EZB vor Zinsentscheid: Fed sorgt mit Dezember-Aussage für lange Gesichter
Diese wogen stärker als die erhöhte Inflation. Anders dürfte die Europäische Zentralbank vorgehen: Angesichts politisch unsicherer Zeiten und einer eingedämmten Inflation erwarten Ökonomen, dass die EZB an diesem Donnerstag den für Sparer und Banken relevanten Einlagenzins bei 2,0 Prozent belassen wird.
Der EZB-Rat entscheidet darüber am Nachmittag (14.15 Uhr) - ausnahmsweise in Florenz und nicht am Sitz der Notenbank in Frankfurt. Die Leitzinsen haben weitreichende Auswirkungen an den Finanzmärkten und beeinflussen etwa die Höhe der Kreditzinsen für Unternehmen sowie die Zinsen für Sparer.
Inflation nahe an EZB-Zielmarke
Für ein Abwarten der EZB spricht, dass die nach Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine ausgeuferte Inflation im Euroraum wieder unter Kontrolle ist. Für das laufende Jahr erwartet die EZB eine Teuerungsrate von 2,1 Prozent. Das wäre nur leicht über dem Ziel der Notenbank von 2,0 Prozent. Zudem hält sich die Wirtschaft in Europa trotz höherer US-Zölle robuster als erwartet. Für Unruhe sorgt jedoch die politische Krise in Frankreich.
Nach einer Serie von Zinssenkungen hatte die Notenbank schon im Juli und September eine Pause eingelegt. Noch im Frühjahr 2024 lag der Einlagenzins, den Banken erhalten, wenn sie Geld bei der Notenbank parken, doppelt so hoch bei 4,0 Prozent. Seither sind auch die Sparzinsen deutlich gesunken.
Fed-Chef Powell beunruhigt Märkte mit Dezember-Aussage
Die Federal Reserve hingegen hatte im September erstmals seit Dezember 2024 wieder Hand an den US-Leitzins gelegt und ihn gelockert. Auch am Mittwoch reduzierte der Zentralbankrat der Fed das Zinsniveau um 0,25 Prozentpunkte auf eine Spanne von nun 3,75 bis 4,0 Prozent.
Damit hatte eine breite Mehrheit von Volkswirten gerechnet, nicht jedoch mit einer Äußerung von Fed-Chef Jerome Powell, die dann die Märkte verunsicherte: "Eine weitere Senkung des Leitzinses bei der Dezember-Sitzung ist alles andere als sicher", sagte Powell. Analysten waren von einer weiteren Senkung zum Jahresende ausgegangen. Unter den einzelnen Fed-Mitgliedern gebe es "weit auseinander driftende Ansichten" über die weitere Herangehensweise, sagte Powell.
Bereits jetzt Abweichler bei Entscheidung
Bereits bei der jetzigen Sitzung ergab sich ein uneinheitliches Bild: Von den zwölf stimmberechtigten Mitgliedern votierten dieses Mal zehn für eine Senkung um einen kleinen Zinsschritt. Jeffrey Schmid vom Fed-Bezirk Kansas City befürwortete überraschend die Beibehaltung der bisherigen Zinshöhe. Stephen Miran, ein Vertrauter von Donald Trump, sprach sich dagegen erneut für eine größere Senkung aus - ganz nach dem Wunsch des Präsidenten.
Dass eine weitere Zinssenkung nun gar nicht mehr so sicher ist, dürfte Trump sauer aufstoßen. Seit Monaten übt er Druck auf Powell und andere Vorstandsmitglieder aus und fordert Zinssenkungen - und das, obwohl die Federal Reserve unabhängig von politischem Druck über die geldpolitische Ausrichtung entscheiden soll.
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WASHINGTON/FLORENZ (dpa-AFX)
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