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Ist Gold wirklich ein sicherer Hafen?

17.03.17 13:33 Uhr

Ist Gold wirklich ein sicherer Hafen? | finanzen.net

Gold hat den Ruf, die perfekte Krisenwährung zu sein. Doch nicht alle Experten teilen diese Ansicht. Nicht wenige sprechen vielmehr von einem Irrglauben.

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Viele Investoren sehen in Gold die perfekte Krisenwährung. Sie glauben, das Edelmetall entwickle sich stark, wenn alle anderen Anlageklassen schwächeln. Deshalb suchen sie in Krisenzeiten Gold als sicheren Hafen auf. Aber auch wenn Gold mit einer großen Fan-Gemeinde aufwarten kann, gibt es auch kritische Stimmen, die davon überzeugt sind, dass das Edelmetall dieses Image nicht verdient.

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Langfristig schwache Performance

Die Debatte um die Bedeutung von Gold wird häufig sehr emotional geführt. Beginnen wir deshalb zunächst mit einem Blick auf die Fakten: Über einen längeren Zeitraum hinweg kann die Preisentwicklung des gelben Edelmetalls nicht überzeugen. So verlor Gold in den vergangenen drei Jahren rund 10 Prozent an Wert, über einen Zeitraum von fünf Jahren war es sogar ein Rückgang um mehr als 25 Prozent.

Hinzu kommt, dass der Goldpreis dabei heftigen Schwankungen ausgesetzt war. "Auf Sicht von zehn Jahren liegt die Volatilität von Gold mit 19,1 Prozent nur unwesentlich unterhalb dem Wert des DAX, schwankt aber weitaus mehr als deutsche Staatsanleihen, die zwischen dem 1.7.2006 und dem 30.6.2016 mit 4,4 Prozent die im Vergleich geringste Volatilität aufwiesen", stellte etwa Sascha Werner, Analyst der Luxemburger Fondsplattform Moventum, fest.

Das macht Gold dann wohl doch zu einem Risikoinvestment. Für langfristig orientierte Anleger sollte jedoch eine kontinuierliche Wertentwicklung im Vordergrund stehen, denn je nach Einstiegszeitpunkt kann eine Goldanlage aufgrund ihrer starken Volatilität selbst in einem positiven Marktumfeld für Edelmetalle nur schwache Renditen erzielen.

Woher kommt also der Ruf als sicherer Hafen?

In der Vergangenheit zeigte sich des Öfteren ein Zusammenhang zwischen Aktien und Gold. So profitierte der Goldpreis etwa vom Ausbruch der Finanzkrise. Dies ist darauf zurückzuführen, dass Gold viel mit Vertrauen und Emotionen zu tun hat. So hat der Ausbruch der Finanzkrise dazu geführt, dass das Vertrauen in die Notenbanken, für stabile Preise zu sorgen, stark gelitten hat.

Die Notenbanken kontrollieren die umlaufende Geldmenge, der Geldwert wird von Staaten garantiert. Im Gegensatz dazu kann Gold nicht unbegrenzt vermehrt werden - ein wichtiges Kaufargument in unsicheren Zeiten.

Letzten Endes hängt der Goldpreis eben von Angebot und Nachfrage ab. Wenn viele Anleger Gold kaufen, weil sie anderen Anlageformen nicht mehr vertrauen, so muss der Wert zwangsläufig steigen. Die Psychologie spielt beim Goldpreis also eine entscheidende Rolle.

Wer in Gold investiert, weil er es als eine Art Risikoversicherung gegen Krisen betrachtet, für den empfiehlt sich physisches Gold - also Barren oder Münzen. Andere Anlagemöglichkeiten wie Goldminen-Aktien oder Gold-Zertifikate sind dagegen Finanzinstrumente und daher vom Finanzmarkt abhängig.

Sinn einer Goldanlage fraglich

Viele Kritiker gehen jedoch mit Gold hart ins Gericht. Einer von ihnen ist Andreas Beck, Gründer des Münchener Instituts für Vermögensaufbau (IVA). Und so bewertet er den Nutzen von Gold: "Es liegt erst sinnlos in der Erde, wird dann mit viel Aufwand herausgeholt. Danach liegt es wieder genauso sinnlos in einem Tresor."

Auffällig ist, dass der Goldkurs auf verschiedene geopolitische Krisen wie den Ukraine-Konflikt oder die Schuldenproblematik in Griechenland kaum reagiert hat. Dies liegt daran, dass Anleger diese Krisen kaum als Gefahren für ihr Vermögen betrachteten und weiterhin erfolgreich auf Aktien setzten. "Das Edelmetall hat seinen Status als sicherer Hafen verloren", erklärt deshalb Maximilian Uleer, Investmentstratege bei der Kölner Privatbank Sal. Oppenheim. Deshalb lohne sich ein Goldinvestment auch mittelfristig nicht mehr.

Gegen eine Goldanlage spricht daneben, dass sie keine laufende Rendite abwirft. Anleger erhalten keine Zinsen oder Dividenden, sie können nur auf eine Preissteigerung bis zum Verkaufszeitpunkt hoffen. Diese fehlenden laufenden Einnahmen sorgen dafür, dass sich viele Anleger wieder von ihrem Gold trennen, sobald sie sich sicherer fühlen. Entsprechend verliert Gold nach Stresssituationen in der Regel wieder an Wert. Die Folge sind starke Kursschwankungen.

Nicht zu vergessen ist zudem das Währungsrisiko: So wird Gold an den internationalen Märkten in US-Dollar gehandelt, beim einem Verkauf hält man den Kaufpreis jedoch in Euro. Fiktiv erhält man also für das Gold zunächst US-Dollar und muss diese dann in Euro umtauschen. Bei einem ungünstigen Umtauschkurs drohen somit Gewinneinbußen oder gar Verluste.

Kein Rettungsanker in dramatischen Krisen

Besorgte Anleger sollten ferner bedenken, dass sich der Goldpreis doch nicht ganz dem Einfluss der Währungshüter entzieht. Immerhin sitzen sie auf bedeutenden Goldbeständen und treten am Markt als Käufer oder Verkäufer auf. Ein geringes Vertrauen in die Notenbanken kann also nur eingeschränkt als Kaufargument für Gold herhalten.

Einige Gold-Fans glauben, dass sie sich mit ihrer Goldanlage gegen mögliche Schreckensszenarien absichern können. Aber auch diesem Argument kann Andreas Beck vom IVA nichts abgewinnen. Er meint, wer davon ausgehe, dass die staatliche Infrastruktur zusammenbricht, für den sei ohnehin jede Art von Planung sinnlos.

Kryptowährungen - Sicherer Hafen der Zukunft?

Möglicherweise ist Gold ohnehin schon dabei, seine hervorstechende Bedeutung als sicherer Hafen zu verlieren. Die Zukunft könnte den Digitalwährungen gehören, die ebenso wie Gold relativ unabhängig von der Geldpolitik der internationalen Notenbanken sind.

Dafür könnte sprechen, dass der Kurs des Bitcoin Anfang März 2017 erstmals über den des Goldes klettern konnte. Für Bitcoin-Fans ist dies ein sicheres Indiz dafür, dass die Kryptowährung auf dem Weg ist, das gelbe Edelmetall als Krisenwährung Nummer eins abzulösen.

Redaktion finanzen.net

Bildquellen: tankist276 / Shutterstock.com, aslysun / Shutterstock.com

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