2025 auf Erfolgskurs: Bayer-Aktie nach neuem Jahreshoch schwächer - JPMorgan mit Kurszielverdopplung

10.12.2025 12:39:00

Für Bayer-Aktionäre hat sich das Jahr 2025 gelohnt. Im Dezember erklimmen die Anteilsscheine des Pharmariesen ein neues Jahreshoch.

• Bayer-Aktie erreicht neues Zwölf-Monats-Hoch bei über 36 Euro
• US-Regierungssignale im Glyphosat-Streit verringern wahrgenommene Rechtsrisiken
• Analysten von Goldman Sachs, JPMorgan und DZ-Bank erhöhen Kursziele und empfehlen Kauf

Mehr als 88 Prozent Kursplus haben Anteilseigner des Pharmakonzerns Bayer im bisherigen Jahresverlauf in ihren Depots. Und auch am Mittwoch setzte sich der Erfolgskurs nur anfangs fort: Auf XETRA kletterte der Anteilsschein auf ein neues Zwölf-Monats-Hoch bei 36,59 Euro. Doch inzwischen geht es im Mittwochshandel zeitweise 0,43 Prozent auf 36,16 Euro nach unten.

Entspannung an der Glyphosat-Front

Als ursächlicher Kurstreiber der jüngsten Wochen wurden am Markt dabei positive US-Regierungssignale im Glyphosat-Streit ausgemacht. Die US-Regierung hat rund um die milliardenteuren Rechtsstreitigkeiten um angebliche Gesundheitsrisiken des Unkrautvernichters Glyphosat unerwartet Rückendeckung für Bayer signalisiert, was von Marktbeobachtern als mögliche entscheidende Wende bei den massiven Rechtsrisiken interpretiert wird. Parallel dazu wird die Wahrscheinlichkeit, dass der Oberste Gerichtshof (Supreme Court) einen entsprechenden Fall annimmt, deutlich höher eingeschätzt.

Analysten erhöhen Kursziele drastisch

Die positiven Nachrichten aus den USA haben auch die Analystengemeinschaft zu optimistischeren Einschätzungen bewogen. Die US-Investmentbank Goldman Sachs bekräftigte ihre Kaufempfehlung und hält an ihrem Kursziel von 38,50 Euro fest. Noch deutlicher positionierte sich JPMorgan: Die Analysten verdoppelten kürzlich ihr Kursziel für Bayer und bezeichneten die Aktie aufgrund sinkender Rechtsrisiken und verbesserter Geschäftsaussichten als klaren Favoriten im Pharmasektor.

Auch von der DZ-Bank waren positive Signale gekommen: Die Analysten des Finanzhauses haben den fairen Aktienwert für Bayer von 36 auf 41 Euro angehoben und die Einstufung auf "Kaufen" belassen. Der Agarchemie- und Pharmakonzern habe die nächste Hürde im Kampf gegen die Roundup-Klagen (Herbizid Glyphosat) genommen, schrieb Analyst Peter Spengler.

Umstrittene Glyphosat-Studie nach 25 Jahren zurückgezogen

Eine Studie aus dem Jahr 2000, die eine zentrale Rolle in der Debatte um die Sicherheit des Pestizids Glyphosat spielt, ist von der Fachzeitschrift "Regulatory Toxicology and Pharmacology" formell zurückgezogen worden. Das Papier war seither ein wichtiges Argument für Angaben des damaligen Herstellers Monsanto, das Herbizid Roundup und sein Wirkstoff Glyphosat hätten keine krebserregenden Wirkungen. In einer Stellungnahme des Konzerns Bayer, der Monsanto 2018 übernommen hatte, hieß es: "Von Monsanto hat sich niemand als Autor beteiligt und der Bezug des Unternehmens zu dem Papier wurde ordnungsgemäß offengelegt."

Die Studie habe weithin als wegweisend in der Debatte gegolten, hieß es vom Fachverlag Elsevier, in dem das Fachblatt erscheint. Nun sei aber unklar, ob die gezogene Schlussfolgerung - dass Glyphosat und das Präparat Roundup nicht krebserregend sind - tatsächlich korrekt ist.

Es wurden Bedenken hinsichtlich der Urheberschaft der Studie, der Gültigkeit der Ergebnisse im Zusammenhang mit einer falschen Darstellung der Beiträge der Autoren und des Studiensponsors sowie potenzieller Interessenkonflikte der Autoren geäußert, schreibt der zuständige Chefredakteur Martin van den Berg in der Mitteilung. Demnach gibt es mehrere Punkte, die zur Rücknahme führten, unter anderem:

Bewertung der Karzinogenität

Die Schlussfolgerungen der Studie hinsichtlich der Karzinogenität von Glyphosat basieren ausschließlich auf Studien von Monsanto, die kein tumorauslösendes Potenzial zeigten, schreibt van den Berg. Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung habe es andere Langzeitstudien zur chronischen Toxizität und Karzinogenität gegeben, deren Daten nicht berücksichtigt wurden.

Mangelnde Unabhängigkeit der Autoren

Ein Rechtsstreit in den USA brachte Korrespondenz von Monsanto ans Licht, aus der hervorgeht, dass die drei in der Studie genannten Autoren wohl nicht allein für den Inhalt verantwortlich waren. Stattdessen hätten möglicherweise Mitarbeiter von Monsanto ohne ordnungsgemäße Nennung als Mitautoren an der Erstellung mitgewirkt.

