Siemens-Aktie dennoch unter Druck: Digital-Geschäft soll sich mittelfristig verdoppeln - Rekordgewinn

13.11.2025 13:52:41

Siemens will sein Wachstum nach dem Ausstieg aus der Medizintechnik beschleunigen und das Digitalgeschäft insgesamt verdoppeln.

"Mit unserem One Tech Company Programm treten wir in die nächste Wachstumsphase ein und erhöhen unsere mittelfristige Ambition für das Umsatzwachstum auf eine Bandbreite von 6 bis 9 Prozent", sagte Vorstandschef Roland Busch. Bislang lag das mittelfristige Wachstumsziel inklusive der Tochter Healthineers zwischen 5 und 7 Prozent.

Für das abgelaufene Geschäftsjahr 2024/25 meldete Siemens ein vergleichbares Wachstum von 6 Prozent. Im gerade begonnenen neuen Geschäftsjahr sollen es 6 bis 8 Prozent werden.

Busch kündigte an, den Umsatz im Digitalgeschäft mit einem jährlichen Wachstum von 15 Prozent in den nächsten fünf Jahren zu verdoppeln, die Position des Unternehmens in Wachstumsregionen auszubauen und die KI-Angebote mit Investitionen von 1 Milliarde Euro in den nächsten drei Jahren zu skalieren. Regionale Schlüsselmärkte sind die USA, China und Indien.

Unverändert gelten soll das Ziel eines hohen einstelligen Wachstums beim Ergebnis je Aktie aus Effekten der Kaufpreisallokation.

Siemens hatte am Abend mitgeteilt, sich nach und nach aus der Medizintechniktochter Healthineers zurückziehen zu wollen, die 2018 an die Börse gebracht worden war. In einem ersten Schritt will der Mutterkonzern nun 30 Prozent der Healthineers-Aktien seinen Anteilseignern ins Depot buchen und das Geschäft damit entkonsolidieren. Bis zum Frühjahr soll klar sein, wie genau das rechtlich möglich ist. Nach der Umsetzung des Vorhabens läge der Siemens-Anteil dann noch bei maximal 37 Prozent. Mittelfristig soll Healthineers dann als reine Finanzbeteiligung geführt werden.

Das abgeschlossene Geschäftsjahr bezeichnete Siemens als Rekordjahr. Der Gewinn nach Steuern kletterte um 16 Prozent auf 10,4 Milliarden Euro und erreichte zum dritten Mal in Folge einen Höchstwert. Die Aktionäre sollen mit einer um 15 Cent erhöhten Dividende von 5,35 Euro davon profitieren.

Schweres Fahrwasser bei Siemens nach Zahlen und Health-Plänen

Die Aktien von Siemens und Siemens Healthineers sind am Donnerstag von den Anlegern an das Ende im Leitindex DAX verbannt worden. Neben den vom Technologiekonzern an diesem Morgen vorgelegten Quartalszahlen und Aussagen zu den weiteren Geschäftsaussichten haben die Aktionäre zugleich auch die mittelfristigen Abspaltungspläne für die Medizintechniktochter zu verdauen.

Wie Siemens am Vorabend des Kapitalmarkttags mitteilte, sollen - wie am Markt erwartet - in einem ersten Schritt 30 Prozent von aktuell circa 67 Prozent an Siemens Healthineers vorzugsweise in Form einer Abspaltung an die Siemens-Aktionäre weitergereicht werden. Angestrebt wird anschließend eine weitere Reduzierung der Beteiligung bis auf Höhe einer Finanzbeteiligung.

Am frühen Nachmittag büßten die Siemens-Papiere 5,47 Prozent auf 236,70 Euro ein und sackten damit unter die 21-Tage-Linie, die den kurzfristigen Trend signalisiert. Halt fanden sie schließlich an den mittelfristigen Trendlinien. Trotz der Verluste an diesem Tag gehören die Siemens-Aktien aber immer noch zu jenem Drittel der 40 Dax-Werte, die im bisherigen Jahresverlauf am stärksten gestiegen sind. Ihr Plus beträgt aktuell etwas mehr als 25 Prozent.

