Delivery Hero-Aktie deutlich im Plus: Verkauf weiterer Unternehmensteile möglich

10.12.2025 11:03:00

Der Essenlieferdienst Delivery Hero prüft nach der jüngsten Kursschwäche weitere Verkäufe von Unternehmensteilen.

Der im MDAX notierte Konzern zeigte sich in einem am Dienstagabend veröffentlichten Brief an die Aktionäre enttäuscht von der Bewertung an der Börse. "Wir möchten unseren Aktionären versichern, dass das Unternehmen weiterhin voll und ganz darauf ausgerichtet ist, dieses Thema zu adressieren." Mit Beratern würden strategische Optionen geprüft. Am Aktienmarkt kam das gut an.

Die Delivery-Aktie zog im frühen Handel am Mittwoch um bis zu 9 Prozent an auf ein Hoch seit Anfang November. Zuletzt lag das Plus bei 7,13 Prozent auf 21,34 Euro. Im laufenden Jahr hat sie allerdings gut ein Fünftel an Wert verloren. Seit dem Rekordhoch Anfang 2021 - also während des Bestellbooms in der Pandemie - ist der Börsenwert um rund 86 Prozent eingebrochen.

Für Analyst Giles Thorne vom Investmenthaus Jefferies ist es kein Zufall, dass die Ankündigung kurz nach dem jüngst kolportierten öffentlichen Druck einer Gruppe institutioneller Anleger erfolgt. Die wichtigste Erkenntnis aus dem Brief des Managements an die Aktionäre sei nicht, was passieren soll - sondern dass etwas unternommen werde.

Konkret nannte Delivery Hero am Dienstag auch die Evaluierung strategischer Partnerschaften sowie die Prüfung von Kapitalmarkttransaktionen für Ländergesellschaften. Zudem würden "wertsteigernde Maßnahmen zur Kapitalstruktur und Kapitalallokation" geprüft.

Erst Ende November hatte die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtet, dass Delivery Hero unter dem Druck mehrerer Großaktionäre stehe, eine strategische Überprüfung durchzuführen und einen Verkauf des Unternehmens oder von Geschäftsteilen in Betracht zu ziehen. Grund sei die zunehmende Konsolidierung in der Lieferbranche. Ein Branchenkenner hatte darin auf den ersten Blick allerdings wenig essenziell Neues gesehen. Die Branche konsolidiere schon länger.

Delivery Hero ist bestrebt, sich aus unattraktiven Märkten zurückziehen, musste dabei aber Rückschläge hinnehmen. So war im März der angestrebte Verkauf des Foodpanda-Geschäfts in Taiwan an den Fahr- und Lieferdienst Uber gescheitert. Uber hatte den Vertrag zur Übernahme aufgelöst und sollte eine Entschädigung an Delivery Hero zahlen, nachdem bereits zuvor bekannt wurde, dass Wettbewerbsbehörden den geplanten Verkauf nicht freigeben würden.

Im Dezember 2024 hatte Delivery Hero die Nahost-Tochter Talabat an die Börse in Dubai gebracht, um sich damit mehr finanziellen Spielraum zu schaffen. Der Konzern holte umgerechnet knapp zwei Milliarden Euro mit dem offerierten Anteil von 20 Prozent an Talabat herein.

In diesem Jahr musste das Management um Konzernchef und Mitgründer Niklas Östberg im August wegen negativer Währungseffekte bereits seine Jahresprognose kürzen. Im November wurden die Ziele dann bestätigt. Demnach soll 2025 das Wachstum des Bruttowarenwerts auf vergleichbarer Basis am oberen Ende der Spanne von acht bis zehn Prozent liegen. 2024 hatte Delivery Hero einen Bruttowarenwert von rund 48,8 Milliarden Euro verbucht.

Beim Gesamtumsatz aller Segmente wird ein Anstieg auf vergleichbarer Basis um währungsbereinigt 22 bis 24 Prozent erwartet. Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) soll bei 900 bis 940 Millionen Euro liegen. Zum Vergleich: Der Gesamtumsatz lag 2024 bei 12,8 Milliarden Euro, das bereinigte Ebitda bei rund 750 Millionen Euro.

Barclays-Analyst Andrew Ross bekräftigte nach den Aussagen am Vorabend sein "Overweight"-Urteil für die Aktie. Er hob dabei die Bereitschaft zur Wertsteigerung für Aktionäre durch den Verkauf von Vermögenswerten, durch Partnerschaften und Optionen zur Kapitalstrukturierung positiv hervor. Falls der Essenslieferdienst gute Preise erzielen könnte, würden Verkäufe sinnvoll sein, wobei insbesondere die Geschäfte in Südkorea und Teile in Südostasien und Lateinamerika als Verkaufsobjekte am naheliegendsten erschienen, schrieb Ross. So könnte die Kapitalstruktur gestärkt und gegebenenfalls ein Teil des Erlöses ausgeschüttet werden.

Je nachdem, was und an wen verkauft werde, könnte dies dem Experten zufolge auch der erste Schritt zu einer schrittweisen Zerschlagung des gesamten Unternehmens sein. Der Unternehmenswert könnte so vor einem Übernahmeangebot für das gesamte Vermögen in einer sich konsolidierenden globalen Branche zu geschützt werden, schrieb Ross.

Monique Pollard von der US-Bank Citigroup wies allerdings darauf hin, dass regulatorische Beschränkungen potenzielle Verkäufe von Vermögenswerten an wichtige Wettbewerber in Schlüsselmärkten erschweren könnten. Dabei erinnerte die Analystin an den geplatzten Deal zwischen der Uber-Tochter Uber Eats und der Delivery-Hero-Tochter Foodpanda. Die taiwanesische Wettbewerbsbehörde hatte die Übernahme von Foodpanda durch Uber Eats vor einem Jahr aus wettbewerbsrechtlichen Gründen untersagt.

dpa-AFX

Bildquelle: Delivery Hero

In eigener Sache

ETF- und Aktien-Sparpläne ohne Order­gebühren (zzgl. Spreads)

Vermögensaufbau mit Sparplänen kann so einfach sein. Wechsle zu finanzen.net ZERO und zahle ab sofort keine Order­gebühren mehr (nur markt­übliche Spreads)!

Informiere Dich jetzt und nutze ZERO-Konditionen für Deine Sparpläne!

Weitere News zum Thema