Novo Nordisk-Aktie auf Erholungskurs: So bewerten Experten die schwachen Quartalszahlen
• Novo Nordisk-Aktie steigt wieder
• Seit Jahresstart dennoch deutliche Verluste
• Analysten reagieren uneinheitlich auf Quartalsbericht
Gleich zwei Nachrichten haben Anteilseigner von Novo Nordisk zur Wochenmitte bewegt. Zum einen fielen die Quartalszahlen des dänischen Pharmariesen alles andere als überzeugend aus, zum anderen kamen aber positive Nachrichten von Seiten der US-Regierung.
Für die Aktien ging es zur Wochenmitte dennoch deutlich abwärts: Sie verbilligten sich um 4,49 Prozent auf 301,05 Kronen. Am Donnerstag setzte unterdessen eine Gegenbewegung ein: Letztlich sprangen die Titel um 1,96 Prozent auf 306,95 DKK an. Für das übergeordnete Chartbild ist dies aber nur ein Tropfen auf den heißen Stein: Seit Jahresstart haben Anleger weiterhin ein Minus von fast 50 Prozent in ihren Depots.
Schwacher Quartalsbericht
Operativ befindet sich der Pharmakonzern derzeit auf Schlingerkurs. Wettbewerb, Preisdruck und Nachahmerprodukte seiner Blockbuster-Medikamente Ozempic und Wegovy haben den Absatz von Novo Nordisk zuletzt empfindlich gebremst. Das Unternehmen reagierte darauf am Mittwoch mit einer Senkung des oberen Endes der Prognosespannen für operativen Gewinn und Umsatz. Novo Nordisk rechnet in diesem Jahr nun mit einem Wachstum des Betriebsergebnisses von 4 bis 7 Prozent bei konstanten Wechselkursen, nach zuvor 4 bis 10 Prozent. Das Umsatzwachstum wird nun bei 8 Prozent bis 11 Prozent erwartet, nach 8 Prozent bis 14 Prozent zuvor.
Zudem sorgte das Wachstum bei Anlegern für Ernüchterung und auch das Ergebnis fiel wenig überzeugend aus. Der Nettogewinn fiel im dritten Quartal um 27 Prozent auf 20 Milliarden dänische Kronen, während der Umsatz um 5,1 Prozent auf 74,98 Milliarden Kronen stieg. Besonders bei den Erlösen hatte sich der breite Markt mehr erhofft.
Auf der Gewinnentwicklung lasteten einmalige Restrukturierungskosten in Höhe von 9 Milliarden Kronen, nachdem das Unternehmen kürzlich Pläne zur Streichung von 9.000 Arbeitsplätzen oder 11 Prozent seiner Belegschaft angekündigt hatte.
Analysten reagieren unterschiedlich
Experten haben den Quartalsbericht uneinheitlich bewertet. Während die US-Bank JPMorgan an ihrem Overweight-Rating festhält und betonte, dass ein geringerer Preisdämpfer ab 2027 im Zuge der Verhandlungen mit der US-Regierung die Enttäuschung über die Resultate und die gekappten Jahresziele größtenteils kompensieren dürfte, bleiben auch die Experten von Bernstein bei ihrer "Outperform"-Bewertung der Novo Nordisk-Aktie. Das Quartal sei zwar schwächer gewesen als gedacht, schrieb Analyst Florent Cespedes am Mittwoch. Der Absatz von Diabetesmitteln habe enttäuscht, die Anpassung der Zielspanne für das Gesamtjahr komme derweil nicht überraschend.
Für die UBS waren die Ergebnisse des Quartalsberichts unterdessen keine Überraschung, die Schweizer Großbank hat die Einstufung für Novo Nordisk nach Zahlen mit einem Kursziel von 340 dänischen Kronen auf "Neutral" belassen. Das Hauptaugenmerk gelte bei der erneut gesenkten Prognose allerdings dem Trend aus dem vierten Quartal heraus ins Jahr 2026. Die Analysten rechnen trotz recht geringer Erwartungen mit anhaltender Verstimmung.
Weiter mit "underperform" stuft unterdessen Jefferies die Novo Nordisk-Titel ein. Umsatz und Gewinn des Pharmakonzerns hätten die Erwartungen verfehlt, schrieb Michael Leuchten am Mittwoch. Die Jahresziele seien an das untere Ende der Spanne konkretisiert worden. Für den Umsatzkonsens sieht Leuchten leichten Korrekturbedarf.
Strategische Neuausrichtung durch Übernahmen
Novo Nordisk treibt derzeit seine Diversifizierung voran. Ein wichtiger Meilenstein war die kürzlich erhaltene FDA-Zulassung für Wegovy zur Behandlung von MASH (Metabolic Dysfunction-Associated Steatohepatitis), wodurch das Anwendungsspektrum des Erfolgsmedikaments erweitert wird.
Gleichzeitig intensiviert der Konzern seine Akquisitionsaktivitäten. Die Übernahme von Akero Therapeutics mit Fokus auf MASH-Therapien und der Erwerb von Omeros MASP-3-Inhibitor für seltene Bluterkrankungen zeigen die strategische Ausrichtung auf neue Therapiefelder. Im Rennen um das US-Biotechunternehmen Metsera konnte sich Novo Nordisk mit einem Angebot von rund 10 Milliarden USD gegen Pfizer durchsetzen. Metsera bewertete das Angebot der Dänen als "überlegen", wobei Pfizer noch die Möglichkeit hat, innerhalb von zwei Geschäftstagen nachzuverhandeln.
Redaktion finanzen.net
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