NVIDIA-Aktie vor den Quartalszahlen: Sollten Anleger noch zugreifen oder in Deckung gehen?
• NVIDIA legt am 19. November die Zahlen für das Q3 FY26 vor
• Analysten haben hohe Erwartungen an Konzern und Aktie
• NVIDIA muss für weiteren Kursanstieg extrem hohe Erwartungen wohl noch einmal deutlich übertrumpfen
Am Mittwoch werden sich alle Blicke nachbörslich auf den US-Chiphersteller NVIDIA richten, denn dieser legt dann die Bilanz für das dritte Quartal seines laufenden Geschäftsjahres 2026 vor. Kaum ein Technologieunternehmen steht derzeit derart im Fokus der Finanzmärkte wie der KI-Platzhirsch - und kaum eines trägt so hohe Erwartungen auf seinen Schultern. Sollten sich Anleger daher im Vorfeld der Bilanzvorlage lieber mit einem Kauf der NVIDIA-Aktie zurückhalten?
Erneut Rekorde von NVIDIA erwartet - aber reicht das?
Analysten rechnen damit, dass NVIDIA erneut einen Rekordumsatz präsentieren wird. Laut ersten Schätzungen liegt die Prognose von 46 Analysten im Durchschnitt bei rund 54,6 Milliarden US-Dollar, und damit etwas über der unternehmenseigenen Guidance von bis zu 54 Milliarden US-Dollar. Die Analystensprognosen entsprächen einem Sprung von mehr als 55 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal, als NVIDIA 35,08 Milliarden US-Dollar umgesetzt hatte. Auch beim Gewinn je Aktie (EPS) rechnen Experten mit einem kräftigen Zuwachs: Hier sagen die Experten im Schnitt etwa 1,24 US-Dollar je Anteilsschein voraus, was ebenfalls einem kräftigen Anstieg - in diesem Fall um rund 59 Prozent - entsprechen würde.
Der Wachstumstreiber dürfte weiterhin vor allem das Geschäft mit Grafik- und Rechenzentrumsprozessoren für künstliche Intelligenz (KI) bleiben. Die Nachfrage nach NVIDIAs "Hopper"- und "Blackwell"-Chips gilt weiterhin als hoch, vor allem bei Cloud-Anbietern und großen KI-Projekten. "NVIDIA profitiert von einer strukturellen Nachfragewelle, die weit über den üblichen Technologiezyklus hinausreicht", zitiert "TipRanks" einen Analysten der Citigroup.
Allerdings: Auch schon im vorangegangenen Jahresviertel, dem zweiten Quartal des Fiskaljahres 2026, hatte NVIDIA neue Rekordwerte bei Umsatz und Gewinn erzielt. Die Aktie hatte den ersten Handelstag nach der Bilanzvorlage an der US-Börse NASDAQ jedoch tiefer beendet, da Anleger Gewinne mitnahmen. Auch an den folgenden Börsentagen war es - teilweise deutlich - weiter abwärts gegangen, bevor die NVIDIA-Aktie die Verluste wieder aufholen konnte.
Analysten erwarten erneut einen "Beat and Raise"
In der Finanzgemeinde gilt es aktuell indes fast als Konsens, dass NVIDIA mit den Zahlen zum dritten Quartal die ohnehin hohen Erwartungen übertreffen dürfte. Citi-Analysten gehen laut "TipRanks" davon aus, dass das Unternehmen erneut einen sogenannten "Beat and Raise" liefern wird - also sowohl die Prognosen schlagen als auch den Ausblick anheben dürfte. Und auch die Experten von Goldman Sachs erwarten dank des beschleunigten Ausbaus von Rechenzentren ein weiteres Quartal, in dem die Erwartungen übertroffen und die Prognose angehoben werden, wie "barchart" berichtet. Entsprechend liegen die Kursziele von Citi und Goldman Sachs mit 220 US-Dollar bzw. 240 US-Dollar deutlich über dem aktuellen Niveau der NVIDIA-Aktie, die zuletzt an der NASDAQ bei 181,36 US-Dollar schloss (Stand: Schlusskurs vom 18. November 2025).
