So werden Elektroautos zu mobilen Kraftwerken
Technologie
Die Idee, dass ein Elektroauto nicht nur Strom aufnimmt, sondern diesen auch wieder abgeben kann, klingt zunächst ungewöhnlich. Dabei ist das sogenannte bidirektionale Laden technisch längst realisierbar. Das Fahrzeug wird zur Batterie auf Rädern, die Energie aus dem Netz aufnimmt, speichert und bei Bedarf wieder zurückspeist. Damit könnte es kurzfristige Lastspitzen abfedern oder in Kombination mit einer Photovoltaikanlage sogar als Pufferspeicher für den eigenen Haushalt fungieren. Laut ADAC ist hierfür jedoch ein spezielles Zusammenspiel aus Fahrzeugtechnik, Ladeinfrastruktur und intelligenter Steuerung notwendig.
Pilotprojekte
Während in Japan bereits seit Jahren Erfahrungen mit bidirektionalem Laden gesammelt werden, stehen entsprechende Lösungen in Deutschland noch am Anfang. Einige Hersteller, darunter Volkswagen und Hyundai, haben Fahrzeuge auf den Markt gebracht, die grundsätzlich dafür geeignet wären, berichtet einfacheauto.de. Doch flächendeckend eingesetzt wird die Technologie noch nicht. BMW etwa testet gemeinsam mit Partnern wie dem Übertragungsnetzbetreiber TenneT das Zusammenspiel von E-Autos mit dem Stromnetz in realen Szenarien.
Herausforderungen
Auch wenn die Technik prinzipiell vorhanden ist, stehen dem breiten Einsatz noch einige Hürden im Weg. Ein zentrales Problem ist die Standardisierung. Aktuell existieren unterschiedliche technische Lösungen, was eine flächendeckende Integration erschwert. Hinzu kommen regulatorische Fragen. So fehlt beispielsweise noch ein rechtlicher Rahmen, der regelt, wann und wie ein Elektrofahrzeug Strom zurück ins Netz einspeisen darf. Auch wirtschaftlich ist das Modell noch nicht ausreichend attraktiv - weder für Privatpersonen noch für Versorger, da gespeicherte Energie bislang doppelt mit Steuern und Netzentgelten belastet wird, so TÜV-Verband e. V.. Dennoch fördert die KfW-Bank bereits bidirektionale Wallboxen mit einem höheren Zuschuss als herkömmliche Wallboxen, so das E-Mobility Magazin.
Zukunftsperspektiven
Langfristig könnten E-Autos einen entscheidenden Beitrag zur Netzstabilität leisten. Vor allem im Zusammenspiel mit erneuerbaren Energien wie Wind- oder Solarstrom ist ein flexibler Speicher essenziell, um Angebot und Nachfrage auszugleichen. Laut einem Artikel des Fraunhofer ISE, wird bis zum Jahr 2030 erwartet, dass in Deutschland etwa 15 Millionen Elektrofahrzeuge unterwegs sein werden, mit einer gesamte Speicherkapazität von etwa 1.000 Gigawattstunden. Diese enorme Speichermenge ist wichtig für die Energiewende, da die Batterie den überwiegenden Teil der Zeit als stationärer Speicher genutzt werden könnte, ohne die Mobilitätsfunktion einzuschränken. So kann die Batterie außerhalb der Fahrtzeiten zur Regulierung des Stromnetzes oder zur Eigenversorgung des Haushalts beitragen.
Redaktion finanzen.net
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