Chancen vs. Risiken bei Emerging Markets-ETFs: Was Anleger wissen müssen
• Emerging Markets locken mit hohem Wachstumspotenzial
• Große Chancen mit hohen Risiken verbunden
• Politisches, Markt- und Währungsrisiko im Fokus
Klassische Welt-ETFs investieren nur in die 23 Industrieländer. Der MSCI World beispielsweise deckt aus diesem Grund nur rund 85 Prozent des Weltaktienmarktes ab. Durch ein Investment in sogenannte Schwellenländer kann dieser Anteil auf etwa 98 Prozent gesteigert werden.
Diese etwa 24 Schwellenländer befinden sich quasi auf der "Schwelle" zum Industrieland und weisen laut Definition der Weltbank ein Bruttoinlandsprodukt pro Kopf zwischen 1.046 und 4.095 US-Dollar aus. Was sie jedoch für ausländische Investoren interessant macht, ist, dass die meisten dieser Länder durch ein starkes Bevölkerungswachstum und oft auch ein beträchtliches Wirtschaftswachstum gekennzeichnet sind.
Wie in Emerging Markets investieren?
Anleger, die mittels eines ETFs die Emerging Markets in ihr Portfolio integrieren möchten, haben dazu zwei Möglichkeiten: Sie können dies mittels eines ganzheitlichen All-Country-ETF bzw. All-World-ETF, die sowohl in Industrieländer als auch in Schwellenländer investieren, oder sie nutzen einen reinen Emerging Markets-ETF, welcher ausschließlich in Schwellenländer investiert.
Chancen
Das weltweite Bevölkerungswachstum findet fast ausschließlich in den Schwellenländern statt und jeder dieser Menschen ist ein potenzieller Kunde. Da hiermit oft auch eine wachsende Kaufkraft verbunden ist, wächst dort auch die Nachfrage nach hochwertigen Konsumgütern. Wie die Anlageberatung Nico Hüsch erläutert, gehen Prognosen aus diesem Grund davon aus, dass in den nächsten Jahren eine Trendumkehr erfolgt und der Anteil der Emerging Markets am weltweiten BIP bald höher als jener der Industrieländer sein wird.
Für Anleger gilt jedoch auch hier die Regel, dass große Chancen immer mit hohen Risiken einhergehen. Deshalb folgt nun ein Überblick über die wichtigsten Nachteile eines solchen Investments.
Risiken
Zu den größten Nachteilen gehört zweifelsfrei die höhere politische Unsicherheit in Schwellenländern. Neben Korruption stellt die mangelnde Rechtssicherheit ein großes Problem dar, so dass mit Enteignungen, Preis-, Export- und Kapitalverkehrskontrollen oder anderen willkürlichen Staatseingriffen gerechnet werden muss. Auch spontane Börsenschließungen sind nicht auszuschließen. Noch schlimmer ist jedoch, dass diese Länder - unter anderem aufgrund sozialer Spannungen und ungleicher Vermögensverteilung - auch anfällig für Proteste, Putsche und sogar Kriege sind.
Für Anleger wichtig ist auch das Marktrisiko, das etwa durch fehlende Regulierung, mangelnde Marktransparenz (z. B. oft keine Bilanzierungsstandards) oder weniger liquide Aktienmärkte - wodurch es zu starken Kursschwankungen kommen kann - entsteht.
Nicht zu vernachlässigen ist daneben auch das Währungsrisiko. Schwellenländerwährungen können stark schwanken. Eine Abwertung der lokalen Währung beispielsweise gegenüber dem Euro oder US-Dollar kann die Rendite für ausländische Investoren deutlich mindern. Tritt eine Krise ein, was wie oben erwähnt öfter als in Industriestaaten der Fall ist, so wird ausländisches Kapital oft abgezogen und in "sicheren Häfen" geparkt, was Währungen der Emerging Markets zusätzlich unter Druck setzt.
Fazit
Trotz aller Risiken kann es für Anleger sinnvoll sein, in Emerging Markets zu investieren - insbesondere um die Diversifizierung zu verbessern und um vom überdurchschnittlichen Wachstumspotenzial zu profitieren. Wie hoch der prozentuale Anteil im Portfolio sein soll, ist letztlich eine Frage des persönlichen Risikoprofils.
Redaktion finanzen.net
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