DAX hat Jahresendziel bei 24.000 Punkten schon deutlich übertroffen - wie realistisch sind Expertenprognosen?

21.05.2025 13:47:00

Der DAX ist in Rekordlaune. So erfreulich die jüngste Börsenrally auch ist, wirft sie doch die Frage auf, wie zuverlässig die Schätzungen von Analysten eigentlich sind.

• DAX auf Rekordfahrt
• Jahresendziele der Analysten bereits jetzt deutlich übererfüllt
• Ein unerwarteter Faktor treibt die Aktienkurse an

Der deutsche Leitindex hat am Dienstag gleich zum Handelsstart erstmals in seiner Geschichte die psychologisch wichtige Hürde von 24.000 Zählern übersprungen. Nach seinem Telefonat mit seinem russischen Amtskollegen Wladimir Putin stellte US-Präsident Donald Trump sofortige Verhandlungen im Vatikan über eine Waffenruhe zwischen Russland und der Ukraine in Aussicht und weckte damit vage Hoffnungen auf ein Ende der Kämpfe. Sollten die Gespräche tatsächlich einen Durchbruch bringen, würde das dem Markt einen seit langer Zeit bestehenden Unsicherheitsfaktor nehmen, kommentierte Analyst Thomas Altmann von QC Partners. Hiervon befeuert beendete der DAX den Dienstagshandel 0,42 Prozent höher bei 24.036,11 Zählern.

Experten überrascht

Die starke Performance des DAX im bisherigen Jahresverlauf kam für Experten überraschend. Denn nach dem von Rekordständen geprägten Börsenjahr 2024 hatten viele von ihnen vor überzogenen Erwartungen für 2025 gewarnt. Aufgrund der erwarteten Unsicherheiten in Zusammenhang mit der aggressiven Handelspolitik von US-Präsident Donald Trump waren sie zum Jahreswechsel noch von einer schwachen ersten Jahreshälfte ausgegangen. Falls sie überhaupt mit einer Verbesserung beim DAX gerechnet hatten, dann erst im zweiten Halbjahr 2025.

Die DAX-Prognosen im Einzelnen

Recht optimistisch für die weitere DAX-Entwicklung hatte sich Ende 2024 Jochen Stanzl gezeigt. Allerding ging laut "Handelsblatt" selbst der Chefmarktanalyst bei CMC Markets aufgrund des Wechsels im Weißen Haus davon aus, dass das neue Jahr "mit einer pessimistischen Note" beginnen und erst die zweite Jahreshälfte steigende Kurse bringen wird. Den DAX sah er Ende 2025 auf 22.100 Punkte klettern - zum Vergleich: der deutsche Leitindex beendete das Jahr 2024 bei 20.024,66 Punkten.

Eine ganz ähnliche Tendenz prognostizierte aus den gleichen Gründen Sören Hettler aus dem Research-Team der DZ Bank. Er stellte in Aussicht, dass der DAX bis zur Jahresmitte auf 19.500 Punkte fallen wird, doch bis dahin "sollten sich Aktien- und Finanzmärkte an den neuen US-Präsidenten nach und nach gewöhnt haben". Zudem sollten dann "andere Themen, darunter Unternehmensgewinne, Geldpolitik und Künstliche Intelligenz, wieder in den Vordergrund rücken", prognostizierte der Experte und rief als Jahresendziel deshalb einen Anstieg auf 21.500 Punkte aus.

Eine positive Tendenz erwartete man auch bei Donner & Reuschel sowie bei der Dekabank. So prognostizierte Carsten Mumm, Chefvolkswirt der Privatbank Donner & Reuschel, ein Jahresendziel - angetrieben "durch sinkende Leitzinsen und eine moderate Konjunkturerholung" - von 22.000 Punkten. Auch Joachim Schallmayer, leitender Kapitalmarktstrategie bei der Dekabank, hatte zum Jahreswechsel prognostiziert, dass die Wirtschaft "trotz aller Unsicherheiten rund um die Trump-Wahl weiter wachsen" wird, mit positiven Folgen für Unternehmensgewinne und Aktienkurse. Angesichts dessen stellte er für den DAX einen Anstieg auf 21.800 Punkte bis zum Jahresende 2025 in Aussicht.

Während all diese Analysten zwar mit einer schwachen ersten Jahreshälfte rechneten, so gingen sie trotzdem davon aus, dass der DAX nach einer Erholungsphase das Jahr letztlich doch im Plus abschließen kann. Diesen Optimismus teilte man bei der LBBW jedoch nicht. Dort hatte man befürchtet, dass der DAX infolge der "US-Haushaltsproblematik" bis zum Ende des ersten Quartals 2025 auf 19.000 Punkte fällt - was im Rückblich betrachtet aber nicht eingetreten ist. Für das zweiten Halbjahr sah Researchleiter Berndt Fernow dann eine Erholung voraus, die er aufgrund geopolitischer Konflikte, einer höheren Inflation und weniger Zinssenkungen in den USA allerdings nur als begrenzt einschätzte. Deshalb prognostizierte der LBBW-Analyst nur einen DAX-Stand von 20.000 Punkten zum Jahresende 2025 und somit unter dem Schlussniveau 2024.

Fazit

Natürlich ist das Jahr 2025 noch nicht zu Ende und niemand weiß mit Sicherheit, wie sich die Kurse bis dahin entwickeln. Was sich jedoch bereits sagen lässt, ist dass sich die Anleger durch die erratische Politik von US-Präsident Donald Trump bisher weniger verunsichern lassen als von Analysten befürchtet. Zwar sind die Börsen nach der Verkündung der US-Zölle im April tatsächlich deutlich eingebrochen, jedoch haben die Anleger dies auch schnell wieder abgehakt und den DAX auf Höhen getrieben, welche Analysten, als sie ihre Prognosen zum Jahreswechsel abgaben, so nicht erwartet hatten.

Rückenwind lieferte dem deutschen Aktienmarkt hierbei ein Effekt, den die Analysten zur Jahreswende noch nicht absehen und somit auch nicht einkalkulieren konnten: So haben CDU und SPD Anfang März 2025 bekannt gegeben, dass sie ein umfangreiches Finanzpaket in Höhe von 500 Milliarden Euro für Verteidigung und Infrastruktur planen. Diese Ankündigung erfolgte im Rahmen ihrer Sondierungsgespräche nach der Bundestagswahl und hat insbesondere die Aktienkurse von Rüstungs- und Infrastrukturwerte, aber auch den deutschen Markt im allgemeinen, beflügelt.

Redaktion finanzen.net

Bildquelle: Aleksandra Gigowska / Shutterstock.com, Pavel Ignatov / Shutterstock.com, Julian Mezger für Finanzen Verlag, KenDrysdale / Shutterstock.com

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