Sind die Großkunden des Chipgiganten NVIDIA auch die größte Gefahr?

31.10.2025 20:03:00

NVIDIA ist das Herz der globalen KI-Revolution und das wertvollste Unternehmen der Welt. Doch ausgerechnet die größten Kunden des Konzerns könnten ihm gefährlich werden.

• Big Tech arbeitet an eigenen, günstigeren und effizienteren KI-Chips
• Laut JPMorgan könnten solche "Custom Chips" bis 2028 bereits 45 Prozent des Marktes ausmachen
• Dennoch bleibt der KI-Chip-Boom gewaltig: McKinsey erwartet bis 2030 ein Marktvolumen von über 1,3 Billionen US-Dollar

Vom Überflieger zum potenziellen Opfer des eigenen Erfolgs?

Erst kürzlich erreichte der US-Chipriese NVIDIA den historischen Meilenstein einer Marktkapitalisierung von rund 5 Billionen US-Dollar. Kein anderer Konzern steht so sehr im Zentrum der weltweiten KI-Euphorie. Seit Jahresbeginn ist die Aktie um mehr als 50 Prozent gestiegen, während CEO Jensen Huang mit gigantischen Chipaufträgen und Supercomputer-Projekten Schlagzeilen macht.

Doch der kometenhafte Aufstieg bringt auch neue Herausforderungen mit sich. Die Abhängigkeit von großen Cloud-Anbietern wie Microsoft, Amazon oder Google wächst - und mit ihr das Risiko, dass aus Partnern über Nacht Wettbewerber werden. Der Erfolg, der NVIDIA an die Spitze brachte, könnte langfristig genau das gefährden, was ihn ermöglicht hat.

Wenn Kunden zu Konkurrenten werden

Wie aus einem Bericht von Yahoo Finance hervorgeht, arbeiten mehrere Tech-Giganten inzwischen an eigenen KI-Chips. Google setzt auf seine Tensor Processing Units, Amazon auf die Trainium-Reihe, Microsoft entwickelt mit den Maia-Prozessoren eine eigene Lösung. Auch OpenAI plant zusammen mit Broadcom maßgeschneiderte Chips für seine Modelle. Diese Eigenentwicklungen sind meist günstiger und auf die jeweilige Software abgestimmt.

Analysten warnen bereits vor einer schleichenden Bedrohung für NVIDIA. Seaport-Experte Jay Goldberg spricht von einem möglichen "Tod durch tausend Schnitte", weil immer mehr Anbieter spezialisierte Chips auf den Markt bringen. JPMorgan schätzt, dass solche Custom-Chips bis 2028 rund 45 Prozent des globalen KI-Chip-Markts ausmachen könnten. Damit steht NVIDIA erstmals vor einem Wettbewerb, der direkt aus der eigenen Kundschaft kommt.

Ein Markt zum Mitwachsen?

Dennoch ist die Lage weniger bedrohlich, als es zunächst klingt. Laut Einschätzungen von Bank of America und DA Davidson, auf die sich Yahoo Finance ebenfalls beruft, dürfte der Markt für KI-Chips so stark expandieren, dass alle großen Anbieter profitieren. NVIDIA selbst hat sich zudem längst breiter aufgestellt und liefert nicht nur Grafikprozessoren, sondern komplette KI-Systeme, Serverlösungen und Netzwerktechnik.

Jensen Huang betont, dass kein anderer Hersteller derzeit das gesamte Ökosystem einer KI-Plattform aus eigener Hand bieten kann. Zudem deutet eine Analyse von McKinsey darauf hin, dass die Halbleiterbranche bis 2030 auf ein Volumen von rund 1,3 Billionen US-Dollar anwachsen könnte - allein durch die Nachfrage nach generativer KI. Selbst wenn die Margen etwas sinken, bleibt NVIDIAs Wachstumspotenzial damit enorm.

Zwischen Konkurrenzdruck und Wachstumsfantasie

NVIDIA steht damit an einem Wendepunkt. Der Konzern dominiert zwar den KI-Markt, doch die Konkurrenz scheint näher zu rücken. AInvest zufolge könnten die Eigenentwicklungen von Amazon, Microsoft oder Google mittelfristig die Profitabilität drücken.

Dennoch bleibt die Lage beherrschbar. Nicht jede dieser Firmen wird es schaffen, eigene Chips dauerhaft in großen Stückzahlen zu produzieren. Hinzu kommt, dass die Nachfrage nach Rechenleistung weiter explodiert. Für NVIDIA bedeutet das: Die Herausforderungen wachsen, aber die Chancen wachsen mit.

Redaktion finanzen.net

Bildquelle: Katherine Welles / Shutterstock.com

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