Seltene Abstufung für Tesla-Aktie: Wall Street-Firma sieht zu viele Unsicherheiten
• Baird stuft Tesla von "Outperform" auf "Neutral" herab
• Der öffentlich ausgetragene Streit zwischen Musk und Donald Trump belastet das Markenimage
• Überhöhte Erwartungen an Robotaxi-Dienst und wachsende Konkurrenz erhöhen den Druck
Tesla im Gegenwind: Analysten-Skepsis wächst und spiegelt sich in Herabstufungen wider
Die Tesla-Aktie hat in jüngster Zeit eine wahre Achterbahnfahrt erlebt, und die Wall Street reagiert mit wachsender Vorsicht. Gleich zwei namhafte Analysehäuser haben ihre Bewertungen für den Elektroautohersteller angepasst. Die Analysten Ben Kallo und Davis Sunderland von Baird Equity Research haben ihr Rating für Tesla von "Outperform" auf "Neutral" gesenkt, ein seltener Schritt inmitten einer überwiegend positiven Analystenlandschaft, wie MarketWatch berichtet. Obwohl Baird ein Kursziel von 320 US-Dollar beibehält, äußern sie Bedenken hinsichtlich "zu vieler Unsicherheiten an zu vielen Fronten". Langfristig sei das Papier jedoch weiterhin ein "Core-Investment".
Parallel dazu hat die Schweizer Großbank UBS ihre Verkaufsempfehlung für die Tesla-Aktie in der vergangenen Woche bekräftigt und ein Kursziel von lediglich 190 US-Dollar ausgegeben, was ein erhebliches Abwärtspotenzial im Vergleich zum aktuellen Kurs bedeutet. Diese kritischen Einschätzungen setzen Tesla zusätzlich unter Druck, dessen Aktie im laufenden Jahr bereits 26 Prozent verloren hat. Am Montag ging es an der NASDAQ zunächst deutlich abwärts, im Verlauf werden die Verluste aber deutlich kleiner, zuletzt notierte die Aktie noch 0,14 Prozent tiefer bei 294,72 US-Dollar.
Der "Musk-Faktor": Trump-Fehde und Image-Schaden
Ein signifikanter Belastungsfaktor - neben schwachen Absatzzahlen - ist die Person Elon Musk selbst. Die öffentliche und erbitterte Auseinandersetzung zwischen Musk und dem US-Präsidenten Donald Trump hat weitreichende Folgen. Baird-Analysten betonen, dass Musks Verbindungen zum US-Präsidenten "erhebliche Unsicherheit hinzugefügt" haben und "Fragen bezüglich des Markenschadens" aufwerfen, die bestehen bleiben werden, bis ein nachhaltiges Volumenwachstum sichtbar wird. Marktexperten äußern sich besorgt: Ross Gerber von Gerber Kawasaki Wealth and Investment Management sprach von einem "Desaster für Musk", während Wayne Kaufman von Phoenix Financial Services die Situation als "idiotisch" bezeichnete und betonte, dass der Wert von Tesla nicht vom Gründer und Chef getrennt werden könne. Musks politische Ansichten und seine zeitweise Rolle als Kostensenker im Regierungsapparat im Auftrag von Trump hatten bereits zuvor einige potenzielle Käufer abgeschreckt und sogar zu Brandanschlägen auf Tesla-Fahrzeuge geführt. Die Sorge, Musk könnte seine Aufgaben bei Tesla aufgrund seiner politischen Aktivitäten vernachlässigen, trug ebenfalls zur Talfahrt der Aktie ab Mitte Dezember 2024 bei. Donald Trump erwägt sogar, seinen roten Tesla abzustoßen, den er im März als Zeichen der Unterstützung für Musk gekauft hatte.
Robotaxi-Hoffnungen vs. Realität und langfristiger Optimismus
Die hohen Erwartungen an zukünftige Projekte wie den Robotaxi-Dienst, der am 12. Juni in Austin starten soll, werden von Analysten kritisch betrachtet. Während Musk Hunderttausende von Robotaxis bis zur zweiten Hälfte des nächsten Jahres verspricht, erwarten Baird-Analysten lediglich 6.000 Fahrzeuge. Sie warnen davor, dass dieser Optimismus bereits zu stark in den Aktienkurs eingepreist sein könnte und das Robotaxi-Geschäft möglicherweise weniger profitabel ausfällt als angenommen. Auch die UBS konstatiert, dass disruptive Technologien wie Robotaxis, autonome Fahrfunktionen und humanoide Roboter (Optimus) derzeit noch keinen nennenswerten Beitrag zum Umsatz leisten.
Trotz dieser kurzfristigen Bedenken und des als überhöht eingeschätzten Optimismus in bestimmten Bereichen, bleiben die Baird-Analysten langfristig optimistisch: Sie bezeichnen Tesla weiterhin als "Kernbeteiligung" mit "einer überdurchschnittlichen Chance in Bezug auf Robotaxi und Robotik". Auch wenn die Risiken im Kerngeschäft aus Sicht der UBS derzeit überwiegen, sehen die Analysten das Potenzial für eine enorme Umsatzentwicklung durch zukünftige Innovationen.
Optimus-Leiter nimmt seinen Hut
Inmitten diese Gemengelage verliert einen seiner wichtigsten Manager im Bereich der künstlichen Intelligenz. Milan Kovac, Leiter der Entwicklung von Optimus, einem humanoiden Roboter, hat seinen Abschied aus persönlichen Gründen angekündigt. Für CEO Elon Musk, der Tesla zu einem Robotik- und KI-Unternehmen machen will, ist das ein Rückschlag. Kovac schieb auf dem Kurzbotschaftendienst X: "Mein Abgang wird nichts ändern."
Redaktion finanzen.net / Dow Jones Newswires
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