EVOTEC-Aktie sackt ab: Verluste nehmen zu - Vereinbarung mit Sandoz unterzeichnet
Die am Mittwoch in Hamburg vorgelegten Quartalsergebnisse blieben hinter den Erwartungen zurück. Derweil lief es bei der Biotech-Tochter Just-EVOTEC Biologics (JEB) besser. Sie verkauft EVOTEC jetzt aber an Sandoz, wie am Dienstagabend mitgeteilt wurde und bereits seit Sommer beabsichtigt wurde.
In den ersten neun Monaten des Jahres ging der Umsatz von EVOTEC im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 7 Prozent auf rund 535 Millionen Euro zurück. Der bereinigte operative Verlust (bereinigtes Ebitda) weitete sich von 6 Millionen auf knapp 17 Millionen Euro aus. Unter dem Strich reduzierte sich der Verlust etwas von gut 155 Millionen auf rund 118 Millionen Euro, unter anderem dank Sparmaßnahmen. Die Ziele für 2025 und 2028 bestätigte der Konzern.
EVOTEC sprach von einer schwachen Nachfrage im Markt für frühe Arzneimittelforschung (D&PD). Der Umsatz in dem Geschäftsbereich ging deutlich zurück. Dieses Minus konnte das gut gelaufene Geschäft von Just-EVOTEC Biologics (JEB) nur teilweise ausgleichen. Zudem kämpft EVOTEC mit Unterauslastung und hohen Fixkosten. Hinzu kommen Kosten im Zusammenhang mit dem Anlaufen einer JEB-Anlage im französischen Toulouse. Sie ist Teil des nun beschlossenen Verkaufs an Sandoz.
Zudem kaufen die Schweizer 100 Prozent der JEB-Anteile und die Lizenzgebühren zur Produktionstechnologie von JEB. Für das Paket zahlt Sandoz laut den Angaben einen Barbetrag in Höhe von rund 350 Millionen US-Dollar (302 Mio Euro). Die Lizenz umfasst laut Mitteilung eine unbegrenzte Anzahl an Molekülen, wobei derzeit für bis zu zehn Moleküle eine Lizenzgebühr anfalle.
Zusätzlich hat EVOTEC Anspruch auf Lizenzgebühren und Entwicklungsumsätze einschließlich erfolgsabhängiger Meilensteine in den kommenden Jahren von rund 300 Millionen Dollar, so die Mitteilung weiter. Bestehende vertragliche Verpflichtungen würden dadurch ersetzt, hieß es weiter.
JEB ist bereits seit 2023 ein strategischer Partner von Sandoz, wobei sich die Basler Mitte 2024 auch einen Zugang zu der Produktion in Toulouse gesichert hatten. Sandoz will nun mit dem Zukauf die internen Entwicklungs- und Fertigungskapazitäten im Bereich Biosimilars ausbauen. Die Marktchancen dazu werden laut den Angaben für die kommenden zehn Jahre auf rund 300 Milliarden Dollar geschätzt.
Zugleich stehe der Zukauf im Einklang mit den bestehenden Investitionsverpflichtungen von Sandoz und er habe keine Auswirkungen auf die Gesamtjahresprognose. Sandoz rechnet 2025 mit einer Ebitda-Marge im Bereich von 21 bis 22 Prozent, während der Umsatz im mittleren einstelligen Prozentbereich zulegen soll./lew/mne/mis
EVOTEC-Aktien sacken ab - RBC: Trostloses Quartal
Nach Kursgewinnen im vorbörslichen Aktienhandel sind die Aktien von EVOTEC am Mittwoch auf XETRA zunehmend unter Druck geraten. Im Tagestief sackten sie um mehr als 12,5 Prozent auf 6,20 Euro ab und fielen auf den tiefsten Stand seit Anfang Oktober. Die Papiere des Biotech-Unternehmens waren mit Abstand der größte Verlierer im SDAX der kleineren Börsentitel. Zuletzt betrug der Abschlag noch 9,29 Prozent auf 6,43 Euro.
Der Entwickler pharmazeutischer Wirkstoffe kämpft weiterhin mit einer schwachen Nachfrage. Diese führt zu Unterauslastung und hohen Fixkosten. Hinzu kommen Kosten im Zusammenhang mit dem Anlaufen einer Anlage der Biotech-Tochter Just-EVOTEC Biologics (JEB) in Toulouse. Daher fiel der operative Verlust in den ersten neun Monaten deutlich höher als vor einem Jahr aus.
Der Umsatz von EVOTEC im dritten Quartal habe die Konsensschätzung um 13 Prozent unterboten, merkte Analyst Charles Weston von der Bank RBC an. Die Erlöse der Sparte JEB lägen sogar um 27 Prozent unter der Markterwartung. Die schwachen Umsätze hätten sich negativ auf den Bruttogewinn und den operativen Gewinn (Ebitda) ausgewirkt, die beiden Sparten hätten die Konsensprognosen verfehlt. Der Experte resümierte ein "trostloses drittes Quartal".
HAMBURG (dpa-AFX)
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