Deutsche Börse-Aktie im Aufwind: JPMorgan sieht Trendwende - Allfunds-Übernahme möglich?

27.11.2025 20:41:00

Bei Aktien der Deutschen Börse zeichnete sich am Donnerstag nach einer JPMorgan-Empfehlung ein Test des jüngsten Abwärtstrends ab.

Schlussendlich klettern die Papiere der Eschborner um 1,81 Prozent über ihren XETRA-Schluss auf 225,50 Euro. Seit dem Rekord im Mai haben Deutsche Börse-Aktien bis zu 31 Prozent verloren, bevor in der Vorwoche eine Erholung einsetzte.

JPMorgan-Experte Enrico Bolzoni begründete den relativ schwachen Lauf im zweiten Halbjahr mit der recht geringen Volatilität an den Märkten, der enttäuschenden Entwicklung im Bereich Investment Management Solutions und Sorgen vor KI-Belastungen. Die Bewertung der Aktie werde aber der Qualität und breiten Aufstellung des Finanzunternehmens nicht gerecht. Mit seinem Kursziel von 292 Euro traut er ihnen eine Rückkehr auf Rekordniveau zu.

Deutsche Börse bietet Milliarden für Fondsplattform Allfunds

Die Deutsche Börse will für einen Milliardenbetrag den Fondsvertriebsspezialisten Allfunds übernehmen. Der DAX-Konzern bestätigte am Donnerstag exklusive Gespräche mit der Allfunds Group über einen möglichen Erwerb sämtlicher Aktien. Analyst Enrico Bolzoni von der Bank JPMorgan bezeichnete eine Übernahme als strategisch sinnvoll.

Das diskutierte unverbindliche Angebot sieht der Deutschen Börse zufolge eine Gegenleistung von 8,80 je Allfunds-Aktie vor: 4,30 Euro in bar und 4,30 Euro in Form neuer Aktien der Deutschen Börse. Das entspricht insgesamt rund 5,3 Milliarden Euro.

Hinzu kommt eine Dividende von 0,20 Euro je Aktie für 2025 sowie Dividenden von bis zu 0,20 Euro pro Allfunds-Aktie für 2026 und 0,10 Euro pro Quartal im Geschäftsjahr 2027.

Allfunds bieten Fondsmanagern und -vertreibern Systeme für den Handel und die Ausführung sowie Datenanalyse und Compliance-Dienstleistungen an. Das verwaltete Vermögen belief sich Ende September auf 1,7 Billionen Euro. Die größten Aktionäre sind die Beteiligungsgesellschaft Hellman & Friedman und die französische Bank BNP Paribas, die in Summe knapp die Hälfte der Anteile halten.

Allfunds passt damit offenkundig zu den Plänen des Chefs von Deutsche Börse, Stephan Leithner, den von seinem Vorgänger Theodor Weimer neu aufgestellten Konzern kontinuierlich weiterentwickeln. Dieser hatte Deutschlands größten Börsenbetreiber in den vergangenen Jahren durch Übernahmen und den Ausbau von Aktivitäten außerhalb des Aktien- und Anleihemarkts unabhängiger von Marktschwankungen gemacht.

Ob es zu einem verbindlichen Angebot kommt, hänge von einer Reihe von Bedingungen ab, betonte die Deutsche Börse. Dazu zähle die zufriedenstellende Überprüfung der Bücher von Allfunds und die endgültige Genehmigung durch die Gremien beider Unternehmen. Eine Übernahme würde eine Konsolidierung in der europäischen Investmentfondsbranche bedeuten, teilte der DAX-Konzern weiter mit. Von einer kombinierten Plattform könnten Kunden und die EU-Aktienmärkte erheblich profitieren.

So sieht es auch JPMorgan-Branchenexperte Bolzoni. Er verwies in einer ersten Reaktion auf das Potenzial, die geografische Präsenz des bereits bestehenden Geschäfts mit Fondsdienstleistungen (IFS) auszubauen. Denn IFS sei historisch sehr stark in Deutschland und in der Schweiz verankert, während Allfunds stärker in Spanien, Italien und Frankreich vertreten sei.

Die Aktien von Allfunds legten auf die aktuellen Nachrichten hin um gut ein Fünftel auf 8,11 Euro zu.

Ein Händler wies darauf hin, dass es sich bei einem Zustandekommen einer Übernahme aus Sicht der Deutschen Börse um ein eher kleineres Geschäft handele. Der Börsenwert von Allfunds von rund 4,4 Milliarden Euro mache lediglich etwa ein Zehntel der Marktkapitalisierung des deutschen Börsenbetreibers aus. Auch habe es in der Vergangenheit bereits Spekulationen über eine Kaufofferte gegeben.

RBC belässt Deutsche Börse auf 'Sector Perform' - Ziel 228 Euro

Die kanadische Bank RBC hat die Einstufung für Deutsche Börse nach bestätigten Gesprächen über eine Übernahme des Fondsvertriebsspezialisten Allfunds auf "Sector Perform" mit einem Kursziel von 228 Euro belassen. Die Transaktion würde zwar zu der bisherigen Strategie des Börsenbetreibers passen, werfe aber auch Fragen auf, schrieb Ben Bathurst in einer am Donnerstag vorliegenden Studie. So sei unklar, wie hoch das Potenzial für Kostensynergien sei, und es sei fraglich, ob es auch Umsatzsynergien gebe.

FRANKFURT/NEW YORK (dpa-AFX)

Bildquelle: Tobias Arhelger / Shutterstock.com

In eigener Sache

NEU: Tradespot von finanzen.net

Erlebe Trading in einer neuen Dimension. Verpasse keine Trading-Chance mit der neuen Trading-App für ambitionierte Anleger!

Jetzt testen: Hol' Dir die neue Trading-App von finanzen.net!

Weitere News zum Thema