UBS korrigiert Ölpreis leicht nach oben - doch die eigentliche Botschaft ist eine andere
• UBS hebt Brent-Ölpreisprognose von 66 auf 67 US-Dollar je Barrel an
• Analysten rechnen mit sinkenden Preisen in der zweiten Jahreshälfte
• US-Öllagerbestände steigen - Nachfrageentwicklung bleibt verhalten
Geopolitik als Störfaktor - nicht als Trendwende
Die Schweizer Großbank UBS hat ihre Erwartung für den durchschnittlichen Brent-Preis im laufenden Jahr leicht angepasst, von 66 auf nun 67 US-Dollar je Barrel. Anlass für diese Korrektur seien laut der Bank vor allem geopolitische Spannungen im Nahen Osten, insbesondere zwischen Israel und dem Iran. Diese hatten im Frühjahr zu einer vorübergehenden Preisrally geführt, die Brent zeitweise über die Marke von 80 Dollar trieb. Der Anstieg wirkte kurzfristig, aber heftig - eine typische Risikoprämie, wie sie in volatilen Rohstoffmärkten üblich ist, wie es bei Investing.com unter Berufung auf UBS-Analysten heißt.
Ein stärkeres drittes Quartal - aber kein Grund zur Euphorie
Die optimistischere Einschätzung gilt vor allem für das dritte Quartal 2025. Hier erwartet die UBS nun einen durchschnittlichen Preis von 65 US-Dollar pro Barrel - drei Dollar mehr als zuvor. Doch diese Anpassung kommt mit einem Vorbehalt: Im weiteren Jahresverlauf rechnet die Bank wieder mit sinkenden Preisen. Für das vierte Quartal sehen die Analysten ein Niveau im unteren 60er-Bereich. Die Argumentation ist nüchtern: Sobald sich die geopolitische Lage beruhigt, rücken wieder die eigentlichen Marktdaten in den Fokus und die sprechen eine eher pessimistische Sprache, so die Sicht der Analysten Investing zufolge weiter.
Ein Ölmarkt unter strukturellem Druck
Was die UBS zu dieser Einschätzung bringt, ist vor allem die Entwicklung auf der Angebotsseite. Die OPEC+ - also die erweiterte Allianz der großen Förderländer - plant, ab August schrittweise mehr Öl auf den Markt zu bringen. Die bisherigen Förderkürzungen hatten zuletzt für eine gewisse Stabilität gesorgt. Doch mit dem wachsenden Output steigt die Gefahr eines Überangebots. Parallel dazu nehmen auch die Lagerbestände in den USA wieder zu. Nach Daten des American Petroleum Institute wurden zuletzt 680.000 Barrel zusätzlich eingelagert - ein weiteres Zeichen dafür, dass die Nachfrage nicht mit dem Angebot Schritt hält, wie Oil & Gas 360 bestätigt.
Hinzu kommt ein saisonaler Effekt: Die sommerliche Reisezeit im Westen erreicht bald ihren Höhepunkt. Danach wird erfahrungsgemäß weniger Kraftstoff verbraucht, ein Umstand, der sich regelmäßig in fallenden Preisen niederschlägt.
Der Markt bleibt fragil
Auch wenn der Markt in den vergangenen Monaten immer wieder auf politische Unsicherheiten reagiert hat, bleiben laut der UBS die fundamentalen Rahmenbedingungen entscheidend. Die Analysten sprechen von einem "near-term bearish"-Szenario. Anders gesagt: Die Preise könnten schon bald unter Druck geraten, wenn keine neuen Krisenherde aufflammen und das Überangebot Realität wird.
Redaktion finanzen.net
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