Ähnlich positiv äußerten sich auch die Analysten von Oakoff Investments, wie "Seeking Alpha" schreibt. Sie erwarten von NVIDIA für den Berichtszeitraum einen weiteren "Blowout" und sehen das Kursziel für die Unternehmensaktie sogar bei rund 278 US-Dollar. NVIDIA sei "für ein weiteres doppelt so gutes drittes Quartal gerüstet, mit konservativen Prognosen und dem Potenzial für Lieferungen nach China im zweiten Halbjahr, was die Messlatte für das Übertreffen der Markterwartungen niedrig legt", so die Experten. Die starke Nachfrage nach KI-Hardware und NVIDIAs quasi monopolartige Stellung im High-Performance-Segment würden zudem die Bewertung stützen.
Wie auch Citi und Goldman Sachs empfiehlt Oakoff Investments die NVIDIA-Aktie zum Kauf - und gehört damit zur Mehrzahl der Analysten. Wie "TipRanks" auflistet, haben derzeit 39 Experten eine Empfehlung zur NVIDIA-Aktie abgegeben, wobei die überwältigende Mehrheit von 37 Analysten zum Kauf rät. Demgegenüber stehen lediglich eine Verkaufs- und eine Halten-Empfehlung (Stand: 19. November 2025).
NVIDIA zwischen Euphorie und Bewertungsrisiko
Doch trotz der breiten Zuversicht mahnen einige Marktbeobachter zur Vorsicht. Die NVIDIA-Aktie, die sich in den letzten Jahren vervielfacht und allein seit Jahresbeginn erneut um rund 44 Prozent zugelegt (Stand: Schlusskurs vom 11. November 2025) hat, spiegele bereits viel zukünftiges Wachstum wider, heißt es etwa bei "The Motley Fool". Das Nachrichtenportal warnt daher davor, dass selbst starke Zahlen als enttäuschend wahrgenommen werden könnten, wenn sie nicht spektakulär ausfallen. So werde "das bloße Erfüllen der Prognosen nicht ausreichen, um den Aktienkurs in die Höhe schnellen zu lassen. Der GPU-Hersteller muss die Gewinnerwartungen der Analysten deutlich übertreffen, um dies zu erreichen", heißt es dort. Denn ein Teil des Marktes habe die Messlatte fast unerreichbar hoch gelegt.
Entsprechend sieht "The Motley Fool" "gute Gründe", aus denen man bei der NVIDIA-Aktie vor der Bilanzvorlage nicht übereilt zugreifen sollte. Neben den eben bereits genannten Faktoren, spreche dafür vor allem auch, dass es keine Rolle spiele, ob man die Aktien vor oder nach Veröffentlichung der Quartalszahlen kaufe, wenn man überzeugt sei, "dass NVIDIA auch in den kommenden Jahren vom rasanten Anstieg der KI-Nutzung profitieren wird". Denn bei einer langfristigen Anlagestrategie sei ein Hals-über-Kopf-Einstieg sowie der Versuch, den Markt zu timen, schlicht und einfach nicht nötig.
NVIDIA vor Bilanz: Hohe Erwartungen - und wenig Spielraum für Fehler
Am 19. November wird sich nun zeigen, ob NVIDIA seinem Ruf als Wachstumswunder erneut gerecht werden kann. Die Ausgangslage ist eindeutig: Umsatz und Gewinn visieren ein neues Rekordniveau an, die Margen bleiben beeindruckend, und der Markt für KI-Beschleuniger wächst ungebremst. Doch ebenso klar ist, dass die Erwartungen kaum höher sein könnten.
Sollte NVIDIA tatsächlich liefern, dürfte die Aktie ihren Ruf als Börsen-Highflyer weiter zementieren. Bleibt die Überraschung jedoch aus, könnte selbst ein solides Ergebnis den Kurs kurzfristig unter Druck setzen. In jedem Fall steht fest: NVIDIA bleibt der Taktgeber der künstlichen Intelligenz - und der spannendste Prüfstein für die aktuelle Tech-Euphorie.
Redaktion finanzen.net
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