Fluch oder Segen?

Krypto-Mining in Schwellenländern: Energieengpässe und Mining-Verbote statt erhofftem Geldsegen

29.04.25 06:46 Uhr

Krypto-Mining in Schwellenländern: Fluch oder Segen? | finanzen.net

Nachdem China im vergangenen Jahr alle Transaktionen im Zusammenhang mit Kryptowährungen als illegal brandmarkte, wanderten viele Miner in Krypto-freundlichere Schwellenländer ab, die im Idealfall auch noch mit geringen Strompreisen lockten. Der hohe Energiebedarf bei der Herstellung von Kryptowerten wurde für einige der Staaten inzwischen jedoch zum Problem.

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• China verbannt Krypto-Konkurrenz und konzentriert sich auf digitalen Yuan
• Kasachstan und Russland werden nach USA wichtigste Standorte für Krypto-Miner
• Russland will Kryptos verbieten - Kasachstan und Kosovo kämpfen mit Energieengpässen

Im vergangenen Jahr äußerte sich China mehrfach kritisch zu Kryptowährungen. Zunächst kündigte das Land an, gegen das klimaschädliche Schürfen und somit gegen die Miningfarmen vorgehen zu wollen - und nebenbei die Stabilität des Renminbi sichern zu wollen. Nur wenige Wochen später hieß es in einer Mitteilung der People's Bank of China, alle Transaktionen in Verbindung mit Kryptowährungen seien illegal. Auch ausländische Onlinedienste, die Chinesen den Zugriff auf Digitalwährungen ermöglichten, seien nicht erlaubt. Die kritische Haltung Chinas gegenüber Kryptowährungen ist nicht neu. Neben dem hohen Energieverbrauch des Minings, also des digitalen Herstellungsprozesses von Kryptowerten, dürfte ein weiterer Grund für Chinas Abneigung jedoch auch der digitale Yuan - eine eigene staatlich kontrollierte Digitalwährung - sein, dessen Nutzung China ankurbeln will.

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Miner wandern in die USA, Russland & Co. ab

Nachdem sich das Umfeld in China, in dem ein Großteil der Kryptowährungen geschürft wurde, für die Miner also verändert hatte, suchten diese nach einem neuen Krypto-Eldorado. Zahlreiche fanden ihr Glück in den USA, die am stärksten von der Entwicklung in China profitieren konnten und zum wichtigsten Standort weltweit für Krypto-Miner wurden. Aber auch Russland setzte es sich zum Ziel die weltweiten Miningressourcen in den flächenmäßig größten Staat zu holen, wie aus einer Projektankündigung des Russischen Verbandes der Kryptoindustrie und Blockchain (RACIB) aus dem vergangenen Jahr hervorging. Und so stieg Russland auf Platz drei der wichtigsten Mining-Standorte auf, gleich hinter - wie vielen wahrscheinlich lange Zeit nicht bekannt war - Chinas Nachbarstaat Kasachstan. Wie die Frankfurter Rundschau berichtete, wurden laut der Universität Cambridge, die einen Index zum Bitcoin-Energieverbrauch erstellt, Mitte 2021 fast 20 Prozent der weltweiten Bitcoin-Rechenleistung von Kasachstan gestellt. In Europa versuchte der Kosovo die Miner ins eigene Land zu locken und erhoffte sich davon einen Geldsegen.

Krypto-Mining bringt Probleme mit sich

Lange hielt die Euphorie in den Schwellenländern, die sich zuvor noch über ihre neue Rolle als wichtigste Mining-Standorte gefreut hatten, jedoch nicht an.

Im Januar veröffentlichte die russische Zentralbank einen Bericht, in dem sie dafür plädierte, den Kryptohandel - somit auch Kryptobörsen - und das Mining von Kryptowährungen zu verbieten. Als Gründe führten die russischen Währungshüter unter anderem an, dass Kryptowährungen nur zu Spekulationszwecken dienten, alle Merkmale eines Schneeballsystems trügen, häufig für Geldwäsche, Drogenhandel oder Erpressungen genutzt würden und die Finanzstabilität, das Wohlergehen der Bürger sowie die geldpolitische Souveränität des Staates gefährdeten. "Potenzielle Risiken für die Finanzstabilität, die mit Kryptowährungen verbunden sind, sind für Schwellenländer viel höher", zitiert das Handelsblatt aus dem Bericht der Zentralbank. Außerdem schade das energieaufwendige Kryptomining der grünen Agenda Russlands und gefährde die Energieversorgung.

