DHL-Aktie klettert: Unerwartete Gewinnsteigerung
Unter dem Strich stieg der Gewinn sogar überproportional. Die konjunktur- und zollbedingt anhaltend volatilen Handelsvolumina konnte der Bonner Logistikkonzern DHL laut Mitteilung überkompensieren, indem er Stellschrauben wie aktives Kapazitätsmanagement, strukturelle Kostensenkungen und Preiserhöhungen nutzte. Auch fuhr er die Investitionen herunter und beschränkte sie auf langfristige Wachstumsbereiche. Der vielbeachtete Free Cashflow verbesserte sich im Vorjahresvergleich stärker als erwartet.
Den Ausblick für 2025 mit einem EBIT von mindestens 6 Milliarden Euro und einem Free Cashflow ohne M&A von rund 3 Milliarden Euro bestätigte der DAX-Konzern. Er berücksichtige den bisher begrenzten Einfluss neuer US-Importregeln für Sendungen mit geringem Warenwert (De-Minimis-Regeln). Weiterhin unberücksichtigt lasse der Ausblick jedoch mögliche weitere Eskalationen bei Zöllen und Handelspolitik.
Im dritten Quartal stieg der operative Gewinn vor Zinsen und Steuern (EBIT) um rund 8 Prozent auf 1,48 Milliarden Euro. Die Konsensschätzungen rechneten mit einem Rückgang auf 1,28 Milliarden Euro.
Die EBIT-Marge verbesserte sich auf 7,3 Prozent von 6,7 im Vorjahr.
Unter dem Strich stieg der den Aktionären zuzurechnende Gewinn um 12 Prozent auf 840 Millionen Euro, erwartet worden war ein Rückgang auf 716 Millionen. Je Aktie betrug der Gewinn unverwässert 0,75 Euro verglichen mit 0,64 Euro im Vorjahr; die Schätzung lag bei 0,63 Euro.
Der Umsatz sank um 2,3 Prozent auf 20,13 Milliarden Euro, die Konsensschätzungen hatten einen stärkeren Rückgang auf 20,05 Milliarden antizipiert.
Der Free Cashflow (ohne M&A) stieg auf 1,2 Milliarden Euro von 682 Millionen; erwartet worden waren hier 735 Millionen.
DHL: Sind bei Fit-for-Growth-Programm "vor Zeitplan"
DHL hat beim konzernweiten Effizienzprogramm Fit for Growth "gute Fortschritte gemacht im dritten Quartal" und liegt "vor dem Zeitplan", sagten CEO Tobias Meyer und CFO Melanie Kreis in der Medientelefonkonferenz zu den Ergebnissen. Das sei bereits in den Ergebnissen für das dritte Quartal sichtbar, so Meyer.
Das Programm betrifft etwa die Bereiche Luftfahrt und Luftfracht, Bodenbetrieb und Lager und Supportfunktionen. Durch verschiedenste strukturelle Initiativen will DHL beispielsweise im Bereich Luftfahrt und Luftfracht mehr als 400 Millionen Euro, bei Bodenbetrieb und Lager mehr als 500 Millionen und im Bereich Supportfunktionen mehr als 200 Millionen Euro einsparen.
Im dritten Quartal seien beispielsweise die Luftfahrt-Kosten von DHL Express im Vorjahresvergleich um 8,5 Prozent gesunken, teilte DHL mit. Die sogenannten Abhol- und Zustellkosten des Segments seien um 5,8 Prozent gesunken, die Hub-Kosten um 1,2 Prozent und die Zahl der "operativ Mitarbeitenden" in Vollzeit um 3,9 Prozent, wie aus der Investoren-Präsentation hervorgeht. Im Segment Supply Chain habe der Konzern die EBIT-Konversion verbessert und dabei von Standardisierung und Digitalisierung (Robotik und KI) profitiert. Bei der EBIT-Verbesserung im Segment Post und Paket Deutschland hätten neben Paket-Wachstum und Preiserhöhungen auch Kostenmaßnahmen eine Rolle gespielt. Das Segment habe den angekündigten Stellenabbau "weitgehend volllzogen" und stocke nun bei saisonalen Kräften auf.
CEO Meyer zufolge sei der Stellenabbau im deutschen Post- und Paketsegment - wie angekündigt - ohne betriebsbedingte Kündigungen erfolgt und über die normale Fluktuation geschehen, die in dem Segment sehr hoch sei. Es seien keine Zusatzkosten angefallen.
DHL hatte Ende März ein Kostensenkungsprogramm angekündigt, das konzernweit die Kostenbasis um 1 Milliarde Euro senken soll. Im Rahmen dessen sollten 2025 bei Post & Paket Deutschland 8.000 Stellen wegfallen, 4 Prozent der Beschäftigten. DHL hatte mitgeteilt, das sei sozialverträglich - also ohne Entlassungen - und ohne Zusatzkosten bewerkstelligbar.
DHL Group 'liefert' und treibt Aktienkurs an
Anteile der DHL Group haben am Donnerstag ihre jüngste Rally fortgesetzt. Mit einem Plus via XETRA von fast sieben Prozent auf 42,54 Euro kletterte der Kurs zwischenzeitlich auf den höchsten Stand seit März dieses Jahres. Zuletzt lag der Kurs mit 41,93 Euro wieder etwas unter dem Zwischenhoch im August, aber immer noch rund fünf Prozent im Plus.
Das Papier belegte damit rund eine Stunde nach Handelsstart Rang zwei im DAX, übertroffen nur von den Aktien von Zalando. Im bisherigen Jahresverlauf verteuerte sich das Papier um rund 23 Prozent und gewann damit etwas mehr als der Leitindex. Mit einem Börsenwert von rund 50 Milliarden Euro liegt die DHL in dieser Wertung im Dax-Mittelfeld.
DHL hat sich im dritten Quartal überraschend gut gegen die Verwerfungen infolge der globalen Handelskonflikte gewehrt. Anders als von Analysten erwartet stieg der operative Gewinn. Dies sei das Resultat aktiven Kapazitätsmanagements sowie struktureller Kostenverbesserungen, sagte Konzernchef Tobias Meyer. Zudem halfen Preisanpassungen. Meyer bestätigte den Jahresausblick und sieht den Konzern für das wichtige Jahresschlussgeschäft gut gerüstet.
Die Erwartungen an den Quartalsbericht seien im Vorfeld zurückhaltend gewesen, schrieb Analyst Michael Aspinall vom Investmenthaus Jefferies. Die Kostenkontrolle des Logistikkonzerns habe ein schwieriges konjunkturelles Umfeld sowie strengere regulatorische Anforderungen ausgleichen müssen. "Das wurde geliefert", resümierte der Experte in einer ersten Einschätzung des Zahlenwerks.
Beim operativen Gewinn (Ebit) habe DHL die Konsensschätzung um 12 Prozent überboten, schrieb Andy Chu von der Deutschen Bank. Dazu beigetragen hätten vor allem DHL Express und das Brief- und Paketgeschäft auf dem Heimatmarkt dank Preissteigerungen und Kostenkontrollmaßnahmen. Investoren hätten zudem damit gerechnet, dass der Konzern die Jahresziele senkt; diese habe DHL Group aber bestätigt.
Nächste Zielmarke für die Aktien ist nun das Jahreshoch von Anfang März bei über 44 Euro. Eine gute Unterstützung bot zuletzt die 200-Tage-Linie bei aktuell knapp 39 Euro. Sie findet an der Börse als Indikator für den längerfristigen Trend große Beachtung.
DOW JONES / dpa-AFX Broker
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