Laut Experten unterbewertet: Diese Aktien aus Warren Buffetts Depot sind aktuell billig
• Experten identifizieren fünf unterbewertete Aktien im Berkshire-Depot
• Meinung von anderen Analysten weicht teilweise ab
• Auch größte Depot-Positionen von Buffett teils mit attraktiver Bewertung
Warren Buffett ist dafür bekannt, sich für ein Investment vor allem Unternehmen auszusuchen, deren Aktien seiner Meinung nach unter ihrem inneren Wert gehandelt werden und die somit unterbewertet sind. Inzwischen sind laut den Analysten von "Morningstar" allerdings viele Titel, die sich zuletzt im Depot seiner Investmentholding Berkshire Hathaway befanden, entweder fair bewertet oder sogar überbewertet. Umso spannender ist ein Blick auf die wenigen Ausnahmen, bei denen die Experten von "Morningstar" noch klares Kurspotenzial sehen. Dabei stimmen ihre Einschätzungen allerdings nicht immer mit dem breiteren Analystenkonsens überein.
Welche Buffett-Aktien besonders attraktiv sind
Zu den unterbewerteten Titeln im Berkshire-Depot, die momentan am attraktivsten scheinen, zählen laut "Morningstar" die Aktien von Ally Financial, Amazon, Constellation Brands, Kraft Heinz und Occidental Petroleum.
Ally Financial, ein US-amerikanisches Finanzinstitut mit Schwerpunkt auf Autokrediten, geriet laut "Morningstar" zuletzt durch einen schwächelnden Automarkt und steigende Kreditkosten unter Druck. Dennoch sehen die Analysten das Unternehmen gut aufgestellt und glauben, dass die verbesserte Finanzierungsstruktur von Ally zukünftig zu besseren Renditen führen wird. Der faire Wert der Aktie liegt laut ihrer Einschätzung bei 45 US-Dollar, während der aktuelle Kurs nur 41,21 US-Dollar beträgt (Stand: Schlusskurs vom 3. Juli 2025).
Während "Morningstar" also eine klare Unterbewertung sieht, zeigt sich der Analystenkonsens gemäß "TipRanks" vorsichtiger: Das aus 14 Analystenbewertungen ermittelte durchschnittliche Kursziel wird hier mit 40,07 US-Dollar angegeben, was nahezu dem aktuellen Kursniveau entspricht. Die Aktie wäre somit zum gegenwärtigen Zeitpunkt fair bewertet. Auch aus den Ratings, die aus achtmal "Kaufen", viermal "Halten" und zweimal "Verkaufen" bestehen, lässt sich hier keine klare Kaufempfehlung ableiten (Stand: 3. Juli 2025).
Bei Amazon stieg Warren Buffett erst 2019 ein, seitdem ist die Position jedoch ein fester, wenn auch kleiner Bestandteil des Berkshire-Portfolios geworden. Buffett selbst äußerte in der Vergangenheit Bedauern darüber, nicht früher in den von Jeff Bezos gegründeten Konzern investiert zu haben. Zum Ende des ersten Quartals hielt Berkshire Hathaway 10 Millionen Amazon-Aktien, was 0,74 Prozent des gesamten Depots entsprach. Laut "Morningstar" besitzt Amazon einen - für Warren Buffetts Anlageentscheidungen wichtigen - wirtschaftlichen Burggraben sowohl durch seine Vormachtstellung im Online-Handel als auch durch die Cloud-Sparte Amazon Web Services (AWS). Die Analysten von "Morningstar" setzen den Fair Value der Amazon-Aktie daher bei 240 US-Dollar fest. Mit einem aktuellen Kurs von nur 223,41 US-Dollar ist der Titel damit ihrer Meinung nach unterbewertet (Stand: Schlusskurs vom 3. Juli 2025).
Auch der bei "TipRanks" abgebildete allgemeine Analystenkonsens ist dieser Meinung: Dort liegt das durchschnittliche Kursziel sogar bei 243,32 US-Dollar, wobei 47 von 48 Analysten zum Kauf raten (Stand: 3. Juli 2025).
Constellation Brands, bekannt für mexikanische Biermarken wie Corona, ist ein vergleichsweise neues Investment im Buffett-Universum. Erst im vierten Quartal 2024 stieg Berkshire hier ein - und stockte bereits im ersten Quartal 2025 massiv auf: Die Beteiligung wurde um 113,52 Prozent auf 12,009 Millionen Aktien erhöht. Mit den Zukäufen reagierte Buffett womöglich auf einen Einbruch der Constellation Brands-Aktie zum Jahreswechsel, und nutzte die Gelegenheit, um sich günstig einzudecken. Auch die Analysten von "Morningstar" sehen trotz eines deutlich zweistelligen Kursrückgangs seit Jahresbeginn Gründe für Optimismus: Die Biermarken seien stark positioniert und lieferten einen breiten Burggraben durch Markenwert und Vertriebspartnerschaften, während der Turnaround bei Weinen und Spirituosen noch Zeit benötige. Den fairen Wert der Aktie von Constellation Brands schätzt "Morningstar" auf 274 US-Dollar - aktuell notiert der Titel bei lediglich 172,32 US-Dollar deutlich tiefer (Stand: Schlusskurs vom 3. Juli 2025).
Bei "TipRanks" fällt der Analystenkonsens mit einem Kursziel von 200,61 US-Dollar zwar deutlich konservativer aus, signalisiert aber ebenfalls ein klares Aufwärtspotenzial. Elf Analysten sprechen sich dabei für einen Kauf aus, sieben für das Halten (Stand: 3. Juli 2025).
