Erholung zum Wochenstart: DAX hält sich nach massiver Talfahrt wieder über 24.000 Punkten
Die runde Marke von 24.000 Punkten übt weiter eine hohe Anziehungskraft auf den DAX aus. Zum Start in die neue Woche kann er diese wieder zurückerobern - er gewann zum Handelsauftakt 0,86 Prozent auf 24.035,19 Punkte und zieht anschließend noch weiter an.
Der DAX war am Freitag mit einem kräftigen Verlust von 1,82 Prozent bei 23.830,99 Zählern aus dem Handel gegangen und fiel damit unter die 24.000-Punkte-Marke.
Rekordhoch noch in der Ferne
Erst am 9. Oktober hatte der DAX bei 24.771,34 Punkten ein neues Rekordhoch markiert. Letztlich war er an jenem Tag bei 24.611,25 Einheiten in den Feierabend gegangen, was zugleich ein neuer Rekord auf Schlusskursbasis war.
Entspannungstendenzen aus den USA und Fernost, aber Lage bleibt schwierig
Der US-Aktienmarkt hatte am Freitag nach dem europäischen Handelsende ins Plus gedreht und letztlich recht ordentlich zugelegt. Am Morgen sorgen zudem deutliche Kursgewinne in Asien für Auftrieb. Für Erleichterung sorgt, dass sich im politischen Chaos in Japan inzwischen doch eine Koalition abzeichnet. In China fiel das weiter schleppende Wirtschaftswachstum zudem nicht ganz so schwach aus wie erwartet.
Der DAX dürfte sich auch in der neuen Woche in schwierigem Fahrwasser bewegen. Nachdem das deutsche Börsenbarometer erst vor wenigen Tagen ein Rekordhoch erreicht hatte, hat sich die Stimmung zuletzt gedreht. Zu den plötzlich wieder ausgebrochenen Handelsstreitigkeiten zwischen den USA und China gesellte sich auch die Sorge bezüglich einer möglichen neuen US-Bankenkrise. In den Vereinigten Staaten sind zwei Regionalbanken offenbar Opfer von Kreditbetrug im Zusammenhang mit notleidenden Immobilienfonds geworden.
Anleger werden empfindlicher
"Die Empfindlichkeit für Hiobsbotschaften hat zugenommen", schrieb Analyst Christian Apelt von der Landesbank Hessen-Thüringen. Ob aber die neuen Strafzölle für China wirklich kommen oder die Verluste bei US-Banken zum großen Thema werden, sei keinesfalls gesichert.
Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar vom Handelshaus Robomarkets ergänzte: "Die Angst vor einer neuen Bankenkrise löst jetzt die Euphorie über eine gut laufende Berichtssaison und eine weiterhin robuste Nachfrage im Bereich Künstliche Intelligenz ab." Der Experte sieht die Börsen zudem auch durch den ungelösten Haushaltsstreit in den USA belastet. Dieser hat zu einer teilweisen Schließung der Bundesbehörden ("Shutdown") geführt.
Eine Konsequenz davon ist, dass eigentlich anstehende US-Konjunkturdaten nicht oder erst später veröffentlicht werden. So werden die Anleger erst am Freitag erfahren, wie sich die Verbraucherpreise im September entwickelt haben.
"Am 24. Oktober kommt etwas Licht ins Dunkel", zeigte sich Analyst Christoph Balz von der Commerzbank überzeugt. Aktuell steigen die Preise in den USA schneller als von der Notenbank Fed angestrebt. Aber die Mehrheit der Verantwortlichen bei der Fed geht dem Experten zufolge anscheinend davon aus, dass es sich bei den zollbedingten Preiserhöhungen um einen einmaligen Effekt handelt und die Inflation bald wieder abebbt, zumal sich die Lage am Arbeitsmarkt verschlechtere. Daher werden die Verbraucherpreiszahlen die US-Währungshüter wohl kaum von ihrem Zinssenkungskurs abbringen, resümierte Balz.
Für Anleger wäre das eine gute Nachricht. Sinkende Zinsen verbilligen Kredite sowie Investitionen und können so die Konjunktur ankurbeln.
Berichtssaison bleibt wichtiger Faktor
Auch die hierzulande anlaufende Berichtssaison der Unternehmen könnte in der neuen Woche die Kurse stützen. Am Mittwochabend nach Börsenschluss wird der Softwarekonzern SAP über die Geschäfte im abgelaufenen Quartal berichten. Am Donnerstag folgen neben dem Spezialisten für Personalmanagement-Software ATOSS Software der Triebwerkshersteller MTU Aero Engines und der Konsumgüterkonzern Beiersdorf. Der Sportwagenbauer Porsche steht dann am Freitag auf der Agenda.
Der Experte Ortay Gelen von der Vermögensverwaltung Axia Asset Management bleibt skeptisch. "Die Berichtssaison wird sicherlich an der ein oder anderen Stelle für Ernüchterung bei den erwarteten Gewinn- beziehungsweise Umsatzprognosen sorgen." Denn die Dynamik bei Ertrags- und Erlösentwicklung sei derzeit teilweise abseits einer fundamentalen Begründung. "Wir erleben viel Euphorie am Markt, und es wird viel Fantasie in die zukünftige Entwicklung von Unternehmen eingepreist", mahnte der Fachmann.
Zur Beurteilung der derzeitigen Entwicklung an der Börse ist Gelen zufolge der von Rekord zu Rekord eilende Goldpreis ein hilfreicher Indikator. Dieser stelle erfahrungsgemäß eine Art Fieberthermometer der Märkte und der Wirtschaft dar. Die Kursentwicklung deute offenkundig darauf hin, dass sich Anleger weltweit bereits auf einen Börsenrücksetzer vorbereiten würden.
Redaktion finanzen.net / dpa-AFX / Dow Jones Newswires
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