E-Autobauer Tesla vs. Waymo: Warum der Robotaxi-Datenvergleich hinkt
• Bloomberg vergleicht Tesla und Waymo in Sachen Robotaxi-Entwicklung - Datenbasis sorgt für Diskussion
• Unterschiedliche Erfassungsarten erschweren einen fairen Vergleich der Systeme
• Teslas Robotaxi-Ansatz in Austin steht erst am Anfang, während Waymo in mehreren Städten autonom fährt
Verzerrte Vergleichsbasis: Tesla- vs. Waymo-Daten im Tunnelblick
Bloomberg Intelligence hatte seinen Bericht auf Teslas "Autopilot Safety Report" gestützt und behauptet, Tesla nähere sich schneller der Fahrzeug-Autonomie als die Konkurrenz. Doch dieser Report zählt nur Unfälle, bei denen Airbags oder Gurtstraffer ausgelöst wurden - kleinere Zwischenfälle bleiben unberücksichtigt. Die Folge: eine künstlich niedrige Unfallrate, wie Electrek in einem Online-Beitrag berichtet.
Weitaus verzerrender sei dabei der Vergleich mit Alphabets Waymo. Bloomberg zog hier nur jene Polizeiberichte heran, in denen Airbags aktiviert waren - und verglich diese mit Waymos öffentlich dokumentierten Vorfällen, die sämtliche polizeilich gemeldeten Unfälle beinhalten, so Electrek weiter. Das führe zu einer Spannung: Teslas Datensätze seien massiv eingeschränkt, gegenüber Waymos umfassender Statistik.
Meilenvergleich mit Sprung in der Argumentation
Ein weiteres zentrales Missverständnis betreffe zudem die gemeldeten Fahrleistungen: Bloomberg gibt für Tesla rund drei Milliarden Autopilot-Meilen an, für Waymo dagegen nur 22 Millionen. Doch Tesla zählt dabei weltweit alle überwachten Fahrten mit Fahrerunterstützung, während Waymo nur fahrerlose Fahrten in San Francisco berücksichtigt, so der Bericht weiter. Die echten Waymo-Fahrleistungen würden vielmehr über 71 Millionen Meilen rider-only betragen.
Tesla schöpfe zudem im Hinblick auf Aussagekraft aus eigenen Quartalsschätzungen, die laut NHTSA nur etwa 18 Prozent aller Airbag-bezogenen Straßenunfälle erfassen würden. Damit entspringe der Vergleich einem methodischen Trugbild.
Kritik & Reaktionen - Datenmanipulation im Fokus
Infolgedessen hagelte es Kritik: Experten und die eigene Community kritisierten Bloomberg scharf. Der Bericht wirke wie eine gezielte PR-Botschaft, die Teslas Robotaxi-Bemühungen kurz vor dem Start in Austin ins rechte Licht rücken sollte, hieß es.
Zeitgleich wächst der Druck von außen. Aktivisten demonstrierten zuletzt, wie riskant das Tesla-System in Alltagssituationen sei. Gleichzeitig expandiert Waymo in Kalifornien und Austin, was für Marktvalidierung sorgt.
Weg zurück zur Faktenbasis
Die Debatte zeigt klar: Daten vergleichen ist eine knifflige Sache - vor allem, wenn unterschiedliche Metriken und Definitionen im Spiel sind. Waymo veröffentlicht belastbare Statistiken auf Basis hunderter Millionen autonom gefahrener Meilen ohne Fahrer - inklusive aller gemeldeten Unfälle. Tesla hingegen nutzt selektive Metriken, die eine Hochrechnung über wirkliche Leistungsfähigkeit täuschend einfach erscheinen lassen.
Langfristig wird es entscheidend sein, wie autonome Systeme in der Praxis agieren. Waymo fährt bereits autonom und sammelt reale Transportdaten. Tesla steht dagegen erst am Anfang: Tests mit Fahreraufsicht zeigen zwar Potenzial, aber auch massive Herausforderungen - wie jüngste Unfälle verdeutlichen.
D. Maier / Redaktion finanzen.net
Bildquelle: Tesla, Scott Olson/Getty Images, Waymo