Oracle-Aktie im Mins: Neue Doppelspitze bildet Fokus auf KI ab - TikTok-Deal vor Unterzeichnung

22.09.2025 14:51:00

Der US-Softwarekonzern Oracle bekommt eine Doppelspitze. Mit Clay Magouyrk und Mike Sicilia übernehmen zwei KI-Experten die Führung des Unternehmens, wie Oracle am Montag in Austin mitteilte.

Die Ernennung spiegelt dabei die Priorität des Themas Künstliche Intelligenz (KI) wider. So war Magouyrk zuvor Chef des wachstumsstarken Geschäfts rund um die Cloud-Infrastruktur wie Rechenzentren. Sicilia führte den Angaben zufolge zuvor die Sparte Industries und bringt umfassende Fachkenntnisse in vertikalen Anwendungen und angewandter KI mit. Die bisherige Konzernchefin Safra Catz, die den Posten seit 2014 innehatte, übernimmt den Posten als Vize-Verwaltungsratschefin.

Oracle ist zwar vor allem für seine angestammte Datenbanksoftware bekannt, hat aber inzwischen auch auf dem umkämpften Markt für Cloud-Computing Erfolg. Zugpferd ist das Geschäft mit Infrastruktur für die Cloud, wo das Unternehmen zuletzt Multi-Milliardenverträge etwa mit dem ChatGPT-Betreiber OpenAI abgeschlossen hat. Zu den wichtigen Cloud-Kunden zählen aber auch Unternehmen wie der KI-Chip-Hersteller NVIDIA oder die Social-Media-Plattform TikTok.

Nach einem besser als erwarteten Jahresauftakt hatte die Aktie Rekordstände erreicht und Konzerngründer Larry Ellison zwischenzeitlich einmal zum reichsten Menschen weltweit gemacht. Am Montag reagierten die Anleger zurückhaltend auf die Managementwechsel: Das Papier verlor vorbörslich knapp ein Prozent.

Unterzeichnung des TikTok-Deals in Kürze erwartet

Die Vereinbarung über das US-Geschäft von Tiktok soll nach Angaben des Weißen Hauses voraussichtlich in den kommenden Tagen unterzeichnet werden.. "Wir sind zu 100 Prozent überzeugt, dass der Deal jetzt steht, und dieser Deal muss nur noch unterschrieben werden", sagte Sprecherin Karoline Leavitt dem TV-Sender Fox News. Das US-Geschäft werde mehrheitlich amerikanischen Investoren gehören, sagte Leavitt. Um "Daten und Privatsphäre" werde sich der Software-Riese Oracle kümmern.

Laut Medienberichten soll der Oracle-Konzern, hinter dem Trump-Unterstützer Larry Ellison steht, auch unter den Besitzern des US-Geschäfts von TikTok sein. Als weitere nannte das "Wall Street Journal" jüngst die Finanzinvestoren Silver Lake und Andreessen Horowitz. Dem Bericht zufolge sollen die bisherigen Investoren rund 20 Prozent der Anteile behalten.

Der aktuelle TikTok-Mutterkonzern ByteDance hat seine Zentrale in Peking - die Zukunft der App in den USA hängt deshalb seit Monaten in der Schwebe. Das US-Geschäft der App hätte nach einem im vergangenen Jahr beschlossenen US-Gesetz eigentlich bis zum 19. Januar 2025 von ByteDance verkauft werden müssen, oder die App hätte in den USA vom Netz gehen müssen. Doch Trump räumte gleich zu seinem Amtsantritt im Januar eine zusätzliche Frist ein, die er später immer weiter verlängerte. Dafür gab es in dem Gesetz keine Grundlage.

In den USA zählt TikTok nach früheren eigenen Angaben mehr als 170 Millionen Nutzer. Auf den Betrieb der Kurzvideo-App außerhalb der USA - etwa in Deutschland - dürfte die Abtrennung des US-Geschäfts keine Auswirkungen haben.

Ein zentraler Streitpunkt war in den vergangenen Jahren der Algorithmus, der entscheidet, welche Videos den Nutzern als Nächste angezeigt werden. In den USA wurde neben Datenschutz-Bedenken oft die Sorge geäußert, die chinesische Regierung könnte über diese Software die öffentliche Meinung manipulieren. TikTok und ByteDance weisen das zurück - aber in dem US-Gesetz wurde ausdrücklich festgeschrieben, dass weder die chinesische Regierung noch der bisherige Mutterkonzern Kontrolle über den Algorithmus haben dürfen.

Einige TikTok-Kritiker in den USA hatten davor gewarnt, den bisherigen Empfehlungsalgorithmus nach der Übernahme des US-Geschäfts weiterzuverwenden. Leavitt sagte nun, der Algorithmus werde "von Amerika" kontrolliert werden. Das lässt die Möglichkeit offen, dass die bisherige Software weiterhin zum Einsatz kommt.

USA wollen Herzstück von TikTok nachbauen

Bei der Abspaltung des US-Geschäfts von Tiktok soll die Software, die die nächsten Videoclips für Nutzer aussucht, in den USA nachgebaut werden. Als Basis dafür werde aber der in China ansässige Tiktok-Eigentümer ByteDance seinen bisherigen Software-Algorithmus zur Verfügung stellen, schrieben unter anderem das "Wall Street Journal" und der Finanzdienst Bloomberg unter Berufung auf einen Vertreter des Weißen Hauses.

Die Maßnahme soll die Sorgen ausräumen, dass die chinesische Regierung den Tiktok-Algorithmus heimlich beeinflussen und damit die öffentliche Meinung in den USA manipulieren könnte. Tiktok und ByteDance wiesen solche Bedenken stets zurück.

Im vorbörslichen Montagshandel an der NYSE verliert die Oracle-Aktie zeitweise um 0,72 Prozent auf 306,45 US-Dollar.

/so/DP/stw

WASHINGTON (dpa-AFX)

Bildquelle: XanderSt / Shutterstock.com

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