Ölüberschuss voraus: IEA, Goldman Sachs und JPMorgan rechnen in 2026 mit Preisdruck

31.10.2025 13:46:00

Der globale Ölmarkt steuert laut der IEA auf ein massives Überangebot zu. Das erwarten Goldman Sachs sowie JPMorgan für die Ölpreise im Jahr 2026.

• IEA und Banken rechnen in 2026 mit Ölüberschuss und schwacher Nachfrage
• Goldman Sachs und JPMorgan halten an Prognosen fest
• Verbraucher dürften von belasteten Ölpreisen profitieren

Ölüberschuss in 2026?

Der globale Ölmarkt steuert laut der Internationalen Energieagentur (IEA) auf ein deutliches Überangebot zu. Für das Jahr 2026 erwartet die Agentur laut Reuters nun ein Überschussvolumen von bis zu 4 Millionen Barrel pro Tag, nachdem die vorherige Schätzung noch bei 3,3 Millionen lag. Damit würde das zusätzliche Angebot fast vier Prozent der weltweiten Nachfrage entsprechen - ein Wert, der die Prognosen anderer Marktanalysten deutlich übertrifft.

Hintergrund sei vor allem die Entscheidung der OPEC+, ihre zuvor vereinbarten Produktionskürzungen schneller als geplant aufzuheben. Neben den Mitgliedsstaaten der OPEC tragen auch Länder wie die USA, Kanada, Brasilien und Guyana zum Angebotsanstieg bei. Die IEA geht davon aus, dass das globale Ölangebot in diesem Jahr um rund drei Millionen Barrel pro Tag wächst und 2026 um weitere 2,4 Millionen Barrel zulegen wird. Bereits im September habe die weltweite Produktion um 5,6 Millionen Barrel gegenüber dem Vorjahr zugenommen - der größte Anstieg seit Beginn der Pandemie.

Sinkende Nachfrage?

Während das Angebot steigt, bleibe die Nachfrageseite jedoch deutlich hinter den Erwartungen zurück. Die IEA senkte ihre Prognose für das weltweite Nachfragewachstum bereits für 2025 auf 710.000 Barrel pro Tag, was rund 30.000 Barrel weniger sind als zuvor angenommen. Auch für 2026 rechnet die Behörde nur mit einem geringen Zuwachs, da eine schwache Konjunktur und die zunehmende Elektrifizierung des Verkehrs das Verbrauchswachstum dämpfen: "Dies liegt deutlich unter dem historischen Trend, da ein raueres makroökonomisches Umfeld und die Elektrifizierung des Verkehrssektors zu einer deutlichen Verlangsamung des Ölverbrauchswachstums führen".

Damit positioniert sich die IEA am unteren Ende der branchenüblichen Schätzungen. Die OPEC selbst bleibt hingegen deutlich optimistischer und erwartet für 2025 eine fast doppelt so starke Nachfragezunahme von 1,3 Millionen Barrel pro Tag. Sollte sich die IEA-Prognose bestätigen, könnte der Ölmarkt im kommenden Jahr in eine Phase anhaltender Überproduktion und Preisdruck eintreten.

Das erwarten Goldman Sachs und JPMorgan für die Ölpreise

Sowohl Goldman Sachs als auch JPMorgan rechnen für 2026 ebenfalls mit einem schwachen Ölmarkt. Laut einem Bericht von Reuters erwartet Goldman Sachs im kommenden Jahr ein globales Überangebot von rund 1,9 Millionen Barrel pro Tag, leicht über der vorherigen Prognose. Der Anstieg gehe vor allem auf steigende Fördermengen in Nord- und Südamerika zurück, die die geringere russische Produktion und die verhaltene Nachfrage kompensierten. Trotz des prognostizierten Überschusses hält die Bank an ihrer Preisprognose von 56 US-Dollar je Barrel Brent und 52 US-Dollar WTI fest. Die Risiken seien "zweiseitig, aber leicht nach oben gerichtet".
Goldman verweist zudem auf die geplante Rücknahme der OPEC+-Förderkürzungen um 1,65 Millionen Barrel pro Tag. Der Verbund werde laut Einschätzung der Bank flexibel reagieren und bei steigenden OECD-Lagerbeständen gegebenenfalls ab Januar 2026 gegensteuern. Insgesamt erwartet Goldman einen langsamen Aufbau der globalen Ölreserven bis Ende 2026.

Auch JPMorgan Research bleibt vorsichtig: Die Analysten sehen die Ölpreise bis 2026 unter Druck und belassen ihre Prognose für Brent bei 58 US-Dollar für 2026. Rohstoffstrategin Natasha Kaneva verweist darauf, dass die US-Regierung unter Präsident Trump niedrige Ölpreise gezielt zur Inflationsbekämpfung anstrebe und erst bei Preisen unter 50 US-Dollar eingreifen dürfte.
Die Bank rechnet zudem mit einer verhaltenen Nachfrageentwicklung, während das globale Angebot weiter zunimmt. Mehrere OPEC-Staaten und Partnerländer investieren massiv in neue Förderkapazitäten, insbesondere im Nahen Osten. Laut JPMorgan fließen bis 2027 jährlich über 10 Milliarden US-Dollar in den Upstream-Sektor.
Diese Kombination aus Überangebot und schwacher Nachfrage dürfte die Preise weiter belasten - für Verbraucher allerdings ein positiver Effekt: Günstigere Energiepreise könnten Kraftstoffkosten senken, die Inflation dämpfen und die Kaufkraft insbesondere der US-Haushalte spürbar stärken.

Redaktion finanzen.net

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Bildquelle: William Potter / Shutterstock.com

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