Die Geschichte von Super Micro Computer: So verlief der Aufstieg zum etablierten Unternehmen
• Gründung im Jahr 1993 in San Jose
• NASDAQ-Börsengang im Jahr 2007
• Jahresumsatz von über sieben Milliarden US-Dollar im Jahr 2023
1990er: Gründung und schnelle Expansion
Der Computerhardware-Hersteller Super Micro Computer, auch bekannt als Supermicro, wurde 1993 in San Jose, USA, von Charles Liang, einem gebürtigen Taiwanesen mit Abschlüssen in Elektrotechnik von der National Taiwan University und der University of Texas in Arlington, sowie seiner Ehefrau Chiu-Chu Liu Liang gegründet. Bereits im Jahr 1994, ein Jahr nach der Gründung, haben laut Unternehmensangaben 30 Prozent der Systemunternehmen in Nordamerika Produkte von Supermicro benutzt. Im darauffolgenden Jahr stellte Supermicro die weltweit ersten x86 DP Serverboards her, welche für die Datenübertragung innerhalb eines Computers zuständig sind. Im Jahr 1996 weitete das Unternehmen seine Operationen nach Taiwan aus und präsentierte auf der COMDEX, einer Messe für Computer und Informationstechnik, die weltweit erste I20-fähige Serverplatine. Im Jahr 1998 folgte dann die erste europäische Zweigstelle in den Niederlanden.
2000er: Innovationsschub und Börsengang
Mit der Jahrtausendwende beschleunigte sich das Innovationstempo von Supermicro. Das Unternehmen führte eine Reihe von Branchenneuheiten ein, darunter im Jahr 2001 den ersten Dual-Intel Xeon Server basierend auf dem Intel, 860 Chipsatz und 2002 das weltweit erste 533MHz FSB Rackmount-Server-System. 2003 stellte Supermicro die erste 64-Bit 1U Itanium2-Plattform und den ersten 1U-Server mit 1 Terabyte SATA-Speicher vor. Die Einführung der SuperBlade-Produktlinie und der branchenweit ersten Double-Density 1U Twin-Server im Jahr 2007 markierte einen weiteren wichtigen Schritt des Unternehmens. Im selben Jahr erfolgte ebenfalls der Börsengang an der US-amerikanischen NASDAQ unter dem Symbol SMCI.
2010er: Überschreitung von zwei Milliarden US-Dollar an Jahresumsatz
In den folgenden Jahren setzte Supermicro seinen Fokus auf Skalierung und Effizienz fort. 2011 führte das Unternehmen mit TwinBlade, GPU SuperBlade, SuperRack und MicroCloud Platforms eine Reihe von neuen Serversystemen ein. Im Folgejahr 2012 folgte mit der Überschreitung des Jahresumsatzes von einer Milliarde US-Dollar der nächste große Meilenstein. Im selben Jahr eröffnete das Unternehmen außerdem den Supermicro Taiwan Science and Technology Park.
Im Jahr 2016 überschritt das Unternehmen, angetrieben von neuen Innovationen, die zwei Milliarden US-Dollar-Marke beim Jahresumsatz und wurde vom renommierten Fortune Magazin zur schnellstwachsenden IT-Infrastrukturfirma gekürt. Im Jahr 2018 wurde das Unternehmen von der International Data Corporation (IDC) als drittgrößter Anbieter von Serversystemen gelistet.
2020er: Innovation und Ausbau von Produktionsfläche schreitet voran
Mit dem Beginn der 2020er Jahre vertiefte Supermicro seine Rolle als Vorreiter in skalierbarer Infrastruktur: 2021 wurden über 100 neue Systeme auf Basis der Intel Xeon Scalable-Plattform gelauncht, begleitet von einer Ausweitung der globalen Produktionsfläche auf rund 278 000 m². 2022 folgte die Einführung des sogenannten "Command Center mit Autoconfigurator" sowie kompletter Produktlinien auf Basis der Intel Sapphire Rapids und AMD EPYC "Genua"-Architekturen. 2023 war ein Meilensteinjahr: das Unternehmen verzeichnete erstmals einen Quartalsumsatz von zwei Milliarden US-Dollar und erreichte einen Jahresumsatz von 7,12 Milliarden US-Dollar.
Im Geschäftsjahr 2024 (per 30. Juni 2024) erreichte Supermicro mit einem Umsatzsprung von 110 Prozent zum Vorjahr einen Rekordwert von 14,94 Milliarden US-Dollar, während der Gewinn erstmals die Milliarden-Marke durchbrach. Zeitgleich gab der Aufsichtsrat im August den Beschluss für einen 10-für-1-Aktiensplit, der zum 1. Oktober 2024 wirksam wurde. Bereits am 18. März 2024 wurde Supermicro in den S&P 500 aufgenommen - ein bedeutender Schritt zur Einbindung in globale Indexfonds.
Ende 2024 sorgten allerdings Governance-Themen für Turbulenzen: Am 28. August teilte Supermicro mit, dass der Form 10 K-Jahresbericht verspätet eingereicht werde, da interne Kontrollen überprüft würden. Wenige Tage später - am 30. Oktober - trat der bisherige Wirtschaftsprüfer Ernst & Young überraschend zurück und verwies in seinem Rücktrittsschreiben auf mangelndes Vertrauen in die Angaben des Managements. Die Aktie reagierte mit einem Kursrückgang von über 30 Prozent. Daraufhin setzte der Aufsichtsrat einen unabhängigen Sonderausschuss ein - dessen Abschlussbericht vom 2. Dezember 2024 keinerlei Anhaltspunkte für Fehlverhalten im Management oder Vorstand lieferte. Noch im November 2024 beauftragte Supermicro BDO USA als neuen Abschlussprüfer und legte einen umfassenden Compliance-Plan bei der NASDAQ vor.
2025: Rückkehr zur Normalität und Blackwell-Ära
Am 25. Februar 2025 reichte das Unternehmen schließlich die verspätete Form 10-K für FY 2024 sowie die Form 10-Q-Berichte für die ersten beiden Quartale von FY 2025 ein und stellte damit die vollständige Börsen-Compliance wieder her.
Auf operativer Ebene setzte Supermicro seine Expansion fort: Ein neues Fertigungswerk in Malaysia nahm planmäßig Ende 2024 den Betrieb auf und die Rack Scale-Produktion im Silicon Valley wurde deutlich auf bis zu 1.500 flüssiggekühlte GPU-Racks jährlich ausgeweitet. Gleichzeitig leitete das Unternehmen mit mehr als 20 Systemen rund um NVIDIAs Blackwell-Architektur (RTX PRO 6000, HGX B200) eine neue Ära ein - Bestellungen werden seit dem 19. Mai 2025 entgegengenommen. Trotz der Audit-Krise sieht das Management Supermicro klar positioniert, um im globalen Servermarkt weiter signifikante Marktanteile zu gewinnen.
Redaktion finanzen.net
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