Helaba: Bei Aktien überwiegen aktuell die Risiken

Das Research-Team der Helaba - Landesbank Hessen Thüringen sieht derzeit zu viele Bremsklötze bei den Aktienmärkten.
Die Aktienmärkte in den USA und Deutschland haben sich scheinbar eine Teflonschicht zugelegt. Egal welche und woher die Störfeuer kommen - der Markt macht keine Anstalten länger und stärker einzuknicken. Ein drohender Krieg zwischen den USA und Nordkorea, steigende Leitzinsen, Ankündigung des Starts der Bilanzverkürzung der US-Notenbank, diverse Börsengurus mit warnenden Stimmen, alles egal. Der Markt schüttelt die Störfeuer ab und erreicht in den USA ein Allzeithoch nach dem anderen. In Deutschland fehlt nur noch wenig zu neuen Rekordhochs.
Helaba sieht die Märkte kritisch
Laut einem Researchbericht vom 22. September 2017 gibt die Helaba mehrere Gründe an, die keine Lust auf Aktien machen. Zum Ersten wäre die hohe Bewertung der Aktienmärkte zu nennen. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis auf Basis der Konsensschätzungen für die kommenden zwölf Monate liegt beim DAX deutlich über dem Mittelwert und beim Dow Jones Industrial sogar am Maximum der 10-Jahresspanne. Bei der Dividendenrendite liegen sowohl DAX als auch Dow Jones unter ihrem Mittelwert.
Zum Zweiten verharrt die implizite Volatilität im Bereich von hoher Sorglosigkeit. Die Angstbarometer VIX und V-DAX liegen am Boden, zappeln dort leicht - doch erst wenn es an den Märkten turbulenter zugehen sollte, würden sie heftig anziehen.
Als einen weiteren Belastungsfaktor sieht die Helaba den angekündigten Start des Bilanzabbaus durch die US-Notenbank Fed. Die Anleiheankaufprogramme seien ein tragender Faktor für die Aktienmarkthausse gewesen. Wird demnächst Geld aus dem Markt genommen, könnte dies durchaus Auswirkungen auf die Aktienmärkte haben, denn der Aktienmarkt lebt unter anderem von der Liquidität. Wird das Geld knapper, so könnte das zu weniger Aktienkäufen führen. Durchaus ein mögliches Risikopotenzial für die Aktienmärkte.
Daneben hat der ifo-Geschäftsklimaindex Höhen erklommen, die in der Historie negative DAX-Renditen in den kommenden 9-12 Monaten prognostizierten. Der Zusammenhang hierbei: Die Konjunktur verläuft in Zyklen und nach einem zyklischen Konjunkturhoch - welches beispielsweise durch Spitzenwerte beim ifo-Index angezeigt wird - folgt für gewöhnlich ein konjunktureller Abschwung. Aktien laufen der Konjunktur tendenziell voraus und so zeigt die Historie, dass hohe Werte beim ifo-Index und Aktienmarkthochs zeitlich in etwa zusammenfielen. Laut der Helaba - die hierzu genauere Berechnungen angestellt hat - wies der DAX 9-12 Monate nach ifo-Index-Ständen von über 110 seit dem Jahr 1965 im Durchschnitt negative Renditen auf.
Sotheby's-Indikator gibt ebenfalls Warnsignal
Der Kursverlauf der Aktie des bekannten Auktionshauses Sotheby's weist laut der Helaba einen guten Vorlaufcharakter für den gesamten Aktienmarkt auf. Auf größere Kurseinbrüche bei Sotheby's folgten seit dem Jahr 1990 Einbrüche am breiten Aktienmarkt. Warum gerade Sotheby's als Barometer taugt - hierzu gibt die Helaba die Antwort: Sollte zu viel Geld im Markt sein, so treibt dies irgendwann auch den Markt für Kunst. Kunst wird teurer, teurer versteigert - daran verdient Sotheby's, die Aktie des Auktionators steigt tendenziell. Geht es jedoch in die andere Richtung, so macht Sotheby's weniger Profit und die Aktie sinkt eher.
Seit Ende Juli 2017 ist die Aktie von Sotheby's kräftig abgestürzt. Möglicherweise ein Warnsignal.
Fazit
Die deutschen und amerikanischen Aktienmärkte bergen laut Analysen der Helaba Risiken. Sowohl die hohe Bewertung als auch andere Marktgegebenheiten deuten darauf hin, dass das Chance-Risiko-Verhältnis zurzeit kaum Appetit auf Aktien macht.
Redaktion finanzen.net
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