Nebius-Aktie stellt NVIDIA und Palantir in den Schatten: Was steckt hinter dem KI-Neuling?
				
• Nebius seit 2024 als eigenständiger Anbieter für KI-Infrastruktur 
• Umsatzwachstum beeindruckt
• Performance der Nebius-Aktie in 2025 deutlich besser als bei NVIDIA oder Palantir
Das in Amsterdam ansässige Technologieunternehmen Nebius Group ist binnen weniger Monate zu einem Liebling vieler Wachstumsinvestoren avanciert - nicht zuletzt, weil es den Nerv des Marktes trifft: skalierbare KI-Infrastruktur in großem Stil.
Von der Yandex-Abspaltung zum eigenständigen Cloud-Anbieter
Nebius entstand erst im Jahr 2024 aus der Abspaltung der nicht-russischen Geschäftsbereiche von Yandex, dem ehemaligen "Google Russlands". Nach der geopolitischen Neuordnung konzentrierte sich die neu formierte Gesellschaft auf ein klar umrissenes Ziel: den Aufbau einer unabhängigen, paneuropäischen KI-Cloudplattform.
Heute positioniert sich Nebius nach eigenen Angaben als "Full-Stack-Anbieter" für KI-Infrastruktur - also als Komplettdienstleister, der von GPU-Clustern über Datencenter-Technologien bis hin zu Software-Tools und DevOps-Services die gesamte Pipeline für KI-Workloads abdeckt. Kunden müssen sich somit für ihre KI-Anwendungen beispielsweise keine eigene Hardware anschaffen, sondern können diese bei Nebius mieten. Wie das Unternehmen auf seiner Website betont, soll Nebius bis Ende 2026 über mehr als ein Gigawatt angeschlossene Rechenleistung verfügen - ein ehrgeiziges Ziel, das das Unternehmen in eine Liga mit Branchengrößen wie Amazons AWS oder Google Cloud katapultieren würde.
Zum Portfolio von Nebius gehören neben dem Cloudgeschäft unter anderem auch Beteiligungen an ClickHouse, einem Anbieter analytischer Datenbanken, sowie TripleTen, einem EdTech-Unternehmen für KI-Ausbildung. Hinzu kommt die Tochter Avride, die an autonomen Fahrzeuglösungen arbeitet. Der Konzern versteht sich somit als diversifizierte Plattform für KI-Infrastruktur und Anwendung.
Rasantes Wachstum mit beeindruckenden Zahlen
Die jüngsten Quartalszahlen bestätigen den Eindruck eines Unternehmens auf der Überholspur. So erzielte Nebius im zweiten Quartal 2025 einen Umsatz von rund 105 Millionen US-Dollar. Das klingt zwar zunächst nach nicht viel, entspricht jedoch einem Zuwachs von rund 625 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Auch gegenüber dem Vorquartal zog der Umsatz kräftig an. Das Management strebt zudem einen Annual Recurring Revenue (ARR) zwischen 900 Millionen US-Dollar und 1,1 Milliarden US-Dollar bis Ende 2025 an, wie im Rahmen der jüngsten Bilanzvorlage verkündet wurde.
Zwar erzielte Nebius im zweiten Quartal 2025 einen Nettogewinn aus fortgeführten Geschäftsbereichen in Höhe von 502,5 Millionen US-Dollar, unter dem Strich stand jedoch ein bereinigter Nettoverlust von 91,5 Millionen US-Dollar.
"Nebius liefert weiterhin außergewöhnliche Ergebnisse", wird Gründer und CEO Arkady Volozh in der Pressemitteilung zur Quartalsbilanz zitiert. "Im zweiten Quartal haben wir unseren Umsatz gegenüber dem Vorquartal mehr als verdoppelt und unser Kerngeschäft hat ein positives bereinigtes EBITDA über Plan erzielt", so Volozh weiter. Er betonte dabei, dass die Nachfrage nach KI-Infrastruktur - Rechenleistung, Software und Dienstleistungen - mit der zunehmenden Zahl an Anwendungsfällen nur weiter steigen werde - und davon wolle Nebius durch einen weiteren aggressiven Kapazitätsaufbau profitieren.
