NVIDIA-Aktie im Fokus: Zwischen geopolitischen Risiken und KI-Milliardenmarkt - lohnt sich das Wagnis?

02.09.2025 20:54:00

NVIDIA verzeichnet Rekordumsätze, doch geopolitische Spannungen bremsen die Euphorie an den Märkten. Deshalb halten Analysten an dem Papier fest.

• Geopolitische Risiken belasten NVIDIA
• Fokus auf langfristige Ziele: Souveräne KI im Blick
• Analysten halten weiter an NVIDIA fest

Nach NVIDIA-Bilanz: Geopolitische Risiken belasten

NVIDIA meldete im zweiten Quartal 2025 einen Umsatz von 46,74 Milliarden US-Dollar und übertraf damit die Erwartungen leicht. Besonders das Rechenzentrumsgeschäft steuerte mit 41 Milliarden US-Dollar den Großteil bei, blieb jedoch etwas hinter den Prognosen zurück. "Die Ergebnisse der Rechenzentren sind zwar massiv, deuten aber darauf hin, dass die Ausgaben der Hyperscaler an den Rändern zurückgehen könnten, wenn die kurzfristigen Erträge aus KI-Anwendungen weiterhin schwer zu quantifizieren sind", so eMarketer-Analyst Jacob Bourne laut Reuters. Für das laufende Quartal rechnet der Konzern mit 54 Milliarden US-Dollar Umsatz (±2 Prozent) - Analystenschätzungen lagen im Schnitt bei 53,1 Milliarden US-Dollar.

Die Prognose damit fiel verhalten aus: Zwar lagen die Erwartungen in absoluten Zahlen weiterhin sehr hoch und sogar leicht über den Analystenschätzungen, doch blieben sie hinter den zuletzt spektakulären Ergebnissen zurück. Dies enttäuschte die Anleger und drückte die Aktie im nachbörslichen Handel nach der Zahlenvorlage nach unten.

"NVIDIAs größter Engpass ist nicht der Chip, sondern die Diplomatie", erklärte Michael Ashley Schulman, Chief Investment Officer bei Running Point Capital gegenüber Reuters. NVIDIAs Wachstumskurve sei "immer noch beeindruckend, aber nicht so exponentiell".
Unsicherheit bringt vor allem das China-Geschäft. Trotz einer vorläufigen Vereinbarung mit US-Präsident Trump über Abgaben an die US-Regierung hat NVIDIA mögliche Verkäufe von H20-Chips in China aus seiner Prognose gestrichen, da unklar ist, wie Peking und Washington regulatorisch reagieren. Laut CFO Colette Kress könnte eine Entspannung geopolitischer Spannungen kurzfristig jedoch Umsätze von zwei bis fünf Milliarden Dollar zusätzlich bringen.

Langfristigen Ziele im Blick

Zudem fokussiere sich das Unternehmen zunehmend auf die Bemühungen rund um "souveräne KI" (maßgeschneiderte KI-Infrastrukturen für Regierungen). Dieses neue Wachstumsfeld soll 2025 rund 20 Milliarden US-Dollar Umsatz generieren. Damit diversifiziert der KI-Gigant sein Risikoprofil weiter, indem nationale Regierungen als Kunden gewonnen werden.

CEO Jensen Huang sieht im globalen KI-Markt ein Potenzial von bis zu 100 Billionen US-Dollar. Allein im Bereich "souveräne KI" bewegen sich die Umsätze bereits in Milliardenhöhe, wie Analysten betonen. Auch politisch gewinnt das Thema an Fahrt: Huang warb bereits in Europa für eine stärkere digitale Eigenständigkeit und kritisierte die unzureichende KI-Infrastruktur. Frankreichs Präsident Macron bezeichnete KI-Souveränität als "unseren Kampf", Großbritannien kündigte Milliardeninvestitionen in nationale Rechenleistung an und die EU plant den Aufbau von vier KI-Gigafabriken im Wert von 20 Milliarden US-Dollar.

Analysten bleiben positiv

Trotz der geopolitischen Schwierigkeiten blicken Analysten für NVIDIA überwiegend freundlich in die Zukunft.
Der Analyst Ben Reitzes von Melius Research hält es sogar für realistisch, dass NVIDIA bis 2030 eine Marktkapitalisierung von rund 9 Billionen US-Dollar erreichen könnte. In einer Präsentation für Kunden erklärte er, dass der Konzern bestens positioniert sei, um sich einen erheblichen Anteil an der weltweiten Nachfrage nach KI-Infrastruktur zu sichern. Die jährlichen Umsätze könnten seiner Einschätzung nach bis 2030 auf 600 Milliarden US-Dollar steigen.

Auch mehrere große Investmenthäuser haben ihre Einschätzungen zu NVIDIA nach den jüngsten Quartalszahlen bekräftigt und teils sogar angehoben. So erhöhte Jefferies das Kursziel von 200 auf 205 US-Dollar und verwies auf die unverändert starke Nachfrage nach den GPU-Architekturen Hopper und Blackwell, die bereits ausverkauft seien. Auch UBS bestätigte ihr Kursziel von 205 US-Dollar und hob hervor, dass die robuste Nachfrage das Bild präge, auch wenn der Ausblick etwas unter den Erwartungen lag. Barclays beließ sein Ziel bei 200 US-Dollar und verwies darauf, dass das Netzwerk- und Gaming-Geschäft die schwächeren Umsätze in China ausgleichen könne. Besonders optimistisch zeigte sich JPMorgan, das das Kursziel von 170 auf 215 US-Dollar anhob und NVIDIA weiterhin als klaren Hauptprofiteur der massiven Investitionen in Künstliche Intelligenz sieht.

Den Daten von TipRanks zufolge ergibt ebenfalls sich ein optimistisches Bild. Aus insgesamt 39 Analysten-Ratings der vergangenen drei Monate ergibt sich für die Aktie von NVIDIA eine starke Kaufempfehlung (35x buy, 3x hold. 1x sell). Das durchschnittliche Kursziel liegt mit 212,00 US-Dollar 21,71 Prozent über dem letzten Preis von 174,18 US-Dollar pro NVIDIA-Aktie (Stand: Schlusskurs vom 29.08.2025).

Redaktion finanzen.net

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