Rheinmetall-Aktie legt zu: Umsatz- und Gewinnsteigerung - Deal für ziviles Geschäft im Blick

06.11.2025 15:01:00

Die hohe Nachfrage nach Wehrtechnik hat Rheinmetall im dritten Quartal einen höheren Erlös und Gewinn beschert.

Deutschlands größter Rüstungskonzern Rheinmetall muss weiter auf wichtige Aufträge der Bundesregierung warten. Wegen des Regierungswechsels in Berlin verzögern sich die Bestellungen. Konzernchef Armin Papperger sieht aber die Weichen für ein starkes viertes Quartal gestellt. Die geplanten Großprogramme der Bundeswehr seien mittlerweile in der Finanzplanung des Bundes abgesichert und würden in den kommenden Monaten in die Beauftragung gehen, hieß es vom Konzern am Donnerstag zur Zahlenvorlage. Die Resultate zum dritten Quartal entsprachen weitgehend den Erwartungen der Analysten. Rheinmetall bestätigte die Jahresprognose. Die Aktie stieg daraufhin.

Am Nachmittag legte das Rheinmetall-Papier via XETRA zeitweise um 3,3 Prozent auf 1.764 Euro zu. Vom Anfang Oktober erreichten Rekordhoch bei 2.008 Euro ging es bisher überwiegend abwärts, trotzdem hat sich der Börsenwert seit Jahresbeginn fast verdreifacht. JPMorgan-Analyst David Perry sieht nach dem jüngst erfolgten Rücksetzer der Aktie einen guten Einstiegszeitpunkt vor dem Mitte November anstehenden Kapitalmarkttag des Rüstungskonzerns.

Im dritten Quartal lag die sogenannte Nomination von Rheinmetall mit 3,88 Milliarden Euro gut ein Drittel unter dem Niveau ein Jahr zuvor, wie das im DAX notierte Unternehmen am Donnerstag in Düsseldorf mitteilte. Diese Kennziffer umfasst neben dem klassischen Auftragseingang unter anderem das Volumen aus neu abgeschlossenen Rahmenverträgen mit militärischen Kunden. Für das laufende vierte Quartal stellte der Rüstungskonzern bei der Nomination allerdings einen neuen Rekordwert in Aussicht.

Angesichts der sicherheitspolitischen Lage und steigender Verteidigungsbudgets in zahlreichen Ländern bleibe die Nachfrage hoch. Rheinmetall sitzt bereits auf prall gefüllten Auftragsbüchern. Der sogenannte Backlog, der neben dem Auftragsbestand zum Beispiel auch die erwarteten Abrufe aus bestehenden Rahmenverträgen mit militärischen Kunden beinhaltet, stieg bis Ende September auf 63,8 Milliarden Euro. Das war jedoch kaum mehr als Ende Juni - mit damals knapp 63,2 Milliarden Euro. Jens-Peter Rieck vom Analysehaus MWB Research rechnet zum Jahresende aber mit stark anziehenden Bestellungen und einem Backlog über 83 Milliarden Euro.

Der Umsatz legte im dritten Quartal im Vorjahresvergleich um 13 Prozent auf 2,78 Milliarden Euro zu. Das operative Ergebnis stieg um 19 Prozent auf 360 Millionen Euro. Die entsprechende Marge lag bei 12,9 Prozent, vor einem Jahr betrug sie rund 12,3 Prozent. Unter dem Strich entfiel auf die Aktionäre ein Gewinn von 152 Millionen Euro nach 135 Millionen Euro ein Jahr zuvor. Damit schnitt Rheinmetall in etwa ab wie von Analysten erwartet. Der freie Barmittelzufluss brach derweil um drei Viertel ein, weil der Rüstungskonzern seine Lagerbestände aufstockte und Kunden weniger Vorauszahlungen leisteten.

Laut Chloe Lemarie vom Analysehaus Jefferies sorgten die Zahlen auf den ersten Blick für etwas Erleichterung vor dem Kapitalmarkttag. Die durchschnittliche Erwartung der Branchenkenner, die Rheinmetall beobachteten, liege weiterhin oberhalb der Prognose des Konzerns selbst, ergänzte sie. Die von manchen Investoren befürchtete Senkung des Ausblicks, die sich zuletzt auch im schwächelnden Aktienkurs widergespiegelt habe, sei ausgeblieben.

Der Rüstungskonzern bestätigte "mindestens" die Jahresprognose. Demnach soll der Umsatz im laufenden Jahr weiterhin um 25 bis 30 Prozent zulegen. Das würde einem Erlös von 12,2 bis 12,7 Milliarden Euro für 2025 entsprechen. Die operative Ergebnismarge soll rund 15,5 Prozent erreichen. Rheinmetall deutete aber wiederholt Luft nach oben an, falls sich die in diesem Jahr durch die Nato beschleunigte Aufrüstung Europas konkretisieren sollte. Das Staatenbündnis hatte im Juni beschlossen, seine militärischen Fähigkeiten stark auszubauen.

Rheinmetall profitiert enorm von diesem Rüstungsboom infolge des Ukraine-Kriegs und will sein Geschäft weiter ausbauen. "Wir werden ein globaler Rüstungschampion, nicht zuletzt durch den geplanten Zukauf von NVL, dem Marinebereich von Lürssen", sagte Konzernchef Papperger laut Mitteilung. Mitte September hatte sich Rheinmetall auf eine Übernahme der Sparte der Bremer Werftengruppe geeinigt. Mit Blick auf eine "komfortable Bilanz" seien zudem weitere Übernahmen möglich.

Parallel möchte sich der Rüstungskonzern von seinem zivilen Geschäft trennen. Für die Sparte "Power Systems" rund um die Autozulieferung sollen endgültige Kaufangebote von Interessenten in den kommenden vier Wochen eingehen, bestätigte Papperger in einer Analystenkonferenz. Im ersten oder spätestens zweiten Quartal 2026 sei dann eine Finalisierung des Verkaufs geplant. Ende 2025 soll die Sparte bereits als aufgegebener Geschäftsbereich neu klassifiziert werden. Im Gegensatz zum Rüstungsgeschäft schwächelt "Power Systems" schon seit längerer Zeit. Im dritten Quartal sank der Umsatz der Sparte im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um knapp 3 Prozent.

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DÜSSELDORF (dpa-AFX)

Bildquelle: Postmodern Studio / Shutterstock.com

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