Siemens Healthineers gaben um 3,15 Prozent auf 43,41 Euro nach und weiteten so ihren bisherigen Jahresverlust auf 14,5 Prozent aus. Seit den Anfang November vorgelegten schwachen Jahreszahlen für 2024/25 und einem ebenfalls enttäuschenden Ausblick auf das angelaufene Geschäftsjahr hat sich das charttechnische Bild der Aktien kräftig eingetrübt. Die Papiere waren unter alle wichtigen Trendlinien - kurz-, mittel- und längerfristig - gesackt, wobei ihnen ein Sturz unter das Jahrestief von 41,21 Euro erspart blieb. Das hatten die Aktien Anfang April im Zuge der weltweiten Spannungen wegen der neuen US-Zollpolitik erreicht.

JPMorgan-Analyst Phil Buller ging in seiner Studie auf das Zahlenwerk des vierten Geschäftsquartals von Siemens ein, dessen Ausblick sowie auch auf die Abspaltungspläne. Die Zahlen seien durchwachsen ausgefallen, wobei das Industriegeschäft stark gewesen sei und Siemens zudem einen rekordhohen und besser als zuvor vom Unternehmen angegebenen freien Barmittelzufluss gemeldet habe. "Das sind klar positive Signale für das neue Jahr." Zu den Zielen zum neuen Geschäftsjahr 2025/26 schrieb er, dass die Zielspanne für das bereinigte Umsatzwachstum in der Mitte der Spanne über der Konsensschätzung liege, die Spanne für das Ergebnis je Aktie vor bestimmten Kaufpreiseffekten jedoch darunter.

Die angehobene mittelfristige Prognose für das organische Wachstum und die bestätigten Aussichten für das bereinigte Ergebnis je Aktie hob er zwar ebenfalls positiv hervor. "Allerdings wird das Fehlen konkreter Margenziele für die einzelnen Geschäftsbereiche im mittelfristigen Zeitraum wegen der hohen Bedeutung zukünftiger Margen bei Digital Industries heute ein wichtiger Kritikpunkt sein", schrieb Buller. Insgesamt aber hält er der Ausblick gegenwärtig für "nicht undurchsichtiger als die von Wettbewerbern".

Die Pläne zu Siemens Healthineers beurteilt der JPMorgan-Experte alles in allem positiv. Die von Siemens vorgeschlagene Lösung sei "wohl besser als das, was wir aus steuerlicher Sicht erwartet hatten", schrieb er. Ein besseres Ergebnis, etwa in Form eines Umtauschangebots, wäre ihm zufolge jedoch möglich gewesen. "Auch wenn der Zeitplan frustrierend ist, schafft Siemens neue Präzedenzfälle für das, was in Deutschland möglich ist in dieser Situation, wofür man dem Unternehmen Anerkennung zollen sollte", resümierte Buller dennoch.

Analyst Sven Kürten von der DZ Bank verwies mit Blick auf die Abspaltungspläne von Siemens darauf, dass die Zustimmung der Aktionäre beider Unternehmen nötig sei. Zudem sei die genaue Höhe der anschließenden Finanzbeteiligung bislang nicht mitgeteilt worden. Dazu gebe es nur Presseberichte, denen zufolge sie letztlich unter 20 Prozent liegen werde.

In Summe sieht Kürten in den Plänen angesichts der vorangegangenen Spekulationen keine große Überraschung. Was das Tochterunternehmen betrifft, erwartet er fundamental nur geringfügige Auswirkungen, während zugleich der so entstehende Anstieg der frei handelbaren Aktien positiv wäre. "Allerdings kann es nach der Direktabspaltung - je nach deren konkreter Ausgestaltung - zu Anteilsverkäufen der neuen Aktionäre kommen", schränkt der DZ-Bank-Experte ein. Zudem sei unklar, auf welche Weise Siemens den verbleibenden 37-prozentige Anteil an Healthineers weiter reduziert werde.

DOW JONES / dpa-AFX

Bildquelle: ricochet64 / Shutterstock.com

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