VW-Aktie dreht ins Minus: 3. Quartal verlief besser als befürchtet - Streikvorbereitung in US-Werk

30.10.2025 15:51:47

VW hat in Q3 trotz des widrigen Umfelds in der Autobranche und hohen Belastungen infolge der Neuausrichtung bei Porsche besser abgeschnitten als von vielen Analysten befürchtet.

Sowohl der Umsatz als auch das Ergebnis liegen über den Konsensschätzungen des Marktes. Den Ausblick für das Gesamtjahr bekräftigte der Wolfsburger DAX-Konzern.

In den drei Monaten kletterte der Umsatz laut Mitteilung um 2,3 Prozent auf 80,305 Milliarden Euro. Analysten haben im Mittel nur 76,747 Milliarden Euro erwartet. Operativ fiel ein Verlust von 1,3 Milliarden Euro nach einem Plus von 2,833 Milliarden Euro an, die entsprechende Marge lag bei minus 1,6 nach plus 3,6 Prozent im Vorjahr. Analysten mit einer negativen Marge von 2,2 Prozent gerechnet.

Für das Gesamtjahr peilt VW weiter einen Konzernumsatz auf Vorjahresniveau. Die operative Rendite soll zwischen 2 und 3 Prozent liegen.

So bewegt sich die VW-Aktie

Die Anleger von Volkswagen reagieren am Donnerstag eher nervös auf den Quartalsbericht des Wolfsburger Autobauers. Die im DAX notierten Vorzüge fanden im frühen Handel keine klare Richtung, zuletzt tendierten sie schwächer. Im XETRA-Handel notiert die VW-Aktie zeitweise 1,67 Prozent tiefer bei 90,46 Euro.

Vor allem wegen der Probleme bei der Sportwagentochter Porsche und der Zollbelastungen war der Konzern im dritten Jahresviertel tief in die roten Zahlen gerutscht. Die operative Marge bereinigt um Sonderlasten und Zölle fiel jedoch höher aus als erwartet. Ohne die Abschreibungen wegen Porsche sei die Marge stark ausgefallen, lobte Analyst Jose Asumendi von JPMorgan. Er hob zudem die starke Netto-Liquidität und den starken Netto-Cashflow hervor.

Nach Mercedes-Benz am Vortag entstehe der Eindruck, dass die deutschen Autobauer alles Negative in die jüngsten Bilanzen packen, um sauber ins neue Jahr zu starten, schrieb Jürgen Molnar, Kapitalmarktstratege beim Broker RoboMarkets nach den Zahlen von Volkswagen. "Hoffnung statt Euphorie heißt das Motto schon lange in Wolfsburg."

Angesichts der aktuellen Kursverluste gerät die 21-Tage-Linie für den kurzfristigen Trend nun wieder in Gefahr. Jedoch bewegen sich die Anteile weiter im Bereich der vergangenen Wochen zwischen etwa 89 und 95 Euro.

VW: Chipversorgung auch kommende Woche gesichert

Bei Volkswagen gibt es trotz der Probleme mit der Chipversorgung auch kommende Woche keine Produktionsstopps. Nach heutigem Stand sei die Produktion auch in der kommenden Woche an allen deutschen Standorten abgesichert, teilte der Konzern in Wolfsburg mit. Das gelte auch für die Töchter Audi, Porsche und VW Nutzfahrzeuge, so ein Sprecher auf Nachfrage.

Wie es danach weitergehe, sei aber noch nicht abzuschätzen. "Vor dem Hintergrund der dynamischen Lage können kurzfristige Auswirkungen auf das Produktionsnetzwerk des Volkswagen-Konzerns jedoch weiterhin nicht grundsätzlich ausgeschlossen werden", so ein Sprecher.

Konzernchef Oliver Blume wurde im Interview mir der "Zeit" deutlicher. "An allen deutschen Standorten des Konzerns ist die Produktion nach heutigem Stand bis zum 4. November abgesichert", sagte er. "Dennoch ist die Lage kritisch."

Bisher seien die Chipengpässe ohne die befürchteten Produktionsstopps geblieben. "Der Lieferengpass beim niederländischen Chip-Hersteller Nexperia hat bislang keine Auswirkungen auf die Produktion in den deutschen Werken des Volkswagen-Konzerns gehabt", sagte der Sprecher. In dieser Woche sei an allen deutschen Standorten planmäßig produziert worden. Wegen des Feiertags in Niedersachsen und Sachsen ruht am Freitag dort die Produktion.

Suche nach Ersatzlieferanten

Noch vor einer Woche hatte VW vor möglichen Produktionsausfällen gewarnt, die auch kurzfristig eintreten könnten. Grund sind Lieferprobleme beim Chip-Hersteller Nexperia. "Der Volkswagen-Konzern steht weiterhin in engem Kontakt mit seinen Zulieferern und prüft weiterhin alternative Beschaffungsmöglichkeiten, um mögliche Auswirkungen auf seine Lieferkette zu minimieren", so der Sprecher.

Bei Nexperia gibt es Lieferprobleme, nachdem die niederländische Regierung die Kontrolle über die von einer chinesischen Konzernmutter geführte Firma übernommen hatte. China stoppte daraufhin die Ausfuhr von Nexperia-Produkten wie Chips für die Autoindustrie. Hintergrund ist der Handelsstreit zwischen den USA und China.