Auch im neuen Krypto-Eldorado Kasachstan, wo extrem niedrige Strompreise die Miner lockten, drehte die Stimmung. Wie BTC-ECHO berichtete, machten sich die Probleme, die das Krypto-Mining mit sich bringt, bereits vor den Unruhen Anfang des Jahres bemerkbar. Bereits Ende 2021 hatte die Regierung unter anderem wegen ausgefallener Kohlekraftwerke regionale Stromabschaltungen vorgenommen. Die Energieengpässe bewegten die Regierung auch dazu, die Stromversorgung für die Miner zu drosseln. Experten beobachteten laut BTC-ECHO infolge dieser Entwicklungen einen Abwanderungstrend. Dieser habe sich durch die Internet-Ausfälle im Zuge der blutigen Auseinandersetzungen Anfang 2022 noch weiter beschleunigt. Anfang des Jahres ging die globale Rechenleistung des Bitcoin-Netzwerks, wie Reuters berichtete, stark zurück, als die Abschaltung des Internets in Kasachstan während eines Aufstands die schnell wachsende Mining-Industrie des Landes traf. Anfang Januar hatte die Regierung im Kosovo laut der Frankfurter Rundschau ein Verbot für das Krypto-Schürfen verhängt, um den Stromverbrauch zu senken. Kurz darauf beschlagnahmte die Polizei dann sogar mehr als 250 Krypto-Computer. Die Geräte verbrauchten so viel Strom wie 500 Haushalte habe Finanzminister Hekuran Murati erklärt. "Wir können die illegale Bereicherung einiger Menschen auf Kosten der Steuerzahler nicht zulassen", so Murati.

Wie BBC Anfang Januar berichtete, verhängte auch die Regierung im Kosovo Ende Dezember vergangenen Jahres ein Krypto-Mining-Verbot - wenn auch nur vorübergehend für 60 Tage. Das größte Kohlekraftwerk des Landes sei Ende 2021 wegen eines technischen Problems abgeschaltet worden, was die Regierung dazu gezwungen habe, Strom zu hohen Preisen zu importieren. Während das Mining zuvor wegen der günstigen Strompreise im Kosovo besonders interessant war, ergaben sich hier nun Probleme, weil die Preise stiegen und der Balkanstaat sich mit Stromausfällen und Energieengpässen konfrontiert sah. Die Regierung erklärte laut BBC, dass Sicherheitsdienste die Quellen für das Schürfen von Kryptowährungen identifizieren und bekämpfen würden. Laut The Guardian sollen Polizei- und Zollbeamte seit dem Mining-Verbot im Kosovo regelmäßige Razzien durchgeführt und bereits Hunderte Geräte beschlagnahmt haben. Wie The Guardian unter Berufung auf Facebook- und Telegram-Gruppen berichtete, böten außerdem zahlreiche Miner aus dem Kosovo ihre Geräte teils zu Schleuderpreisen zum Verkauf an oder verlagerten ihren Standort in Nachbarländer.

Krypto-Mining: Fluch oder Segen für Schwellenländer?

Wie die Entwicklungen in Kasachstan und dem Kosovo zeigen, kann es passieren, dass der hohe Energiebedarf, der mit dem Krypto-Mining einhergeht, bei der Menge an Minern, die aus China abgewandert sind und in den Schwellenländern einen attraktiven Standort gefunden haben, zu größeren Problemen - wie den genannten Energieengpässen - führt, die die Vorteile oder den erhofften Geldsegen womöglich überwiegen. Schwellenländer sollten sich also zunächst im Klaren darüber sein, ob sie den hohen Energiebedarf überhaupt decken können oder ob das Mining die Strominfrastruktur des Landes gefährden könnte. Daneben sollten sie sich der potenziellen Risiken für die Finanzstabilität, die mit Kryptowährungen einhergehen, bewusst sein und - ähnlich wie Russland es gerade tut - abwägen, ob sie diese eingehen wollen.

Einen Lösungsansatz für die Energieengpässe sieht Peter Marggraf, CEO der Crypto Supply GmbH, in Georgiens Vorstoß zur Liberalisierung des Strommarktes. Dort hatten ein hohes Wirtschaftswachstums, geringere Strompreise und verstärkte Mining-Aktivitäten den Energiebedarf 2021 deutlich steigen lassen. Gegenüber BTC-ECHO erklärt Marggraf: "Energieerzeuger müssen nun einerseits genau angeben, wie viel Strom sie mit ihren Anlagen produzieren können. Andererseits verpflichten sich aber auch die großen Energieabnehmer zur Einhaltung des angegebenen Verbrauchs. Mit dem Konzept kann man sowohl die Erzeugung als auch die Verbräuche besser abschätzen und harmonisieren." Sollte es Georgien gelingen, dieses Vorhaben erfolgreich umzusetzen, könnte sich das Mining dort tatsächlich als finanzieller Segen entpuppen - und laut Marggraf sei dies ein Konzept, das auch auf andere Schwellenländer angewendet werden könnte.

Redaktion finanzen.net

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