Tesla-Aktie tiefrot: Tesla verfehlt Gewinnerwartungen - Umsatz leicht über Prognose

24.07.2025 22:27:00

Der Elektroautohersteller Tesla hat die Geschäftsergebnisse für das am 30. Juni 2025 endende Quartal präsentiert.

Tesla hat seine Ergebnisse für das zweite Quartal 2025, das am 30.06.2025 endete, bekannt geben.

Für das abgelaufene Jahresviertel wird ein Gewinn pro Aktie von 0,33 US-Dollar ausgewiesen. Im Vorjahresquartal verzeichnete das Unternehmen noch einen Gewinn von 0,42 US-Dollar je Aktie. Im Vorfeld hatten 29 Analysten im Durchschnitt einen Quartalsgewinn je Aktie von 0,392 US-Dollar prognostiziert.
Die Umsatzerlöse erreichten 22,496 Milliarden US-Dollar. Dies steht im Kontrast zu 25,50 Milliarden US-Dollar, die im Vorjahresviertel in den Büchern standen. Die Vorhersagen von 31 Analysten für das abgeschlossene Quartal beliefen sich im Schnitt auf 22,22 Milliarden US-Dollar.

Musk verspricht nach Gewinnrückgang Robotaxi-Offensive

Das Tesla-Geschäft schrumpft - doch Firmenchef Elon Musk verspricht den großen Befreiungsschlag mit Robotaxis. Spätestens Ende kommenden Jahres würden selbstfahrende Autos die Tesla-Bilanz aufbessern, kündigte der Tech-Milliardär nach Vorlage von Quartalszahlen an. Bis dahin könne es aber einige "harte Quartale" geben, räumte er ein.

Zuletzt sorgten sinkende Auslieferungen der Tesla-Elektroautos im zweiten Vierteljahr in Folge für einen Rückgang bei Umsatz und Gewinn. Der Elektroauto-Hersteller verdiente im vergangenen Quartal 1,17 Milliarden Dollar (knapp eine Milliarde Euro) und damit 16 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Der Umsatz fiel um zwölf Prozent auf rund 22,5 Milliarden Dollar. Tesla verfehlte erneut die Erwartungen der Analysten.

Grandioses Versprechen

Musk, der die Anleger nach schwächeren Quartalen oft mit großspurigen Visionen überschüttet, beschwor die Rolle selbstfahrender Autos für die Zukunft von Tesla. Der Konzern hatte erst von wenigen Wochen seinen ersten Robotaxi-Dienst in der Innenstadt von Austin gestartet - mit einer "Handvoll" Autos, von Tesla handverlesenen Kunden und Aufpassern auf dem Beifahrersitz.

Dennoch kam von Musk nun ein grandioses Versprechen: Er denke, dass Tesla zum Jahresende voraussichtlich für die Hälfte der US-Bevölkerung autonome Fahrten anbieten könne, sagte er. Dann kam jedoch die Einschränkung: "Die Zustimmung der Behörden vorausgesetzt." Damit könne man auf den Zeitplan nicht groß bauen, urteilte gleich der langjährige Branchenanalyst Gene Munster. In den USA müssen die Genehmigungen für autonomes Fahren in einzelnen Bundesstaaten beantragt werden.

Reichen Kameras als Augen der KI?

Teslas Robotaxis legten in Austin bisher über 7.000 Meilen (11.265 km) zurück. Die Google (Alphabet C (ex Google))-Schwesterfirma Waymo, deren fahrerlose Wagen mehr als 250.000 Fahrten pro Woche mit zahlenden Passagieren machen, knackte jüngst die Marke von 100 Millionen Meilen. Musk behauptet dennoch, dass Tesla schnell zur Nummer eins beim autonomen Fahren aufsteigen werde.

Er setzt dafür auf einen Kostenvorteil: Während Waymo und andere Entwickler selbstfahrender Autos für die Sicherheit auf teure Laser-Radare setzen, will er nur mit Kameras auskommen. Damit haben laut Musk aktuelle Tesla-Fahrzeuge bereits alle nötige Technik an Bord, um autonom unterwegs zu sein. So sind als Robotaxis in Austin Fahrzeuge des Kompakt-SUV Model Y unterwegs.

Musks Plan trifft auf Skepsis

Im kommenden Jahr könnten Tesla-Besitzer auch ihre Autos in einigen US-Städten als Robotaxis zum Geldverdienen auf die Straße schicken, versicherte er. Und wenn erst einmal die neuesten Versionen von Teslas "Autopilot"-Software auch in Europa zugelassen seien, zögen die zuletzt schwächelnden Verkäufe auch dort wieder an, sagte Musk.

Experten und Rivalen haben jedoch Bedenken zu Teslas Ansatz. Die Laser-Radare - auch unter dem Namen Lidar bekannt - tasten die Umgebung der Fahrzeuge ab und können dadurch Objekte und Personen auch bei schwierigen Lichtverhältnissen erkennen. Hingegen gibt es Zweifel, dass Kameras in allen Situationen Hindernisse korrekt identifizieren können. Die US-Verkehrsbehörde NHTSA untersucht bereits seit Jahren Unfälle mit Teslas bisherigen "Autopilot"-Versionen, die noch als Assistenzsystem mit menschlicher Aufsicht agieren.