VW ist davon nach eigenen Angaben indirekt betroffen. "Das niederländische Unternehmen Nexperia ist kein direkter Zulieferer des Volkswagen-Konzerns", so der Sprecher. "Einige Komponenten von Nexperia werden jedoch in Fahrzeugteilen verwendet, mit denen der Volkswagen-Konzern von seinen direkten Zulieferern beliefert wird." Auch andere Hersteller und Zulieferer sind von den Problemen bei Nexperia betroffen.

Arbeiter in US-Werk von Volkswagen bereit für Streik

Volkswagen muss in den Verhandlungen um einen neuen Vertrag für Arbeiter im US-Werk Chattanooga mit Arbeitsniederlegungen rechnen. Die Arbeiter bevollmächtigten nach Angaben der Gewerkschaft UAW deren Verhandlungsführer, einen Ausstand auszurufen, wenn sie dies für nötig halten. Die notwendige Zwei-Drittel-Mehrheit sei in der Abstimmung übertroffen worden, teilte die UAW ohne eine genaue Zahl mit.

Volkswagen hatte im September ein "letztes Angebot" an die Beschäftigten unter anderem mit einer Gehaltserhöhung von 20 Prozent und einer Einmalzahlung von 4.000 Dollar vorgelegt. Die Gewerkschaft kritisierte, der Vorschlag biete keine ausreichende Jobsicherung zum Schutz der Beschäftigten vor einer Werkschließung oder einem Verkauf.

Die Gewerkschaft betonte, es gebe noch keinen Termin für eine Arbeitsniederlegung, und man wolle zunächst weiterverhandeln. Das Ziel sei, einen Ausstand zu vermeiden. Die Arbeiter bei VW in Chattanooga hatten erst im Frühjahr vergangenen Jahres im dritten Anlauf beschlossen, sich gewerkschaftlich zu organisieren.

VW-Konzernchef Blume: 'Wir kümmern uns um Zwickau'

rotz Überkapazitäten und Personalabbau sieht Ministerpräsident Michael Kretschmer für den Volkswagen-Standort in Zwickau eine Zukunft. "Ich bin mir sehr sicher, dass Zwickau eine Perspektive hat", sagte der CDU-Politiker im ZDF. Gleichzeitig forderte er Gewerkschaften und Bundespolitik zur Mithilfe auf, um den Standort zu sichern. VW (Volkswagen (VW) vz)-Konzernchef Oliver Blume sagte im Interview mit der Wochenzeitung "Die Zeit": "Wir kümmern uns um Zwickau."

Zwickau ist im VW-Konzern Vorreiter beim Umstieg auf E-Autos. Seit einigen Jahren werden dort ausschließlich Fahrzeuge mit Elektroantrieb für die Marken VW, Audi und Cupra gebaut. Doch die Nachfrage entwickelt sich nicht so wie erhofft und die Konkurrenz anderer Hersteller vor allem aus China ist groß. Daher wird in Zwickau mit rund 9.200 Beschäftigten nur noch im Zwei-Schicht-Betrieb produziert. Auf absehbare Zeit sollen zudem Modelle an andere VW-Standorte abgegeben werden.

VW sei mit Abstand Marktführer in Europa bei der Elektromobilität, betonte Blume im "Zeit"-Interview. "Daran hat die Pionierarbeit der Mannschaft in Zwickau großen Anteil." Allerdings müsse der Markt wachsen, damit sein Unternehmen seine Kapazitäten ausschöpfen könne. Mittelfristig würden reine E-Autos für Kunden viel attraktiver, auch weil sie günstiger würden als Verbrenner oder Hybride.

Auerswald: Kreislaufwirtschaft ist zentrales Zukunftsthema

Neben Zwickau hat Volkswagen in Sachsen weitere Standorte in Chemnitz und Dresden. VW-Sachsen-Chef Danny Auerswald betonte im ZDF Morgenmagazin, dass es trotz des Umbruchs in der Automobilindustrie bei Volkswagen eine Beschäftigungssicherung bis 2030 gebe und keine Standorte geschlossen würden. Zudem sei man in Zwickau dabei, mit dem Thema Kreislaufwirtschaft ein neues Geschäftsfeld zu erschließen. Dabei geht es um die Demontage gebrauchter Autos, um Teile und Rohstoffe zurückzugewinnen. "Kreislaufwirtschaft ist für uns ein zentrales Zukunftsthema."

Unsicherheit gibt es aber weiterhin wegen Chipengpässen. Für die kommende Woche ist die Produktion bei Volkswagen vorerst gesichert. Wie es danach weitergehe, sei aber noch nicht abzuschätzen, teilte der Konzern in Wolfsburg mit. "Vor dem Hintergrund der dynamischen Lage können kurzfristige Auswirkungen auf das Produktionsnetzwerk des Volkswagen-Konzerns jedoch weiterhin nicht grundsätzlich ausgeschlossen werden", so ein Sprecher.

DOW JONES / CHATTANOOGA (dpa-AFX)

Bildquelle: hans engbers / Shutterstock.com

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