Analysten: US-Notenbank Fed ringt mit Leitzinsfrage - Inflation vs. Wachstum
• Uneinigkeit innerhalb der US-Notenbank über künftige Zinssenkungen
• BCA Research erwartet keine anhaltende Inflation durch Trumps Zollpolitik
• Empfehlung an Anleger: längere Durationen und Kurvensteiler im Treasury-Bereich halten
Die EZB hat das achte Mal in Folge die Leitzinsennach unten angepasst, die Schweizerische Nationalbank hat den Zinssatz für ihr Land ebenfalls diverse Male gesenkt - zuletzt auf null Prozent. Und auch in China drehten die Währungshüter jüngst an der Zinsschraube, ebenso in Großbritannien und Norwegen. Nur in den USA sind Niedrigzinsen weiterhin nicht Teil der Geldpolitik - sehr zum Ärger von US-Präsident Donald Trump, der die US-Notenbank Federal Reserve diverse Male dafür kritisiert hatte.
Zwar signalisierte die Fed bei ihrer jüngsten Zinssitzung, dass in diesem Jahr noch mit zwei Leitzinssenkungen zu rechnen sein könnte, doch die durch die Trump-Administration ausgelöste Zollunsicherheit bringt Inflationssorgen mit sich, die auch den Fed-Chef Jerome Powell offenbar deutlich umtreiben: "Jeder, den ich kenne, prognostiziert einen bedeutenden Anstieg der Inflation in den kommenden Monaten aufgrund der Zölle, weil irgendjemand die Zölle zahlen muss". Das werde auch Verbraucher treffen, warnte er im Rahmen der jüngsten Zinsentscheidung.
BCA sieht Fed zweigeteilt
Offenbar teilen nicht alle Fed-Mitglieder diese Einschätzung, mit Blick auf die künftige Zinspolitik seien die Währungshüter in zwei Lager gespalten, so Analysten von BCA Research in einer Kundenmitteilung, aus der "Investing" zitiert. Demnach würden sieben Teilnehmer des zinsbestimmenden Offenmarktausschusses der US-Notenbank (Federal Open Market Committee) in diesem Jahr keine Zinssenkungen erwarten, während acht von einer Senkung um 50 Basispunkte bis Ende 2025 ausgehen würden.
Die Befürworter einer Zinsstabilität folgen der Argumentation von Fed-Chef Powell und sehen offenbar das Risiko, dass Präsident Donald Trumps umfassende Zollagenda in den nächsten Monaten zu einem anhaltenden Anstieg des Inflationsdrucks führen könnte. Die Gruppe, die Zinssenkungen für möglich hält, sieht die Folgen der Zölle unterdessen als vorübergehende Belastungen an, so die Analysten weiter.
BCA Research eher pro-Zinssenkung
Auch die Experten selbst sehen eher keine dauerhaften negativen Folgen von Trumps Zollpolitik auf die Verbraucherpreisentwicklung. Zwar werde die Inflation durch die Zölle tatsächlich stärker beeinflusst werden, die Tatsache einer robusten Preislage im Mai deute ihrer Ansicht aber eher darauf hin, dass die Unternehmen keinen Vorwand für Preiserhöhungen suchen und diese nur zögerlich anheben werden, sobald die Zölle sie dazu zwingen. "Dies ist nicht das Umfeld, in dem man eine erwartungsgetriebene Inflationsspirale erwarten würde", heißt es bei Investing unter Berufung auf die Analysten weiter.
Das raten Experten Anlegern
Im aktuellen Zinsumfeld geben die Experten von BCA Research Anlegern den Rat, "bei einem zyklischen Anlagehorizont eine Portfolioduration über der Benchmark beizubehalten und durationsneutrale 2-/10-jährige Treasury-Kurvensteiler zu halten". Zudem halten sie selbst "eine taktische Short-Position im Fed Funds Futures-Kontrakt vom Januar 2026", heißt es in der Kundenmitteilung weiter.
Redaktion finanzen.net
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