Wachstumsziel in Gefahr: NVIDIA bleibt bei KI auf China angewiesen

Der Chiparchitekt NVIDIA bekommt den Handelskrieg zwischen den USA und China deutlich zu spüren. Auch wenn künstliche Intelligenz weiter boomt - auf die Volksrepublik kann NVIDIA nicht einfach so verzichten.
Werte in diesem Artikel
• NVIDIA schlägt Erwartungen, enttäuscht aber beim Ausblick
• China wichtiger KI-Schlüsselmarkt
• Trendwende der US-Regierung voraus?
Der KI-Riese NVIDIA öffnete kürzlich seine Bücher zum ersten Quartal des aktuellen Geschäftsjahres 2026. Diese offenbarten einen Gewinnsprung von 0,6 US-Dollar je Aktie im Vorjahresquartal auf nun mehr 0,96 US-Dollar je Anteilsschein, was auch die Analystenvorabschätzungen übertraf. Auch beim Umsatz konnte der Chiparchitekt die Erwartungen schlagen und verzeichnete ein Plus von 69,35 Prozent auf 44,1 Milliarden US-Dollar. Dabei verdeutlichte NVIDIA-CEO Jensen Huang im Rahmen der Zahlenvorlage: "Die weltweite Nachfrage nach NVIDIAs KI-Infrastruktur ist unglaublich stark."
Allerdings: Der Ausblick auf das laufende Geschäftsjahr fiel verhalten aus. Hier stellt der KI-Riese für das zweite Quartal lediglich Erlöse in Höhe von 45 Milliarden US-Dollar in Aussicht, was hinter den Erwartungen zurückblieb. Tatsächlich geht NVIDIA von Umsatzeinbußen in Höhe von circa acht Milliarden US-Dollar aus - wegen der jüngsten Exportbeschränkungen für H20-Chips.
NVIDIA spürt Auswirkungen der US-Exportbeschränkungen nach China
So hat die US-Regierung im April den Export von NVIDIAs H20-KI-Chips nach China beschränkt. Dies hat den Chipdesigner stark getroffen. Denn der Halbleiter ist laut Reuters derzeit NVIDIAs fortschrittlichster Chip für den Verkauf in China und steht im Fokus der Bemühungen des Unternehmens, sich in Chinas boomender KI-Industrie zu behaupten. Wegen der boomenden Nachfrage nach KI-Modellen hatten erst im Februar zahlreiche Tech-Riesen aus China wie ByteDance, Alibaba und Tencent ihre Bestellung von H20-Chips nochmal erhöht.
Die neuen Ausfuhrbeschränkungen treffen NVIDIA besonders hart, weil der H20-Chip speziell für China gefertigt wurde und nirgendwo anders verkauft werden kann. Dies liegt daran, dass es schon während der Biden-Regierung Restriktionen für die Ausfuhr von KI-Technologie nach China gab, weshalb der H20-Chip eine abgespeckte Version seiner KI-Chips darstellt, wodurch die Lieferung nach China wieder möglich wurde. Ein weiteres Herabsenken der Leistung der H20-Chips sei laut NVIDIA jedoch unmöglich. Auf diese Weise könnten die Beschränkungen also nicht umgangen werden.
NVIDIA-CEO drängt: Chinesischen Schlüsselmarkt nicht aufgeben
Mit Blick auf die neuen US-Exportbeschränkungen warnte Huang im Rahmen der Bilanzvorlage davor, dass die USA den Vorsprung in der KI-Technologie verlieren könnten, wenn der Zugang nach China verbaut würde. Denn die Volksrepublik sei ein Schlüsselmarkt für die Weiterentwicklung künstlicher Intelligenz: "Die Plattform, die in China gewinnt, kommt in die Position, global führend zu sein", so Huang. "Die Frage ist nicht mehr, ob China KI haben wird", so der Konzernlenker. "Die Frage ist, ob einer der größten KI-Märkte auf amerikanischen Plattformen laufen wird." Denn gäbe es keine US-Rivalen in China, stärke dies die chinesischen Anbieter, die sich von dort global aufstellen könnten. Jüngst hatte hier insbesondere Huawei profitiert. Die US-Regierung habe in der Vergangenheit fälschlicherweise angenommen, dass es der Volksrepublik nicht möglich sei, eigene KI-Chips herzustellen: "Diese Annahme war schon immer fragwürdig - und jetzt ist sie klar falsch", verlautete der NVIDIA-CEO.
