QIAGEN-Aktie fällt dennoch: Prognose erhöht - CEO-Wechsel, Übernahme und Aktienrückkauf angekündigt

05.11.2025 16:23:00

QIAGEN hat im dritten Quartal mehr verdient und umgesetzt als erwartet und seine Ergebnisprognose erneut angehoben.

Der Anbieter von Probenvorbereitungs- und Testtechnologien rechnet 2025 nun mit einem bereinigten verwässerten Gewinn je Aktie von etwa 2,38 anstatt 2,35 US-Dollar. Das währungsbereinigte Wachstum sieht QIAGEN weiterhin bei 4 bis 5 Prozent und die Steigerung des Kernumsatzes bei 5 bis 6 Prozent. Zudem gab QIAGEN bekannt, dass Konzernchef Thierry Bernard als CEO und Geschäftsführer zurücktreten wird, sobald ein Nachfolger ernannt worden ist.

"QIAGEN liefert auch in einem schwierigen Umfeld weiterhin Ergebnisse, die über unseren Erwartungen liegen und zu den schnellsten Wachstumsraten der Branche zählen", sagte Bernard laut Mitteilung. "Mit der Anpassung unserer Ziele für das Jahr 2025 treiben wir unsere Ambitionen für ein solides, profitables Wachstum weiter voran."

Für die Monate Juli bis September meldete QIAGEN Einnahmen in Höhe von 533 Millionen Dollar, das entspricht einem Zuwachs von währungsbereinigt (CER) 5 Prozent. Der um Wechselkurseffekte bereinigte Gewinn je Aktie lag bei 61 US-Cent, das sind 7 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum und mehr als die avisierten mindestens 58 Cent.

Analysten hatten im Konsens mit 526 Millionen Dollar Umsatz und 59 Cent Gewinn je Aktie für das dritte Quartal gerechnet.

Zur CEO-Nachfolge teilte der im DAX-40 notierte Konzern mit, der Aufsichtsrat sei mit Bernard übereingekommen, dass der richtige Zeitpunkt gekommen sei, um einen strukturierten Nachfolgeprozess einzuleiten. Mit einer auf Führungskräfte spezialisierten Personalberatung sei ein Auswahlprozess gestartet worden. Bernard werde das Unternehmen bis zur Bestellung eines Nachfolgers weiterführen, um einen geordneten Übergang und Kontinuität sicherzustellen. Der 61-Jährige werde bei der für Juni 2026 geplanten Hauptversammlung nicht erneut für das Management Board kandidieren.

QIAGEN schüttet bis zu 500 Mio Dollar an Aktionäre aus

QIAGEN will den auf der Hauptversammlung im Juni beschlossenen synthetischen Aktienrückkauf im Volumen von maximal 500 Millionen US-Dollar Anfang kommenden Jahres umsetzen. Dabei soll eine unmittelbare Kapitalrückzahlung mit einer Aktienzusammenlegung ("Reverse Stock Split") kombiniert werden. Der synthetische Aktienrückkauf werde am oder um den 7. Januar 2026 wirksam und soll in den darauffolgenden Tagen marktkonform abgewickelt werden, teilte der Konzern mit.

QIAGEN übernimmt Parse Biosciences für bis zu 280 Mio USD

QIAGEN erweitert sein Portfolio an Probentechnologien mit der Übernahme von Parse Biosciences und steigt damit in den schnell wachsenden Markt für Einzelzell-Analysen ein. Der Kaufpreis umfasst eine Vorauszahlung von rund 225 Millionen US-Dollar in bar, wie der Anbieter von Probenvorbereitungs- und Testtechnologien mitteilte. Darüber hinaus können die Aktionäre zusätzliche Meilensteinzahlungen von bis zu 55 Millionen Dollar erhalten, die an die Erreichung bestimmter Ziele über einen mehrjährigen Zeitraum geknüpft sind.

Die Einzelzell-Analyse ermögliche es Wissenschaftlern, die Aktivität von Genen in einzelnen Zellen zu untersuchen und so die zugrunde liegenden Mechanismen von Gesundheit und Krankheit zu erkennen. Der globale Markt für Einzelzell-Analysen dürfte der Mitteilung zufolge von rund 1,2 Milliarden Dollar im Jahr 2024 voraussichtlich auf etwa 2,1 Milliarden Dollar im Jahr 2029 wachsen. Dies entspreche einem jährlichen Wachstum von rund 10 Prozent, das vor allem durch die KI-gestützte Arzneimittelforschung vorangetrieben werde, so QIAGEN.

Mit der Akquisition von Parse Biosciences erweitere der Konzern sein Portfolio mit einer hochskalierbaren Chemie, die Forschungen mit Millionen bis Milliarden von Zellen ermöglicht. Gleichzeitig ermögliche die Technologie von Parse Kunden, KI-basierte Einzelzell-Daten effizienter und in deutlich größerem Umfang zu generieren, zu verarbeiten und zu interpretieren - von der ersten Probe bis hin zu verwertbaren Erkenntnissen.

Die Transaktion werde voraussichtlich Ende 2025 abgeschlossen sein.

Für 2026 werde erwartet, dass Parse rund 40 Millionen Dollar zum Umsatz von QIAGEN beitragen wird, was einem Wachstumsbeitrag von etwa zwei Prozentpunkten entspricht, mit einem starken zweistelligen Wachstum in den Folgejahren. Die Transaktion werde voraussichtlich im Geschäftsjahr 2026 den bereinigten Gewinn je Aktie um etwa 0,04 Dollar verwässern und sich dann ab 2028 wertsteigernd auswirken.

QIAGEN-Aktie unter Druck - RBC rechnet mit schwachem Schlussquartal

Ein vorsichtiger Ausblick auf das laufende vierte Quartal hat die jüngste Kursschwäche der QIAGEN-Aktie am Mittwoch verstärkt. Als zweitschwächster Titel im DAX hinter Siemens Healthineers fielen QIAGEN um 2,92 Prozent auf 38,52 Euro. Das Tagestief von knapp 38 Euro bedeutete den niedrigsten Stand seit Anfang Oktober.

Der Labordienstleister und Diagnostikspezialist hatte am Vorabend die Bilanz zum dritten Quartal veröffentlicht. Analyst Tycho Peterson von der Bank Jefferies attestierte dem Unternehmen zwar eine solide Entwicklung mit Umsätzen und Ergebnissen über den Erwartungen; er wies allerdings darauf hin, dass QIAGEN an den Zielen für das Gesamtjahr festgehalten habe. Das wiederum impliziere nun ein schwächeres Schlussquartal 2025.

So dürfte das Wachstum im Kerngeschäft im vierten Quartal nur noch 2 Prozent betragen, er habe hingegen mit 5 Prozent gerechnet, so Peterson. Seit Jahresbeginn würde sich das Wachstum somit erheblich abschwächen. Grund hierfür seien makroökonomische Herausforderungen inklusive des Shutdowns der US-Regierung.

Anleger hatten sich im Vorfeld der Quartalszahlen zurückgehalten. In den vergangenen sieben Handelstagen war der QIAGEN-Kurs um 6,5 Prozent gefallen. Am Vortag hatte sich die Aktie nach zwischenzeitlichen Verlusten am Ende noch knapp über der 200-Tage-Linie gehalten, die als wichtiger längerfristiger Trendindikator gilt. Am Mittwoch ist die Aktie deutlich unter diese Linie gefallen.

DOW JONES / dpa-AFX Broker

Bildquelle: Dennis Diatel / Shutterstock.com

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