TeamViewer-Aktie bricht ein: TeamViewer enttäuscht beim Wachstum - Ziele bestätigt
"Wir verzeichnen eine anhaltend hohe Nachfrage nach unseren Lösungen - trotz des sehr volatilen globalen Marktumfelds", sagte TeamViewer-Chef Oliver Steil am Dienstag laut Mitteilung. Umsatz, Ergebnis und Gewinn unter dem Strich legten zu. Die Quartalszahlen des Softwarekonzerns seien auf den ersten Blick etwas schwächer als erwartet, wegen eines Zukaufs aber nicht leicht einzuordnen, sagte ein Händler. Umsatz und Ergebnis hätten besser gelegen als am Markt erwartet, schrieb hingegen Analystin Wassachon Udomsilpa von der kanadischen Bank RBC.
Im ersten Quartal stieg der ausgewiesene Umsatz (IFRS) des MDAX-Unternehmens um 11 Prozent auf 178,8 Millionen Euro. Unter dem Strich kletterte das Nettoergebnis um ein Drittel auf 29,6 Millionen Euro nach oben. Dabei kamen vor allem sinkende Marketingkosten zum Tragen, nachdem der Sponsorenvertrag mit dem englischen Fußballclub Manchester United ab Mitte vergangenen Jahres deutlich reduziert wurde.
Zum Umsatzwachstum trug auch die Ende Januar abgeschlossene Übernahme der Firma 1E bei. Kräftig war das Plus im Bereich mit großen Unternehmenskunden (Enterprise-Segment). TeamViewer bestätigte die Jahresziele.
Im Jahresausblick rechnet das Unternehmen "pro-forma" den Zukauf aus Vergleichszwecken so ein, als hätte er seit dem 1. Januar 2024 zum Konzern gehört. Demnach soll der Pro-forma-Umsatz weiter um währungsbereinigt 5,1 bis 7,7 Prozent auf 778 bis 797 Millionen Euro zulegen. Die um Sondereffekte bereinigte operative Gewinnmarge (bereinigtes Ebitda) soll rund 43 Prozent betragen. Auf Basis dieser Berechnungsgrundlage traf TeamViewer die operative Marge im ersten Quartal mit 43 Prozent.
Von den US-Zöllen sei TeamViewer für den überwiegenden Teil des Geschäfts als Softwarehersteller nicht direkt betroffen, sagte Stiel in einer Konferenz mit Journalisten. Zumindest so lange nicht, wie es keine Digital- oder Dienstleistungssteuer gebe. Die Kundenbranchen seien jedoch betroffen und das merke auch TeamViewer. Vor allem kleine und mittlere Kunden (SMB-Segment) seien stärker von Unsicherheit in Mitleidenschaft gezogen.
"Trends wie Digitalisierung und Automatisierung sind in den USA immer besonders wichtig", sagte Steil. Das habe sich mit Aufträgen aus dem vierten Quartal nun auch im Enterprise-Segment im ersten Quartal niedergeschlagen. Auch große Firmen würden angesichts der Lage derzeit oft abwarten. Viele Kunden sagten, es sei eine schwierige Situation, um Entscheidungen zu treffen, weil es zu schnell zu viele Impulse gebe.
Auf vergleichbarer Basis legte TeamViewer beim Umsatz "pro forma" im ersten Quartal um 7 Prozent auf 190,3 Millionen Euro zu. Dabei ist unterstellt, dass 1E sowohl im ersten Quartal dieses und des Vorjahres schon komplett zum Unternehmen gehört hätte. Der Zukauf allein wuchs dabei schneller als die Göppinger. Die Integration von 1E läuft Steil zufolge nach Plan. Bereits im März hat das Unternehmen erste Produktintegrationen vorgestellt.
TeamViewer hatte seinen bisher größten Zukauf im Dezember angekündigt. Der Unternehmenswert von 1E belief sich bei dem Deal auf 720 Millionen US-Dollar. Steil will mit 1E das eigene Angebot rund um Fernwartung und vernetzte Geräte abrunden: 1E bietet Software zur automatischen Erkennung und Behebung von IT-Problemen der Anwender an.
TeamViewer-Aktie nach enttäuschendem Wachstum auf den Verkaufszetteln
Die Quartalszahlen von TeamViewer haben am Dienstag den Anlegern hohe Kursverluste eingebrockt. Für die TeamViewer-Aktie geht es via XETRA zeitweise 14,14 Prozent auf 11,48 Euro nach unten. Damit nahmen die Anleger nach einem guten Lauf der Aktien in den zurückliegenden Wochen erst einmal Gewinne mit.
Zeitweise kosteten die Papiere 11,55 Euro und stehen damit an einer charttechnischen wichtigen Marke. Hier verläuft das sogenannte 61,8-Prozent-Fibonacci-Retracement. Dieses signalisiert, dass die TeamViewer-Aktien von ihrer jüngst starken Erholung seit dem Zollschock 61,8 Prozent eingebüßt haben. Unter dieser Schwelle könnte es rasch zu weiteren deutlichen Kursverlusten kommen.
Die Quartalszahlen des Softwarekonzerns seien etwas schwächer als erwartet, wegen eines Zukaufs aber nicht leicht einzuordnen, sagte ein Händler. TeamViewer habe beim Umsatz vergleichsweise mäßig abgeschnitten, schrieb Analyst Andreas Wolf von Warburg Research. Die Profitabilität sei dagegen besser als erwartet gewesen. Wegen zahlreicher bilanzieller Anpassungen sei das Zahlenwerk allerdings etwas intransparent. Wolf sieht darin eine Belastung für den Kurs.
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GÖPPINGEN (dpa-AFX) / Dow Jones Newswires
Bildquelle: Teamviewer, II.studio / Shutterstock.com