Tesla-Verkäufe auf Talfahrt

Die Tesla-Auslieferungen gingen im vergangenen Quartal um 13,5 Prozent auf 384.122 Fahrzeuge zurück. Damit konnte auch die neue Variante des bisherigen Bestsellers Model Y den Absatz bisher nicht ankurbeln. Sie wird seit März an die Kunden ausgeliefert.

Die Übergangsphase beim Model Y galt neben den Kontroversen um politische Aktivitäten von Musk als ein Grund für den Absatzrückgang von 13 Prozent im ersten Quartal.

Tesla macht aber auch verstärkte Konkurrenz anderer Hersteller zu schaffen - außerhalb des US-Heimatmarktes sind insbesondere chinesische Marken stark. In Europa, wo Tesla eine Fabrik in Grünheide bei Berlin hat, gibt es seit Monaten herbe Absatzrückgänge. Im Juni fielen die Neuzulassungen in der EU nach Zahlen des Branchenverbandes Acea im Jahresvergleich um 39,5 Prozent auf 20.349 Fahrzeuge. Im gesamten ersten Halbjahr wurden 70.655 Teslas neu zugelassen - ein Einbruch von 43,7 Prozent.

US-Subventionen laufen aus

Teslas Erlöse aus dem Autogeschäft fielen im vergangenen Quartal um 16 Prozent auf 16,66 Milliarden Dollar.

Zugleich könnte es in den kommenden Monaten kurzfristigen Rückenwind durch die Politik von US-Präsident Donald Trump geben: Ende September laufen die Elektroauto-Subventionen von 7.500 Dollar in den USA aus. Das könnte einige Interessenten dazu veranlassen, noch schnell zuzuschlagen.

Wie sehr Tesla davon profitieren kann, ist allerdings unklar: Finanzchef Vaibhav Taneja räumte ein, dass der Konzern möglicherweise nicht genug Autos produzieren könne, um der Nachfrage bis Ende September nachzukommen. Danach will Tesla ein günstigeres Modell auf den Markt bringen. Musk bestätigte nun, dass es genauso wie das Model Y aussehen werde. Für den niedrigeren Preis ist aber mit Abschlägen bei der Ausstattung zu rechnen. Munster warnte gleich, dass die Verkäufe des lukrativeren Models Y darunter leiden könnten.

Der deutsche Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer verwies zugleich darauf, dass Tesla insgesamt an Überkapazitäten leide: Während der Konzern jährlich 2,35 Millionen Autos bauen könne, dürften in diesem Jahr nur 1,6 Millionen verkauft werden.

So reagiert die Tesla-Aktie

Nach Quartalszahlen ging am Donnerstag die Kurserholung der Tesla-Aktien im Juli größtenteils verloren. Im NASDAQ-Handel rutschten die Papiere des Elektroauto-Herstellers um 8,20 Prozent auf 305,30 Dollar ab. Damit dürften die Papiere ihr Minus seit Jahresanfang von annähernd 18 Prozent am Donnerstag ausweiten. Charttechnisch trübt sich das Bild ein.

Tesla verbuchte nach gesunkenen Auslieferungen den zweiten Gewinnrückgang in Folge, auch weil dem Konzern verstärkte Konkurrenz anderer Hersteller zu schaffen macht. Die kurzfristigen fundamentalen Aussichten blieben herausfordernd, schrieb Joseph Spak von der Schweizer Großbank UBS. Die auslaufenden Elektroauto-Subventionen in den USA dürften die Nachfrage belasten, und in Europa und China halte der Wettbewerb an. Spak senkte seine Prognose für das Ergebnis je Aktie für 2026 deutlich und rät weiter zum Verkauf der Papiere.

Firmenchef Elon Musk verspricht derweil den großen Befreiungsschlag mit Robotaxis. Spätestens Ende kommenden Jahres würden selbstfahrende Autos die Tesla-Bilanz aufbessern, kündigte der Tech-Milliardär nach der Veröffentlichung der Quartalszahlen an. Bis dahin könne es aber einige "harte Quartale" geben, räumte er ein. Die Anleger stellte das nicht zufrieden. UBS-Analyst Spak betonte, die Vision von Tesla als dem führenden Anbieter von Robotaxis und humanoiden Robotern stecke noch in den Kinderschuhen.

Die Aussagen von Musk hätten viele Befürchtungen in Bezug auf Zölle, steigende Kosten, knappere Margen und Cashflows bestätigt, kommentierte Analyst Matt Britzman von der Investment-Gesellschaft Hargreaves Lansdown. Aber dies sei nun im Kurs als Basis-Szenario wohl eingearbeitet, sodass die KI-Story von Tesla wieder in den Vordergrund rücken könne. Für eine volatile Aktie wie jene von Tesla seien Kursverluste von 5 bis 6 Prozent noch relativ harmlos, ergänzte Britzman. Die meisten Investoren hätten wohl mit den trüben Perspektiven schon gerechnet.

Redaktion finanzen.net mit Material von dpa-AFX

Bildquelle: pio3 / Shutterstock.com, Scott Olson/Getty Images, Justin Sullivan/Getty Images, Ken Wolter / Shutterstock.com

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