Bundesbank warnt: US-Zölle könnten deutsche Wirtschaft erneut in die Rezession stürzen
In diesem Jahr könnte das Bruttoinlandsprodukt schrumpfen, im kommenden Jahr das bisher erwartete Wachstum von 0,7 Prozent komplett "aufgefressen werden", sagte Bundesbank-Präsident Joachim Nagel am Rande eines G20-Treffens im südafrikanischen Durban.
Schon jetzt spürten die Unternehmen eine enorme Unsicherheit, die auf ihnen laste wie eine Art leise Steuer. Zugleich sagte Nagel, eine Zolleinigung dürfe nicht zu jedem Preis kommen. "Und da geht auch mein Wunsch, meine Aufforderung an die US-Seite, hier nicht mit der Situation ein Stück weit zu spielen. Weil am Ende steht unser aller Wohlstand auf dem Spiel, wenn man hier möglicherweise Wirtschaftspolitik macht, die global großen Schaden anrichten kann."
Die deutsche Wirtschaftsleistung war in den vergangenen beiden Jahren leicht geschrumpft, im ersten Vierteljahr 2025 legte das Bruttoinlandsprodukt leicht zu.
Klingbeil: Kein Deal um jeden Preis
Trump hat Zölle von 30 Prozent auf Importe aus der EU ab 1. August in Aussicht gestellt. Sein Finanzminister Scott Bessent war bei einem Treffen der wirtschaftsstarken westlichen Industrienationen (G7) in Durban zugeschaltet.
Mit ihm sei man sich sehr einig, dass eine Lösung gefunden werden müsse, berichtete Finanzminister Lars Klingbeil. Zugleich betonte der SPD-Politiker: "Es wird keinen Deal um jeden Preis geben." Die EU sei jederzeit bereit, entschlossene Gegenmaßnahmen zu treffen um Arbeitsplätze und Unternehmen in Europa schützen.
Merz zu Zollstreit mit USA: Je niedriger Zölle, umso besser
Bundeskanzler Friedrich Merz sieht die Verhandlungen von EU und USA über eine Lösung des Zollkonflikts in der Schlussphase. Das sagte er in seiner Sommer-Pressekonferenz in Berlin. Er unterstütze die EU-Kommission dabei, nach Kräften einen vernünftigen Kompromiss zu finden. "Je niedriger die Zölle ausfallen auf beiden Seiten, umso besser ist es für beide Seiten." Zölle schadeten allen.
Ob man einzelne Sektoren unterschiedlich behandeln könne, sei eine offene Frage. "Auf der europäischen Seite wird das befürwortet, auf der amerikanischen Seite eher kritisch gesehen."
Merz hatte Anfang Juli gesagt, es komme für ihn vor allem auf die Schlüsselbranchen in Deutschland an: Chemie, Autobau, Pharma, Maschinenbau, Aluminium und Stahl.
Es sei unrealistisch zu glauben, dass "wir mit null zu null" herauskommen, so Merz. Er verwies auf ein Steuer- und Ausgabengesetz in den USA. Dieses habe für den amerikanischen Haushalt eine extreme Wirkung mit großen Einnahmeverlusten.
Schon länger verhandelt die EU-Kommission mit Washington im Zollstreit. US-Präsident Donald Trump hatte Zölle in Höhe von 30 Prozent auf den Import von EU-Produkten ab 1. August angekündigt. Für den Fall, dass die USA den neuen Zollsatz einführen, will die EU unter anderem mit Gegenzöllen reagieren.
DURBAN / BERLIN (dpa-AFX)
Bildquelle: KonaRA / shutterstock.com