Mögliche Jahresendrally? Warum die TKMS-Aktie nach fulminantem Start unter Druck steht
• IPO-Euphorie verflogen: Kurs fällt nach First-Day-Rally um deutlich zweistellige Prozentwerte
• Faktoren wie Analysten-Warnung und Bewertungsskepsis belasten das Sentiment
• Fundament bleibt vielversprechend
Ein Minus von mehr als 21 Prozent haben Anleger von TKMS auf Monatssicht in ihren Depots. Von ihrem Höchstkurs von 107,00 Euro, den die die TKMS-Aktie an ihrem ersten Handelstag am 20. Oktober 2025 erreicht hatte, ist sie heute weit entfernt: Am Montag geht es via XETRA zeitweise noch leichte 0,23 Prozent auf 65,40 Euro abwärts. Damit steht der Anteilsschein aber weiter über seinem Einstiegskurs von 60 Euro, der am Tag der Abspaltung von der Konzermutter thyssenkrupp erreicht worden war.
Belastungsfaktoren bleiben weiter Thema
Als ein großer Belastungsfaktor für die TKMS-Aktie hatte sich zuletzt eine Herabstufung durch Bernstein Research auf "Underperform" erwiesen. Die Experten hatten zwar ein Kursziel von 74 Euro ausgegeben, dass die Aktie aber nicht als "Kauf" bewertet wird, sorgte für Verunsicherung am Markt.
Parallel dazu sorgten Berichte über mögliche Übernahmegespräche rund um die Nachbarwerft German Naval Yards für zusätzliche Unsicherheit zur künftigen strategischen Ausrichtung von TKMS.
Diskussionen über eine mögliche Lockerung von Exportbeschränkungen für Marine-Technologie durch die Bundesregierung wirkten unterdessen ambivalent: Sie verbessern grundsätzlich die Branchenaussichten, erhöhen aber zugleich die Spekulation über Wettbewerbs- und Strukturveränderungen.
Deutsche Bank optimistischer
Nach der negativen Bernstein-Einstufung folgte unterdessen ein positiveres Votum der Deutschen Bank, die TKMS mit "Buy" und einem Kursziel um 80 Euro einstuft. Die fundamentale Ausgangslage habe sich verbessert, schrieb Analyst Sriram Krishnan in seiner am Mittwoch vorliegenden Kaufempfehlung. Er ist inzwischen optimistischer für Profitabilität und den Barmittelfluss. Die Bewertung sei vielversprechend.
Robuste Auftragslage
Und auch die starke Auftragslage spricht eher für den Marinespezialisten: Das Unternehmen ist bis in die frühen 2040er Jahre ausgelastet - ein in der Industrie selten erreichter Planungshorizont. Besonders bemerkenswert sind die Großaufträge der deutschen Marine für U-Boote der neuesten Klasse 212CD mit einem Volumen von 4,7 Milliarden Euro für vier weitere Einheiten. Auch aus Norwegen kamen entsprechende Bestellungen mit Signalwirkung für weitere potenzielle Kunden.
Zusätzlich erhielt TKMS kürzlich einen Modernisierungsauftrag für sechs U-Boote der Bundesmarine im Wert von über 800 Millionen Euro. Diese beständige Auftragslage wird ergänzt durch internationale Ausschreibungen, etwa aus Kanada, die weiteres Wachstumspotenzial bieten könnten. Die gesicherte Auslastung über Jahrzehnte stellt für Anleger ein beruhigendes Signal dar.
Insgesamt schwankt der Kurs aktuell stark, weil Investoren zwischen der langfristigen Rüstungsstory (hohe europäische Verteidigungsausgaben, starkes Auftragsbuch) und den von Analysten betonten Risiken bei Bewertung und Profitabilität abwägen. Ob die TKMS-Aktie vor diesem Hintergrund zu einer Jahresendrally ansetzen kann, bleibt offen.
Redaktion finanzen.net
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