Naoris-CEO warnt: Bitcoin-Bedrohung durch Quantencomputing bereits Realität
• Quantencomputing auch Thema in der Kryptowelt
• Quantencomputing in Verbindung mit KI könnte Kryptosicherheit bedrohen
• Kryptoanbieter müssen alte Systeme umstellen
Der Hype rund um Quantencomputer hat nicht nur die Börse erreicht, auch im Kryptoversum schlägt die schnelle Entwicklung der leistungsstarken Technologie große Wellen. Denn mit dem Fortschreiten des Quantencomputings eröffnet sich für dezentrale Kryptografie-Systeme wie Bitcoin und Blockchains eine neue Gefahr.
Davor warnte jüngst Hacker und Naoris-CEO David Carvalho im Interview mit Cointelegraph. Seiner Einschätzung nach, müsste die Kryptoindustrie umrüsten um sich gegen die Bedrohung durch leistungsstarke Quantencomputer zu wappnen. So vergleicht der Kryptoexperte die Technologie mit dem Asteroiden, der die Dinosaurier einst auslöschte: "Die Kryptografie hinter fast jeder Blockchain ist genauso schwach wie die restliche Kryptografie der Welt. Die Quantencomputer werden alles zerstören, so wie die Meteoriten die Dinosaurier zerstört haben."
Der Gedanke, dass Quantencomputing eine Gefahr für das Kryptoversum darstellen könnte, ist jedoch nicht neu. Nur schien diese Möglichkeit noch sehr weit in der Zukunft zu liegen. Mit dem aktuellen Quanten-Hype scheint das Szenario jedoch nicht mehr so weit entfernt. Hier geht es insbesondere um die Krypto-Verschlüsselung, die durch hochleistungsfähige Quantencomputer möglicherweise geknackt werden könnte.
Quantencomputing in Verbindung mit KI könnte Kryptosicherheit bedrohen
Wie Cointelegraph schreibt, würden Tech-Konzerne wie Google und Regierungen deshalb bereits an neuen gegen Quanten-Technologie gewappneten Algorithmen arbeiten und raten dazu, Kryptosysteme dahingehend umzustellen. So würde der US-Auslandsgeheimdienst NSA seine Vertragspartner bereits dazu ermutigen, ihre Kryptografie bis 2035 "quantensicher" zu machen.
Noch seien die Sicherheitsmechanismen des Bitcoin wie die SHA-256-Hash-Funktion oder auch der Elliptic Curve Digital Signature Algorithm (ECDSA), welche dem Schutz von Kryptoschlüsseln dienen, intakt. Carvalho warnt jedoch davor, dass die Fortschritte in der Quanten-Technologie exponentiell verlaufen könnten. Insbesondere in Kombination mit dem schnellen Voranschreiten von Künstlicher Intelligenz.
Schon jetzt gäbe es Cyberkriminelle, die angefangen hätten verschlüsselte Blockchain-Daten zu sammeln, in der Hoffnung, diese später knacken zu können. Sollte die Technologie schließlich weit genug entwickelt sein, könnte "ein Jahrzehnt der Geheimnisse innerhalb von Minuten entschlüsselt werden", so der Experte.
Denkbar wär zum Beispiel, dass es plötzlich Bewegung bei einer zehn Jahre alten Bitcoin-Wallet gäbe. Man könnte laut Carvalho dann lediglich sehen, dass Kryptos bewegt worden seien, jedoch nicht von wem dies initiiert oder wie das passiert sei.
KI bereits bei Cybersecurity im Einsatz
Schon jetzt sei KI im Bereich der Cybersicherheit angekommen. So käme die Technologie zum Einsatz, um Angriffe zu entdecken oder Smart Contracts zu überprüfen. Die gleichen Tools, die zum Schutz der Sicherheit dienten, könnten von Cyberkriminellen jedoch auch für das Gegenteil verwendet werden. Wenn dabei Quantencomputing und KI zusammentreffen würden, könnte dies zu einem "stillen Kollaps" führen, meint der Naoris-Chef: "Hier geht es nicht nur um den Diebstahl von Coins. Es geht darum, das Vertrauen auf unsichtbare Art zu untergraben. Ganze Blockchains könnten kompromittiert, Governance-Systeme gefälscht werden, und niemand würde wissen, wer es getan hat oder wie."
Bitcoin - nicht wirklich dezetral?
Bitcoin & Co. seien zudem noch durch eine weitere Tatsache bedroht. So handelt es sich bei Kryptowährungen zwar um dezentrale Systeme, in der Realität sei es jedoch so, dass die dahinterliegende Infrastruktur oft noch zentral organisiert sei. So urteilt Carvalho gegenüber Cointelegraph: "Dezentralisierung auf dem Papier ist großartig, aber wenn alle über dieselben wenigen Backbones routen oder einer Handvoll APIs von Drittanbietern vertrauen, ist das Spiel bereits verloren." So würden Validator-Netzwerke, Cloud-Plattformen oder auch Mining-Pools mögliche Engpässe darstellen, die von Cyberkriminiellen mit der richtigen Technologie ausgenutzt werden könnten. Wenn nur ein einzelner Cloudanbieter, der jedoch zahlreiche Nodes hosten würde, kompromittiert werden würde, könnte das gesamte Netzwerk Schaden nehmen - auch wenn das Protokoll selbst eigentlich dezentral konzipiert wäre.
Das Krypto-Unternehmen Naoris ist darauf spezialisiert, Kryptosysteme für die Zukunft, auch angesichts der Gefahr durch Quantencomputing, vorzubereiten. Dabei setzt das Unternehmen laut der eigenen Webseite selbst Schwarm-KI ein, um mittels Datenanlyse unter anderem Schwachstellen insbesondere in traditionellen Systemen aufzudecken.
Redaktion finanzen.net
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