Aurubis will Kapitalrendite nachhaltig steigern - Aktie verliert
So wird für E-Autos mehr Kupfer benötigt als für Verbrenner und auch der Ausbau der Stromnetze verschlingt eine große Menge des Rohstoffs. Die US-Regierung zählt Kupfer mittlerweile denn auch zu den kritischen Mineralien und in der Europäischen Union gilt es als strategischer Rohstoff. Da Aurubis aktuell viel Geld in den Geschäftsausbau steckt, sind im seit Oktober laufenden Geschäftsjahr 2025/26 - wie von Analysten auch erwartet - aber erst einmal keine großen Sprünge beim Gewinn zu erwarten. Das teilte das Unternehmen am Mittwoch im Rahmen eines Kapitalmarkttages mit, der im Tagesverlauf in London stattfinden wird.
Langfristig profitieren wollen die Hamburger etwa von ihrem neuen US-Standort Richmond, der auch Schutz vor der US-Zollpolitik bietet. Im September wurde das Recyclingwerk in Augusta (Richmond County) im US-Bundesstaat Georgia eröffnet. Insgesamt rund 740 Millionen Euro steckt der Konzern in diesen neuen Standort, auch um vom Recycling-Boom in den USA zu profitieren. Ein zweites Modul folgt. Zunächst fallen aber Anlaufkosten an; ab dem Geschäftsjahr 2026/27 soll Richmond dann einen Gewinnbeitrag leisten, hatte die Unternehmensführung bereits im Februar erklärt.
Auch in den Standort Pirdop in Bulgarien zur Erweiterung der Elektrolyse sowie zur Schlackenverarbeitung und in das Werk in Hamburg, dort in den Bau einer neuen Edelmetallverarbeitung, fließt weiterhin Geld. Der Zeitplan für die Inbetriebnahme aller schon länger geplanten strategischen Projekte erstreckt sich bis ins Geschäftsjahr 2026/27.
Langfristig sollen die Projekte dann helfen, die Konzernrendite auf das im operativen Geschäft eingesetzte Kapital (ROCE) auf 15 Prozent zu steigern, wie Aurubis am Mittwoch weiter mitteilte. Für das seit Oktober laufende Geschäftsjahr 2025/26 peilt die Konzernführung um Toralf Haag aber erst einmal 7 bis 9 Prozent an. Der operative Vorsteuergewinn soll dann 300 bis 400 Millionen Euro erreichen - Analysten erwarten im Mittel 375 Millionen Euro. Zum Vergleich: Für das ebenfalls von hohen Investitionen geprägte Geschäftsjahr 2024/25 stellte Haag zuletzt die Mitte der Spanne von 330 bis 370 Millionen Euro in Aussicht.
Derweil stoppt das Unternehmen wegen einer trägen Nachfrage und Unsicherheiten mit Blick auf Europas Industrielandschaft seine Investitionen in das Batterierecycling, wie aus einer Unternehmenspräsentation zum Kapitalmarkttag in London hervorgeht. Es werde fortan im Batterierecycling ein Geschäftsmodell mit geringem Vermögenseinsatz (Asset Light) verfolgt, wenngleich Erfolge bei Verarbeitung von Schwarzmasse erzielt worden seien. So hatte Aurubis 2022 eine Pilotanlage für Batterierecycling am Standort Hamburg in Betrieb genommen, in der aus Schwarzmasse - ein Pulver, das beim Schreddern von Lithium-Ionen-Batterien entsteht - wiederverwertbare Metalle gewonnen werden.
Bereits am Dienstag hatte Aurubis kurz vor dem Ende des Xetra-Handels zudem mitgeteilt, einen höheren Anteil seines Gewinns als Dividende an seine Aktionäre auszahlen zu wollen. Die Ausschüttungsquote soll ab 2025/26 bis zu 30 Prozent des operativen Konzernergebnisses (nach Steuern) betragen. Für das abgelaufene Geschäftsjahr 2024/25 strebt der Konzern eine Ausschüttungsquote von 25 Prozent an. Hauptaktionär ist der Stahlkonzern Salzgitter mit knapp 30 Prozent Anteil an Aurubis.
Für die Aurubis-Aktie ging es am Mittwoch um füneinhalb Prozent auf 113,80 Euro nach unten. Allerdings war ihr Kurs am Vortag auch um bis zu rund elf Prozent auf ein Rekordhoch von 122,30 Euro nach oben geschnellt und hatte nur wenig darunter geschlossen. Trotz des Rücksetzers summieren sich die Kursgewinne 2025 immer noch auf fast 50 Prozent.
Hintergrund des Kurssprungs am Vortag war die Erwartung eines weiterhin starken europäischen Kupfermarktes. So hatte die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf eine mit der Sache vertraute Person berichtet, dass Aurubis die Kupferprämie für seine europäischen Kunden für 2026 um 40 Prozent auf ein Rekordniveau von 315 US-Dollar je Tonne anheben wolle. Diese Prämie ist ein Aufschlag auf den Kupferpreis der Londoner Metallbörse LME, den Aurubis für qualitativ hochwertige Kathoden verlangt, die etwa in der Produktion von Gießwalzdraht und Stranggussformaten verwendet werden.
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HAMBURG/LONDON (dpa-AFX)
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