Gleichzeitig wies Huang darauf hin, dass schon jetzt die Hälfte der KI-Entwickler der Welt in China anzutreffen seien. "Am Ende gewinnt die Plattform das KI-Rennen, die die KI-Entwickler für sich gewinnt. Exportbeschränkungen sollten US-Plattformen stärken und nicht die Hälfte der weltweiten KI-Talente zur Konkurrenz vertreiben.", zitiert ihn das Wall Street Journal.
Bisher konnte die große KI-Nachfrage aus dem Rest der Welt die China-Einbußen in der NVIDIA-Bilanz wettmachen. Allerdings baut ein Großteil der Bewertung des Techriesen auf der Hoffnung der Anleger auf, NVIDIAs Wachstum würde sich noch lange fortsetzen. So ist das US-Unternehmen aktuell rund 3,46 Billionen US-Dollar Wert und hat damit sehr deutlichen Abstand zum nächstgrößten Chipunternehmen. Laut dem WSJ gehen Analysten davon aus, dass NVIDIA in diesem Geschäftsjahr die 200 Milliarden US-Dollar-Marke beim Umsatz knacken dürfte - und 300 Milliarden US-Dollar bis 2028. Wie das Nachrichtenmagazin schreibt, sei es jedoch unrealistisch, dass die ohne China geschehe.
China hat sich dem Trend zur künstlichen Intelligenz deutlich geöffnet. Wie das WSJ mit Verweis auf Morgan Stanley schreibt, hätten Venture Fonds mit Unterstützung der chinesischen Regierung zwischen 2000 und 2023 184 Milliarden US-Dollar in KI-Startups gesteckt. NVIDIA selbst schätzt, dass der Wert des gesamten adressierbaren Markts für KI-Beschleuniger in China bei rund 50 Milliarden US-Dollar liege. Bisher haben Analysten die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass der chinesische Markt für NVIDIA gänzlich verloren ist: "Wir sind nach wie vor davon überzeugt, dass sich der Markt in China zumindest teilweise erholen wird", so Joe Moore von Morgan Stanley laut dem Wall Street Journal.
Kommt die Trendwende?
Damit dies möglich ist, müsste die Trump-Regierung jedoch eine Kehrtwende vollziehen oder ihre Beschränkungen deutlich reduzieren. Angesichts der jüngsten Entwicklungen scheint dies jedoch eher unwahrscheinlich. Immerhin: US-Präsident Donald Trump und der chinesische Präsident Xi Jinping wollen weiter im Austausch bleiben. Jüngst sorgte jedoch die Nachricht für Unsicherheit, wonach sich die beiden Länder gegenseitig beschuldigten, ein im Mai geschlossenes Handelsabkommen zu verletzen.
Die Beschränkungen für US-Unternehmen kommen wiederum chinesischen Techgrößen zu Gute. So schätzt Morgan Stanley, dass die Volksrepublik aktuell etwa 34 Prozent seines Bedarfs an KI-Chips mit lokalen Anbietern decken kann. Bis 2027 dürfte dieser Anteil jedoch 82 Prozent erreichen. Es wird sich zeigen, inwiefern NVIDIA einen Teil an dem wichtigen chinesischen Markt wird zurückerobern können. Denn selbst, wenn der US-Konzern wieder uneingeschränkt nach China liefern kann, wird das Unternehmen immer noch mit den Ambitionen der chinesischen Regierung zu kämpfen haben, einheimische Technologien in den Mittelpunkt aller Schlüsselindustrien zu stellen. Auch wenn NVIDIA noch immer mit weitem Abstand als weltweiter Marktführer bei KI-Chip gilt, wird der weitere Erfolg auch von der Politik der US-Regierung abhängen.
Redaktion finanzen.net
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