TKMS-Aktie bewegt den Verteidigungssektor - Kann der Newcomer Rheinmetall, HENSOLDT und RENK herausfordern?
• TKMS mit fulminantem Börsendebüt
• Kann TKMS Rheinmetall als Rüstungsprimus ablösen?
• Rüstungsaktien im Blick
TKMS: Zwischen Börsenjubel und Kursrealität
Die thyssenkrupp-Tochter thyssenkrupp Marine Systems (TKMS) hat mit ihrem Börsendebüt am 20. Oktober 2025 in Frankfurt einen beeindruckenden ersten Eindruck hinterlassen. Die Aktie startete bei 60 Euro - deutlich über den Analystenerwartungen von rund 36 Euro - und schoss im Tagesverlauf bis auf 107 Euro nach oben. Zum Handelsschluss notierte sie bei 81,10 Euro, ein Plus von über 35 Prozent gegenüber dem Ausgabepreis. Zeitweise wurde TKMS mit mehr als 6 Milliarden Euro bewertet - ein glänzender Auftakt, der sogar den Mutterkonzern thyssenkrupp kurzzeitig unter die Marke von sechs Milliarden Euro Marktkapitalisierung drückte.
Doch die Euphorie flaute schnell ab. Bereits in den darauffolgenden Tagen rutschte die Aktie kontinuierlich ab. Analysten reagierten verhalten: Deutsche Bank Research vergab ein Hold-Rating mit Kursziel 75 Euro, während Bernstein Research mit Underperform eine skeptischere Einschätzung abgab.
Trotz des turbulenten Starts bleibt TKMS operativ stark aufgestellt. Mit einem Auftragsbestand von 18,6 Milliarden Euro und laufenden Projekten für die deutsche und norwegische Marine gilt der Marineschiffbauer als zentraler Player im europäischen Verteidigungssektor. Zudem bewirbt sich das Unternehmen um einen Milliardenauftrag in Kanada. Langfristig strebt TKMS ein jährliches Umsatzwachstum von 10 Prozent und eine EBIT-Marge über 7 Prozent an.
Die ersten Börsenwochen zeigen jedoch: Nach dem furiosen Auftakt folgt die Phase der Neubewertung - zwischen strategischem Potenzial, Konkurrenzdruck und dem Versuch, den Kapitalmarktzugang für nachhaltiges Wachstum zu nutzen.
Ist TKMS das neue Rheinmetall?
Einige Anleger und Analysten sehen in TKMS bereits potenziell das "neue Rheinmetall" - ein Vergleich, der die hohen Erwartungen verdeutlicht, erklärt Boerse.de Content Manager Markus Schmidhuber in einer Kolumne. Auch Rheinmetall profitierte in den vergangenen Jahren stark vom geopolitischen Umfeld und konnte seinen Aktienkurs erheblich steigern.
Doch während Rheinmetall eine langjährige Erfolgsbilanz vorweisen kann, steht TKMS erst am Anfang seiner Börsengeschichte. Großaufträge im Schiffbau gelten als kostenintensiv und anfällig für Verzögerungen oder politische Eingriffe. Zudem erscheint die Bewertung nach dem Kurssprung ambitioniert. Viele Marktbeobachter sehen TKMS daher aktuell weniger als etablierten Rüstungs-Blue-Chip, sondern eher als spekulative Wachstumswette auf den globalen Verteidigungsboom.
Rheinmetall kooperiert mit Bulgarien bei Munition
Der deutsche Rüstungskonzern Rheinmetall hat einen Vertrag mit dem Nato-Staat Bulgarien über ein Joint-Venture für ein neues Werk für Schießpulver und Munition unterzeichnet. Das Projekt beläuft sich auf insgesamt rund einer Milliarde Euro, wie die Regierung in Sofia mitteilte. 51 Prozent der Anteile des Gemeinschaftsunternehmens hält Rheinmetall, 49 Bulgarien. Ein entsprechendes Dokument unterzeichneten im Ministerrat in Sofia der Vorstandsvorsitzende von Rheinmetall, Armin Papperger, und der Exekutivdirektor des bulgarischen Rüstungsunternehmen WMS, Iwan Gezow.
In dem neuen Werk sollen Schießpulver sowie 100.000 Artilleriegeschosse pro Jahr nach Nato-Standards hergestellt werden. Standort ist das WMS-Gelände bei Sopot in Mittelbulgarien. Das Werk könnte binnen 14 Monaten fertig sein. Es wird mit etwa 1.000 neuen Arbeitsplätzen gerechnet. Bulgariens Rüstungsindustrie entstand zur kommunistischen Zeit und wurde nach der Wende von 1989 weiter ausgebaut.
Synergie von EU und Nato
"Wir werden ein enormes Produktionspotenzial aufbauen", sagte Rheinmetall-Chef Papperger über das geplante Werk in Bulgarien. Die Europäische Union und die Nato brauchten Millionen Geschosse, sagte er nach Informationen der bulgarischen Regierung.
"Dieses Projekt könnte nicht möglich sein ohne die Synergie, die die (Europäische) Union und die Nato generieren, damit Europa besser im Namen der Bürger verteidigt wird", sagte der bulgarische Regierungschef Rossen Scheljaskow. Bulgariens Wirtschaftsminister Petar Dilow sprach von einer Partnerschaft, die die "technologische Erfahrung Deutschlands und das Industriepotenzial von Bulgarien" vereinige.
So notieren deutsche Rüstungstitel heute
Am heutigen Dienstag zeigten sich die deutschen Rüstungsaktien überwiegend freundlich.
Während die TKMS-Aktie im XETRA-Handel letztlich 3,67 Prozent gewann auf 84,75 Euro, ging es für die Papiere von Rheinmetall um 0,78 Prozent aufwärts auf 1.745,00 Euro. Die Anteilsscheine von RENK gewannen 0,69 Prozent und schlossen zuletzt bei 66,76 Euro. Für HENSOLDT ging es derweil um 0,26 Prozent hoch auf 96,05 Euro.
Redaktion finanzen.net / (dpa-AFX)
Dieser Text dient ausschließlich zu Informationszwecken und stellt keine Anlageempfehlung dar. Die finanzen.net GmbH schließt jegliche Regressansprüche aus.
Bildquelle: Tobias Arhelger / Shutterstock.com