Aktien von Rheinmetall, HENSOLDT, RENK und TKMS uneins: Auftragslage und Analysten im Blick
• Konsortium um HENSOLDT erhält neuen Auftrag für Nachtsichtbrillen
• Analysten bewerten Rheinmetalls angekündigte Konzentration auf Rüstung positiv
• Aktien der deutschen Rüstungskonzerne mehrheitlich im Plus
Wie HENSOLDT am Donnerstag per Pressemitteilung bekanntgab, hat die europäische Rüstungsbeschaffungsagentur OCCAR ein Konsortium bestehend aus HENSOLDT Optronics GmbH und Theon Sensors S.A. damit beauftragt, 100.000 Nachtsichtbrillen an die Bundeswehr zu liefern. Weitere 4.000 Nachtsichtbrillen sollen zudem an die belgischen Streitkräfte gehen. Auf welchen Wert sich der Auftrag beläuft, wurde nicht genannt.
HENDSOLDT: Nachtsichtbrillen werden vom Spezialgerät zur Grundausstattung
Die Mikron-Nachtsichtbrille, die im Rahmen dieses Programms geliefert wird, gilt als ein Schlüsselbaustein moderner Infanterieausrüstung. Anders als in früheren Jahren, in denen Nachtsichtgeräte oft als Spezialausstattung für ausgewählte Einheiten galten, würden sie nun immer mehr als Grundausstattung der Bundeswehr verstanden, wird Christina Canitz, die die Optronics-Abteilung von HENSOLDT leitet, in der Pressemitteilung zitiert. "Die Nachtsichtfähigkeit ist in Zeiten wachsender Unsicherheiten essenziell - durch die Ausstattung mit den Mikron-Nachtsichtbrillen bieten wir unseren Soldatinnen und Soldaten Informationsüberlegenheit auch bei Nacht", erklärte auch Michael Holzmann, Geschäftsführer der HENSOLDT THEON NightVision GmbH.
Ziel sei es laut HENSOLDT, bis Ende 2030 insgesamt mehr als 178.000 Mikron-Geräte an deutsche und belgische Streitkräfte zu liefern. Seit 2021 seien bereits mehr als 50.000 Geräte im Rahmen des Programms übergeben worden, heißt es weiter. Der aktuelle Auftrag über insgesamt 104.000 Nachtsichtbrillen übersteigt den Umfang früherer Lieferungen deutlich und ist somit ein entscheidender Schritt, um dem anvisierten Ziel näher zu kommen.
Analysten sehen geplanten Verkauf des zivilen Geschäfts bei Rheinmetall positiv
Neben HENSOLDT steht bei den deutschen Rüstungskonzernen auch Rheinmetall genauer im Blick. Nachdem der Konzern bekanntgab, sein ziviles Geschäft verkaufen zu wollen, um sich auf Rüstung zu konzentrieren, und zudem ein Rheinmetall-JV am Donnerstag einen Bundeswehrauftrag für Weltraumaufklärung im Milliardenwert an Land gezogen hat, haben sich mehrere Analysten dazu geäußert.
Die US-Bank JPMorgan beließ dabei die Einstufung für die Rheinmetall-Aktie auf "Overweight" und das Kursziel bei 2.250 Euro. Die Umsatzprognose für das Rüstungsgeschäft liege wegen des Verkaufs der Autozuliefersparte fünf Prozent unter den bisherigen Zielen, während der freie Barmittelfluss besser als erwartet ausfallen dürfte, schrieb Analyst David H Perry. Der aktuelle Kursrückgang könnte ein guter Einstiegszeitpunkt für Anleger sein, so der Experte weiter, der Rheinmetall als "Europas am schnellsten wachsenden Rüstungskonzern" bezeichnete.
Auch die britische Barclays-Bank blieb für Rheinmetall in ihrer aktuellen Analyse positiv. Analyst Afonso Osorio bestätigte das "Overweight"-Rating mit einem Kursziel von 2.060 Euro. Der geplante Verkauf der Autozuliefersparte beschleunige die Transformation zu einem reinen Rüstungsunternehmen ab 2026, beeinflusse jedoch die langfristigen Aussichten seiner Meinung nach nicht.
Jefferies-Analystin Chloe Lemarie bezeichnete die Bewertung von Rheinmetall mit Blick auf 2027 als "nun attraktiv", reduzierte allerdings ihre Gewinnprognosen (EPS) für 2025 und 2026. Das Kursziel für Rheinmetall senkte sie von 2.250 auf 2.150 Euro, beließ die Einstufung jedoch auf "Buy".
DOW JONES--
Rheinmetall und KNDS erhalten Auftrag für 200 Schützenpanzer von Bundeswehr
Rheinmetall und KNDS Deutschland haben einen Auftrag für 200 Schützenpanzer von der Bundeswehr erhalten. Der Auftragswert liegt bei rund 4,2 Milliarden Euro, wie der Düsseldorfer DAX-Konzern mitteilte. Davon entfallen 2,1 Milliarden auf KNDS und 2,1 Milliarden Euro auf die Rheinmetall-Tochter Rheinmetall Landsysteme GmbH. Die ersten Fahrzeuge sollen Mitte 2028 ausgeliefert werden.
Anfang 2023 hatte die Bundeswehr bereits einen Rahmenvertrag zur Lieferung des Schützenpanzers Puma unterzeichnet und gleichzeitig die ersten 50 Exemplare bestellt. Dieser Vertrag wurde nun erweitert.
So bewegen sich die Rüstungsaktien am Freitag
Im Freitagshandel zeigt sich bei den deutschen Rüstungstiteln ein gemischtes Bild. HENSOLDT-Aktie legen via XETRA - wohl unter Eindruck des neuen Nachtsichtbrillenauftrags - zeitweise um 0,48 Prozent auf 73,30 Euro zu, während die Papiere von Rheinmetall zeitweise Gewinne von 0,23 Prozent auf 1.553,50 Euro verbuchen. Freundlich gestimmt sind daneben auch die Anleger von TKMS: Sie schicken die Aktie via XETRA zeitweise um 1,02 Prozent hoch auf 64,65 Euro. Bei den Papieren von RENK sind am Freitag zeitweise Abgaben in Höhe von 0,75 Prozent auf 53,15 Euro zu sehen.
Redaktion finanzen.net / Dow Jones
Bildquelle: Postmodern Studio / Shutterstock.com, HENSOLDT