Falsche Darstellung der Beiträge

Die Beiträge, die anscheinend von Mitarbeitern von Monsanto als Mitautoren verfasst wurden, wurden im Abschnitt "Danksagungen" nicht ausdrücklich als solche erwähnt. "Diese Auslassung lässt vermuten, dass die Autoren ihre jeweiligen Rollen und den kooperativen Charakter der vorgestellten Arbeit falsch dargestellt haben könnten."

Fragen zur finanziellen Vergütung

Weitere während des Rechtsstreits offengelegte Korrespondenz mit Monsanto deutet der Mitteilung zufolge darauf hin, dass die drei offiziell genannten Autoren möglicherweise eine finanzielle Vergütung von Monsanto für ihre Arbeit an der Studie erhalten haben, was nicht offengelegt wurde.

Historischer Kontext und Einfluss

Die Studie hatte jahrzehntelang einen erheblichen Einfluss auf regulatorische Entscheidungen in Bezug auf Glyphosat und Roundup, wie es hieß. "Angesichts seines Status als Eckpfeiler für die Bewertung der Sicherheit von Glyphosat ist es unerlässlich, dass die Seriosität dieses Übersichtsartikels und seiner Schlussfolgerungen nicht beeinträchtigt wird."

Angesichts dieser Punkte gebe es kein Vertrauen mehr in die Ergebnisse und Schlussfolgerungen, das mache die Rücknahme notwendig, betont van den Berg.

Warum passiert das jetzt?

Im Jahr 2017 seien in einem Gerichtsverfahren interne E-Mails des Chemiekonzerns Monsanto veröffentlicht worden, die nahelegten, dass Mitarbeiter des Unternehmens an der Erstellung der einflussreichen Studie mitgewirkt hatten, heißt es in einem Beitrag des Fachmagazins "Science" zur Rücknahme.

Erst vor wenigen Monaten hatte ein Forschungsduo im Fachjournal "Environmental Science & Policy" berichtet, wie stark die Studie dennoch weiter zitiert wird und Einfluss hat: Die Studie gehört demnach zu den 0,1 Prozent der meistzitierten Studien in der Glyphosat-bezogenen Forschung. Die Enthüllungen über Monsantos verdeckte Beteiligung hätten daran kaum etwas verändert.

Was sagt der Hersteller?

Der jetzige Monsanto-Eigner Bayer wies die Kritik zurück. Bei der zurückgezogenen Studie handele sich um einen reinen Übersichtsartikel ordnungsgemäß eingereichter Studien, erklärte Konzernsprecher Philipp Blank in einer Stellungnahme auf Nachfrage der Deutschen Presse-Agentur. "Glyphosat ist das in den letzten 50 Jahren am umfassendsten untersuchte Herbizid." Unter führenden Regulierungsbehörden weltweit herrsche Einigkeit, dass Glyphosat bei sachgemäßer Anwendung sicher sei.

Wie ist der Forschungsstand?

Glyphosat gilt nach Einschätzung der Internationalen Agentur für Krebsforschung (IARC) der Weltgesundheitsagentur (WHO) als wahrscheinlich krebserregend für den Menschen. Behörden wie die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) und das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) sehen bei Einhaltung der Anwendungsregeln kein relevantes Krebsrisiko.

Der vermeintliche Widerspruch ist dabei nicht wirklich einer: Die IARC beurteilte die Krebsgefahr, also die generelle Möglichkeit, dass Glyphosat Krebs verursacht. In die Bewertung der Behörden floss das Alltagsrisiko als Faktor ein. Die EFSA bewertet das Krebsrisiko bei den Mengen, die ein Mensch üblicherweise etwa über Lebensmittel aufnimmt, als vernachlässigbar.

Wofür wird Glyphosat genutzt?

Es handelt sich um ein sogenanntes Totalherbizid, das nahezu alle grünen Pflanzen schädigt. Glyphosat wird seit Mitte der 1970er-Jahre vor allem unter dem Handelsnamen "Roundup" genutzt und ist heute in zahlreichen Pflanzenschutzmitteln verschiedener Hersteller enthalten. Landwirte sprühen es beispielsweise vor der Aussaat auf Felder, um unerwünschte Konkurrenzpflanzen zu vernichten.

Die EU hat die Genehmigung für Glyphosat zuletzt bis Ende 2033 verlängert. In einem Teil der Mitgliedstaaten, darunter Deutschland, sind Anwendungen in Haus- und Kleingärten sowie auf Flächen, die für die Allgemeinheit bestimmt sind, verboten oder stark eingeschränkt. In den USA hatten in den vergangenen Jahren an Krebs erkrankte Menschen, die Roundup verwendet hatten, mehrfach hohe Schadenersatzsummen zugesprochen bekommen.

Redaktion finanzen.net

Bildquelle: Arseniy Krasnevsky / Shutterstock

In eigener Sache

Aktiendepot-Vergleich: Finde den perfekten Broker für Deinen Bedarf!

Über ein Dutzend Aktiendepots wurden getestet – entdecke jetzt die besten Angebote im Depot-Vergleich.

Jetzt die besten kostenlosen Depots vergleichen!

Weitere News zum Thema