Börsenperformance der Nebius-Aktie lässt Anteilsscheine von NVIDIA und Palantir alt aussehen
Die Wachstumsdynamik von Nebius blieb auch an der Börse nicht unbemerkt: Die Marktkapitalisierung von Nebius an der NASDAQ beträgt inzwischen rund 32,85 Milliarden US-Dollar (Stand: Schlusskurs vom 3. November 2025), womit sich das noch junge Unternehmen innerhalb weniger Monate in der obersten Liga der europäischen Tech-Werte etabliert hat.
Der letzte Schlusskurs der Nebius-Aktie lag mit 120,47 US-Dollar zwar klar unter ihrem 52-Wochen-Hoch von 141,10 US-Dollar, dennoch hat das Papier seit Jahresbeginn rund 335 Prozent an Wert hinzugewonnen (Stand: Schlusskurs vom 22. Oktober 2025).
Zum Vergleich: Die NVIDIA-Aktie hat im laufenden Jahr bislang 54,05 Prozent zugelegt (Stand: Schlusskurs vom 3. November 2025), dabei gilt das Unternehmen als einer der größten Profiteure des KI-Hypes und hat sich als unverrückbare Säule der KI-Ökonomie etabliert. Die Kalifornier kontrollieren weiterhin den GPU-Markt und profitieren von der ungebremsten Nachfrage nach Rechenleistung für generative KI-Modelle.
Auch die Aktie von Palantir hat seit Jahresbeginn mit einem Plus von rund 174 Prozent weniger stark performt als der Anteilsschein von Nebius (Stand: Schlusskurs vom 3. November 2025). Dabei profitiert Palantir als Datenanalyse-Spezialist von der zunehmenden Integration Künstlicher Intelligenz in Unternehmensprozesse.
Nebius vs. NVIDIA und Palantir - Gemeinsamkeiten und Unterschiede
An den Kapitalmärkten wird Nebius indes teilweise mit NVIDIA in den frühen Jahren des Unternehmens verglichen: ein ambitionierter Technologielieferant, der zur richtigen Zeit im richtigen Markt Fuß fasst. Doch die Ausgangslage ist eine andere. NVIDIA war beim KI-Boom bereits profitabel, während Nebius noch beweisen muss, dass sich der gewaltige Infrastrukturaufbau in nachhaltige Gewinne übersetzen lässt.
Gleichzeitig unterscheidet sich Nebius von Palantir durch den Fokus auf Hardware- und Infrastruktur-Ebenen, während Palantir stärker auf Software-Integration und datengetriebene Entscheidungsprozesse setzt. Wer in Nebius investiert, setzt also auf das Fundament der KI-Welt - nicht auf deren Anwendungsschicht.
Doch während NVIDIA und Palantir mit stabilen Cashflows und bewährten Kundenstrukturen punkten, spielt Nebius zudem auch in einer anderen Risikoklasse: einem aggressiven, investitionsgetriebenen Wachstumssektor. Analysten des Portals "BeyondSPX" bezeichnen Nebius als "AI-Infrastructure Powerhouse" - mit mehr Aufwärtspotenzial als etablierte Wettbewerber. Zugleich warnen sie jedoch auch vor möglichen Verzögerungen bei der Kapazitätsausweitung und der Rentabilität.
Nebius zwischen Vision und Risiko
Tatsächlich steckt Nebius noch mitten in einer kapitalintensiven Aufbauphase. Das Unternehmen investiert Milliarden in Rechenzentren, Energieversorgung und Hardwarebeschaffung. Laut "Seeking Alpha" sind die Margen bislang dünn, während der freie Cashflow negativ bleibt - ein bekanntes Muster bei Unternehmen, die sich auf hyper-schnelles Wachstum konzentrieren.
Auch geopolitische Aspekte könnten ein Risikofaktor sein: Die Herkunft aus dem Umfeld des ehemaligen Yandex-Konzerns könnte bei manchen institutionellen Anlegern Skepsis wecken - trotz der klaren rechtlichen und organisatorischen Trennung von russischen Aktivitäten.
Die Nebius Group ist somit ein Musterbeispiel dafür, wie schnell sich im Zeitalter der Künstlichen Intelligenz neue Champions formen können. Mit einem atemberaubenden Umsatzwachstum und ehrgeizigen Zielen weckt das Unternehmen enormes Interesse. Doch der Weg zur nachhaltigen Profitabilität ist lang - und nicht frei von Risiken.
Redaktion finanzen.net
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