOPA Images/LightRocket via Getty Images