Factor Investing & Smart Beta: Alles zum Trend

22.06.2025 07:57:00

Factor Investing - auch bekannt als Smart Beta - gilt als moderne Strategie zwischen passivem und aktivem Investieren. Doch was steckt wirklich hinter diesem Ansatz und lohnt sich dieser?

• Investmentstrategie auf Basis wissenschaftlich belegter Renditetreiber
• Kein Garant für Outperformance, aber gezielterer Ansatz als klassische ETFs
• Eher geeignet für langfristige, disziplinierte Anleger mit Marktverständnis

Was bedeutet Factor Investing überhaupt?

Factor Investing ist ein Investmentansatz, bei dem gezielt bestimmte Merkmale von Aktien genutzt werden, die langfristig mit einer höheren Rendite in Verbindung stehen können. Statt den Markt einfach breit abzubilden - wie es klassische ETFs tun - konzentriert sich Factor Investing auf Titel mit bestimmten Eigenschaften. Zu den wichtigsten Faktoren zählen Value, Size, Momentum, Low Volatility und Quality. Der Value-Faktor zielt auf unterbewertete Aktien ab, Size bezieht sich auf kleinere Unternehmen, Momentum auf Aktien mit positiver Kursentwicklung. Low Volatility fokussiert sich auf schwankungsarme Titel, während Quality Unternehmen mit solider Bilanz und stabilen Gewinnen berücksichtigt.

Die theoretische Grundlage dieses Ansatzes stammt aus der Kapitalmarktforschung. Das sogenannte Capital Asset Pricing Model (CAPM) war eines der ersten Modelle, das versuchte, Rendite durch ein einziges Risiko - das Marktrisiko - zu erklären. Spätere Modelle wie das Fama-French-Dreifaktorenmodell erweiterten diesen Ansatz und zeigten, dass auch andere Faktoren systematisch zur Rendite beitragen können.

Factor Investing setzt genau dort an: Die Auswahl der Titel erfolgt anhand fester quantitativer Regeln, nicht durch subjektive Einschätzungen. Es ist damit ein systematischer Mittelweg zwischen aktivem und passivem Investieren - mit dem Ziel, eine bessere risikoadjustierte Rendite zu erzielen.

Smart Beta: Die Brücke zwischen aktivem und passivem Investieren

Smart Beta ist eine spezielle Form des Factor Investings, bei der Faktoren systematisch in Indexstrategien eingebaut werden. Anders als bei klassischen ETFs, die meist den gesamten Markt nach der Marktkapitalisierung gewichten, setzen Smart-Beta-ETFs auf alternative Gewichtungsmethoden. Ziel ist es, bestimmte Risikoprämien gezielt auszunutzen - etwa durch Übergewichtung von Value-Aktien oder Unternehmen mit niedriger Volatilität.

Der Begriff "Beta" stammt aus der Finanztheorie und beschreibt die Marktsensitivität eines Wertpapiers. Während klassisches Beta passives Investieren symbolisiert, steht "Smart" für die gezielte Auswahl und Gewichtung auf Basis bestimmter Regeln. Smart-Beta-Produkte sollen also die Vorteile passiver Investments - wie Transparenz und geringe Kosten - mit den Ertragschancen aktiver Strategien kombinieren. Die Auswahlkriterien bei Smart Beta sind transparent und regelbasiert. Ein ETF kann beispielsweise alle Aktien eines Index enthalten, diese jedoch nicht nach Börsenwert gewichten, sondern nach Kennzahlen wie Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV), Dividendenrendite oder Gewinnwachstum. Dadurch ergeben sich andere Gewichtungen - und damit auch ein anderes Risikoprofil.

Smart Beta ist keine Garantie für Überrendite. Faktoren können zeitweise underperformen, und die höhere Komplexität birgt neue Risiken. Dennoch erfreut sich der Ansatz zunehmender Beliebtheit bei institutionellen und privaten Anlegern, die gezielt auf langfristige Renditetreiber setzen möchten.

Für wen eignet sich Factor Investing?

Factor Investing richtet sich vor allem an Anleger mit langfristigem Anlagehorizont, die systematisch auf wissenschaftlich untersuchte Renditetreiber setzen möchten. Wer bereit ist, bestimmte Marktfaktoren bewusst ins Portfolio zu holen und temporäre Schwächephasen in Kauf zu nehmen, kann von diesem Ansatz profitieren. Dabei ist es wichtig zu verstehen, dass einzelne Faktoren - wie etwa Value oder Momentum - nicht dauerhaft funktionieren, sondern phasenweise auch hinter dem Gesamtmarkt zurückbleiben können. Für Privatanleger ist Factor Investing besonders dann interessant, wenn sie sich aktiv mit ihrer Geldanlage beschäftigen und ein gewisses Maß an Marktverständnis mitbringen. Einsteiger können hingegen schnell überfordert sein, da die Vielzahl an Faktoren, Strategien und ETF-Produkten ein gutes Grundverständnis voraussetzt. Es empfiehlt sich daher, sich zunächst intensiv mit den Grundlagen vertraut zu machen.

Auch aus Sicht der Wissenschaft wird Factor Investing nicht unkritisch betrachtet. Ökonomen wie Eugene Fama, einer der Begründer des Modells, auf dem viele Faktorstrategien basieren, weisen in neueren Stellungnahmen darauf hin, dass es sich bei der Theorie effizienter Märkte um ein vereinfachendes Modell handelt - nicht um eine allgemeingültige Wahrheit. Viele Faktoren, so der Tenor, sind möglicherweise nicht dauerhaft stabil oder zu stark an Vergangenheitsdaten angepasst.

Redaktion finanzen.net

Bildquelle: Romolo Tavani / Shutterstock, PopTika / Shutterstock.com, Vitalii Vodolazskyi / Shutterstock.com

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