Weiteres Ungemach für Novo Nordisk-Aktie: Nachlässigkeit beim Patentschutz dürfte Novo Nordisk Milliarden kosten
• Patentschutz für Ozempic endet in Kanada 2026
• Novo Nordisk hätte Patent 2019 mit Mini-Zahlung aufrechterhalten können
• Umsatzeinbußen in Milliardenhöhe drohen
Der dänische Pharmakonzern Novo Nordisk, bekannt für seine Medikamente zur Behandlung von Diabetes und Adipositas, steht vor einem selbst verschuldeten Desaster: Der Patentschutz für Ozempic, eines der umsatzstarken Blockbuster-Medikamente des Unternehmens, endet in Kanada im Jahr 2026, wie der Konzern selbst in einer Fußnote im Bericht für das Geschäftsjahr 2024 mitteilte. "Für Ozempic in Kanada gilt der regulatorische Datenschutz bis 2026", heißt es dort. Grund dafür ist offenbar, dass Novo Nordisk vor einigen Jahren eine Zahlung in Höhe von lediglich 250 kanadischen Dollar nicht geleistet hat, mit der der Patentschutz hätte aufrechterhalten werden können.
Novo Nordisk verliert Ozempic-Patent in Kanada - wegen 250 Dollar
Laut "FORTUNE" hatte das kanadische Patentamt Novo Nordisk Anfang Mai 2019 schriftlich darüber informiert, dass die jährliche Aufrechterhaltungsgebühr für den Patentschutz von Semaglutid, dem Wirkstoff in Ozempic, nicht eingegangen sei. Eine verspätete Zahlung von insgesamt 450 kanadischen Dollar hätte das Patent jedoch noch retten können: "Um das Erlöschen des Patents zu verhindern, muss der oben genannte Betrag, der die erforderliche Aufrechterhaltungsgebühr und die Gebühr für verspätete Zahlung umfasst, innerhalb der einjährigen Nachfrist nach dem Jahrestag des Anmeldedatums bezahlt werden", zitiert das Wirtschaftsmagazin aus dem Schreiben der Behörde, die gleichzeitig warnte: "Sobald ein Patent erloschen ist, kann es nicht wiederbelebt werden" - doch Novo Nordisk reagierte offenbar nicht.
Diese Nachlässigkeit, die zu einer Zeit erfolgte, als Ozempic noch nicht den heutigen Blockbuster-Status innehatte, könnte nun drastische Folgen haben. Denn die Abnehmspritze Ozempic bescherte Novo Nordisk im vergangenen Jahr allein in Kanada einen Umsatz in Höhe von 2,5 Milliarden kanadischen Dollar. Weltweit ist Ozempic für rund 19 Milliarden US-Dollar Umsatz verantwortlich. Der Verlust des Patentschutzes für Ozempic öffnet nun die Tür für Generika-Hersteller, die bereits Anträge eingereicht haben, um entsprechende Produkte in Kanada auf den Markt zu bringen.
Noch größerer Schaden für Novo Nordisk denkbar: Ozempic-Generika könnten womöglich auch in die USA gelangen
Die Konsequenzen der versäumten Zahlung gehen möglicherweise weit über den kanadischen Markt hinaus. Denn wie "MarketWatch" berichtet, könnten in Kanada zugelassene Ozempic-Generika womöglich auch im Rahmen des sogenannten Section 804-Importprogramms in die USA gelangen. Laut dem Nachrichtenportal verhandele der US-Bundesstaat Florida bereits mit der Arzneimittelbehörde FDA, um ein solches Importprogramm umzusetzen. Sollte dies geschehen, dürften Novo Nordisk auch dort erhebliche Umsatzeinbußen drohen.
Bei Novo Nordisk scheint man sich jedoch keines Fehlers bewusst zu sein. "Alle Entscheidungen zum geistigen Eigentum werden auf globaler Ebene sorgfältig geprüft", so das Unternehmen auf eine Anfrage von "FORTUNE". "Die Exklusivitätsfristen für pharmazeutische Produkte enden im Rahmen ihres normalen Lebenszyklus, und im Laufe der Zeit können Generika verfügbar werden", so der dänische Konzern weiter. Dass der Lebenszyklus von Ozempic sich jedoch bereits dem Ende zu neigt, darf bezweifelt werden.
Novo Nordisk-Aktie in schwierigem Fahrwasser
Die Nachrichten über bald wegfallende Umsätze in Milliardenhöhe kommen zu einer Zeit, in der Novo Nordisk ohnehin bereits unter Druck steht - was sich auch deutlich an der Entwicklung der Unternehmensaktie ablesen lässt. So verlor die Novo Nordisk-Aktie an der dänischen Börse seit Jahresbeginn bereits 21,82 Prozent an Wert, allein in den letzten fünf Tagen ging es um 6,12 Prozent abwärts. Am Dienstag schloss die Novo Nordisk-Aktie zuletzt um 2,03 Prozent tiefer bei 488,00 dänischen Kronen. Am Mittwoch ging es dann erneut um 1,13 Prozent nach unten auf 482,50 Kronen.
Die schwache Entwicklung des Aktienkurses führte bereits dazu, dass CEO Lars Fruergaard Jørgensen im Mai seinen Rücktritt ankündigen musste. Das Wegfallen des Patentschutzes für Ozempic könnte sich nun - neben zunehmender Konkurrenz und politischem Druck durch US-Präsident Trump, der versprochen hat, die Medikamentenpreise in den USA massiv zu senken - zu einer weiteren Katastrophe für Novo Nordisk und die Unternehmensaktie ausweiten - und das alles nur wegen nicht gezahlten 250 Kanadischen Dollar.
Redaktion finanzen.net
Bildquelle: JHVEPhoto / Shutterstock.com, Novo Nordisk