Bei Kraft Heinz ist Warren Buffett mit Berkshire Hathaway der größten Anteilseigner und hält mehr als ein Viertel der Unternehmensaktien - und das seit vielen Jahren. Zwar lässt die Performance des Nahrungsmittelriesen in den letzten Jahren einiges zu wünschen übrig, doch "Morningstar" lobt die neue strategische Ausrichtung: Das Unternehmen fokussiere sich nun stärker auf profitables Wachstum, was langfristig Früchte tragen könnte. Mit einem Kurs von zuletzt 26,66 US-Dollar liegt die Aktie weit unter der Fair Value-Schätzung der "Morningstar-Analysten", die bei 53 US-Dollar liegt (Stand: Schlusskurs vom 3. Juli 2025).
Die Einschätzung bei "TipRanks" fällt allerdings deutlich verhaltener aus: Mit einem durchschnittlichen Kursziel von nur 28,87 US-Dollar sehen die meisten Analysten den Titel momentan als korrekt bewertet an und glauben kaum an weiteres Aufwärtspotenzial. Zwölf von ihnen empfehlen zu halten, lediglich drei zu kaufen (Stand: 3. Juli 2025). Die Mehrheit der Analysten scheint hier also noch nicht an einen Turnaround zu glauben.
Occidental Petroleum war zum Ende des ersten Quartals 2025 das sechstgrößte Investment von Warren Buffett. Mit mehr als 264,9 Millionen Aktien machte die Beteiligung am Öl- und Gasproduzenten einen Anteil von 5,06 Prozent am gesamten Berkshire-Depot aus. Zudem deutete Buffett in einem Aktionärsbrief an, dass Berkshire Hathaway die Occidental-Aktie möglicherweise dauerhaft im Portfolio halten werde - ein Ritterschlag für das Unternehmen, der verdeutlicht, wie stark der Starinvestor von Occidental Petroleum überzeugt ist. Womöglich auch deshalb hatte er die Beteiligung im ersten Jahresviertel weiter ausgebaut. Auch die Analysten von "Morningstar" halten die Bewertung von Occidental Petroleum für attraktiv: Laut ihnen liege der faire Wert bei 59 US-Dollar, während die Aktie derzeit nur 43,80 US-Dollar kostet (Stand: Schlusskurs vom 3. Juli 2025).
Bei den von "TipRanks" gesammelten Analystenstimmen fällt das Potenzial hingegen kleiner aus: Hier wurde aus 18 Analysen ein Durchschnittskursziel von 47,44 US-Dollar ermittelt - mit mehrheitlich neutralen Einschätzungen (13x Halten; 4x Kaufen; 1x Verkaufen) (Stand: 3. Juli 2025).
Gibt es auch Kurspotenzial unter Buffetts größten Positionen?
Während "Morningstar" lediglich die genannten fünf Anteilsscheine als "unterbewertete Warren-Buffett-Aktien aus dem Portfolio von Berkshire Hathaway" aufzählt, könnte sich auch ein Blick auf die fünf größten Positionen des Orakels von Omaha lohnen. Schließlich machen diese zusammengenommen nicht umsonst den Löwenanteil am Berkshire-Depot aus. Tatsächlich finden sich selbst hier Unternehmen, die laut Analysten ein attraktives Bewertungspotenzial bieten.
So bleibt etwa Apple, mit einem Anteil am Berkshire-Depot von 25,76 Prozent, weiter aussichtsreich: Das durchschnittliche Kursziel aus 27 Analysen liegt laut "TipRanks" bei 226,36 US-Dollar, während der letzte Schlusskurs nur 213,55 US-Dollar betrug. Daneben gilt auch Coca-Cola als unterbewertet: Laut "TipRanks" liegt das durchschnittliche Kursziel der Experten bei 79,50 US-Dollar, was rund 11,4 Prozent über dem letzten Schlusskurs von 71,35 US-Dollar liegt. Auch bei Chevron und Bank of America gibt es laut "TipRanks" noch Aufwärtspotenzial, allerdings liegen hier die durchschnittlichen Kursziele nur rund 7,9 Prozent beziehungsweise 5,25 Prozent über dem jeweiligen letzten Schlusskurs (Stand: Schlusskurse vom 3. Juli 2025).
Unter Buffetts Top-5 scheint derzeit nur American Express überbewertet zu sein. Hier liegt das durchschnittliche Kursziel der Analysten laut "TipRanks" bei 293,47 US-Dollar, das Papier schloss zuletzt jedoch bereits bei 328,13 US-Dollar (Stand: Schlusskurs vom 3. Juli 2025). Dennoch rät nur ein Experte zum Verkauf des Anteilsscheins, während acht eine Kaufempfehlung aussprechen und weitere zehn zum Halten raten.
Nicht bei allen Berkshire-Aktien sind die Analysten also einer Meinung - geschweige denn der gleichen Meinung wie Warren Buffett. Sein Investmentstil ist jedoch langfristig ausgerichtet und zahlt sich womöglich erst nach Jahren aus. Doch gerade dort, wo sich die Einschätzungen von "Morningstar", weiteren Analysten und dem legendären Investor überschneiden, könnten sich für Anleger spannende Einstiegschancen bieten und sich ein genauerer Blick lohnen.
Redaktion finanzen.net
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