freenet-Aktie trotzdem im Sinkflug: freenet hält an Prognose fest
Etwas zurückrudern musste das Unternehmen beim Ziel für den durchschnittlichen Umsatz pro Kunden. Zudem enttäuschte das Ergebnis im ersten Halbjahr nach Einschätzung von Experten wie dem Berenberg-Analysten Shekhan Ali leicht. Die Bestätigung des Gewinnziels sei zudem keine Überraschung.
Beim durchschnittlichen Umsatz pro Kunden rechnet freenet jetzt mit einem moderaten Rückgang anstatt mit einer stabilen Entwicklung. Diese Kennziffer steht zurzeit bei den Investoren besonders im Fokus. Die freenet-Aktie verlor im frühen Handel bis zu knapp zehn Prozent auf 26 Euro. Im Verlauf dämmte das Papier das Minus ein und notiert nun via XETRA zeitweise noch 5,85 Prozent tiefer bei 27,06 Euro.
Mit dem deutlichen Abschlag nach den Quartalszahlen rutschte das Papier auch im Jahresverlauf ins Minus. Seit Ende 2024 gab der Kurs um rund drei Prozent nach, während der MDax um mehr als ein Fünftel zulegte. Dabei sah es zu Beginn des Jahres noch hervorragend für die Aktie aus. Vor der Veröffentlichung der Zahlen zum ersten Quartal hatte das Papier noch ein Mehrjahreshoch von fast 38 Euro erreicht.
Beim um Sondereffekte bereinigten Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) rechnet freenet weiter mit einem Anstieg auf 520 bis 540 Millionen Euro. Dies hatte das Unternehmen bereits am Mittwoch nach Börsenschluss in Büdelsdorf mitgeteilt. 2024 hatte freenet operativ 506,5 Millionen verdient. In den ersten sechs Monaten zog das bereinigte operative Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) um ein halbes Prozent auf 257,4 Millionen Euro an.
Der Umsatz kletterte dank guter Geschäfte im TV-Segment, dem im Vergleich zum Mobilfunksegment deutlich kleineren Bereich, um knapp ein Prozent auf etwas mehr als 1,2 Milliarden Euro. Während der Erlös im Segment TV und Medien um sechseinhalb Prozent anzog, lag er im Mobilfunkbereich mit etwas mehr als einer Milliarde Euro nur minimal über dem Vorjahreswert.
Im TV-Geschäft profitiert freenet weiter vom Wegfall des sogenannten Nebenkostenprivilegs: So dürfen Vermieter in Deutschland die Kosten für Kabelfernsehen seit vergangenem Sommer nicht mehr pauschal über die Nebenkosten abrechnen. Mieter können daher ihren Fernsehanschluss frei wählen.
Eine Alternative ist unter anderem freenets Waipu.tv - allerdings konnte der Bereich bei der Kundenzahl in den drei Monaten bis Ende Juni nicht weiter zulegen. Die Zahl der Abo-Kunden lag weiter bei rund zwei Millionen. Im Vergleich zum Jahresende 2024 bedeutet dies ein Plus von etwas mehr als drei Prozent.
Das Wachstum blieb damit aber deutlich hinter dem des ersten Halbjahrs 2024 zurück. "Der Rückgang zum Vorjahreszeitraum ist auf das Ende der Vermarktung von waipu.tv durch Telefonica zum Ende des dritten Quartals 2024 zurückzuführen, was in spürbaren Bestandseffekten resultiert", hieß es. "Diese Effekte werden sich auch im zweiten Halbjahr 2025 auswirken."
Unabhängig von diesem Effekt habe sich das Kundenwachstum auf einem hohen Niveau fortgesetzt. Entsprechend geht freenet für das zweite Halbjahr von einer Erholung beziehungsweise einer Steigerung der Wachstumszahlen im Vergleich zu den ersten sechs Monaten des Jahres aus.
Im Mobilfunkgeschäft kämpft freenet mit einem erhöhten Wettbewerbsdruck. Daher steige der Kundenanteil im Discountbereich. Der durchschnittliche Umsatz pro Vertragskunde sei in den ersten sechs Monaten im Vergleich zum Vorjahr um 40 Cent auf 17,4 Euro gesunken. Der Rückgang sei damit höher als erwartet ausgefallen.
freenet schrumpft Vorstand von sechs auf zwei Mitglieder
Der Telekomdienstleister freenet plant eine drastische Verkleinerung seines Vorstandes: Mit Wirkung zum 1. September 2025 soll das Gremium von aktuell noch sechs Mitgliedern auf nur noch zwei verkleinert werden - den seit Juni amtierenden Vorstandsvorsitzenden Robin Harries und den Finanzvorstand Ingo Arnold, wie der im MDAX und TecDAX notierte Konzern mitteilte. Diese Entscheidung, die der Aufsichtsrat am Vortag getroffen habe, sei das Ergebnis eines infolge des CEO-Wechsels initiierten Überprüfungsprozesses zur Zusammensetzung des Vorstands.
"Durch die stringente Aufteilung der Aufgaben auf den CEO Robin Harries und den CFO Ingo Arnold sollen Verantwortlichkeiten eindeutig zugeordnet, die ressortübergreifende Zusammenarbeit gestärkt und Entscheidungsprozesse beschleunigt werden", teilte freenet bei der Vorlage der Halbjahreszahlen mit,
Harries ist bis Ende Mai 2028 bestellt. Die Bestellung von Ingo Arnold zum CFO wurde vorzeitig um drei Jahre bis Ende 2029 verlängert. Zu den weiteren Vorstandsmitgliedern machte freenet zunächst keine Angaben. Zu dem Gremium gehören aktuell noch Personalvorständin Nicole Engenhardt-Gillé, IT-Vorstand Stephan Esch und Antonius Fromme, der als Vorstand Kunde die direkten Kundenbeziehungen verantwortet.
Dow Jones Newswires / dpa-AFX
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