Gasversorgung im Fokus: Ihr Notfallplan und Sparstrategien
Mit dem russischen Einmarsch in die Ukraine sind die Zeiten für Gaskunden turbulent geworden. Preisbremsen, Mehrwertsteuersenkungen und weitere Maßnahmen haben für eine schwer überschaubare Lage für Verbraucher gesorgt. In diesem Artikel halten wir Sie zu den rechtlichen Rahmenbedingungen auf dem Laufenden und geben Ihnen Tipps zum Gas-Sparen. Empfehlungen und die wichtigsten Informationen gibt's gleich zu Beginn in Kurzform.
Notfallplan Gas - Empfehlungen & Tipps
Notfallplan Gas - das Wichtigste in Kürze

Die rechtliche Situation zum Gaspreis aktuell (Stand 10/23)
Die seit Oktober 2022 geltende Mehrwertsteuersenkung auf Gas von 19 auf 7 Prozent wird am 1. Januar 2024 auslaufen. Auch eine Erhöhung des CO₂-Preises steht für 2024 in Aussicht, die aber noch nicht beschlossen wurde. Um Verbraucher vor bösen Überraschungen zu schützen, wurde jedoch die Gaspreisbremse bis zum 31. März 2024 verlängert. Diese setzt bei 12 ct/kWh an. Aktuell sind die Preise auf dem Gasmarkt jedoch so niedrig, dass die Bundesregierung davon ausgeht, dass diese Bremse nicht wirklich gebraucht wird (und hat daher auch die Mehrwertsteuererhöhung genehmigt).
Unser Rat: Wenn Ihr aktueller Gaspreis zurzeit über 10,57 Euro liegt, sollten Sie jetzt handeln und sich nach einem neuen Versorger umschauen.
So funktioniert die Gaspreisbremse
seit dem 1. März 2023 ist die Gaspreisbremse in Kraft, welche bis voraussichtlich zum 31. März 2024 anhalten wird. Für die Monate Januar und Februar 2023 haben die Anbieter die Verpflichtung, Ihnen diese rückwirkend geltend zu machen. Das bedeutet, dass Sie für diese Monate die entsprechende Entlastung im März 2023 gutgeschrieben bekommen.
Allen Erdgaskunden wird für 80 Prozent ihres bisherigen Jahresverbrauchs ein staatlich garantiertes Entgelt von 12 Cent pro Kilowattstunde, einschließlich aller Steuern und Abgaben, gewährt. Sollten Sie über dieses Grundkontingent hinaus verbrauchen, kommt der mit Ihrem Anbieter vertraglich festgelegte Gaspreis zur Anwendung.
Zur Ermittlung des begünstigten Basiskontingents dient der Jahresverbrauch, welcher Ihrer monatlichen Abschlagszahlung im September 2022 zugrunde lag. Sofern Sie keine Korrekturen an Ihrem Jahresverbrauch vorgenommen haben, basiert dieser meistens auf dem Gesamtverbrauch Ihrer letzten jährlichen Abrechnung. In vielen Fällen erstreckt sich die Abrechnungsperiode von Januar bis Dezember, weshalb hier der Verbrauch des Jahres 2021 als Grundlage herangezogen wird. Für 80 Prozent dieses Verbrauchs greift die Gaspreisbremse.
Besonders profitieren Sie von dieser Regelung, falls Ihr Anbieter den Preis über 12 Cent pro Kilowattstunde angehoben hat. Die Differenz zwischen dem Vertragspreis und der Preisbremse wird vom Staat übernommen. Sollte sich für Sie durch die Preisbremse eine finanzielle Entlastung ergeben, ist Ihr Anbieter verpflichtet, diese automatisch an Sie weiterzugeben und den monatlichen Abschlag entsprechend zu reduzieren. Für all jene unter Ihnen, die als Mieter im Jahr 2022 noch keine erhöhten Heizkosten hatten: Ihr Vermieter wird Ihnen einen möglichen Rabatt in der nächsten Heizkostenabrechnung gutschreiben. Beachten Sie jedoch, dass sich der jährliche Grundpreis, den Sie unabhängig von Ihrem Verbrauch monatlich zahlen, durch die Gaspreisbremse nicht ändert.
Für jede Kilowattstunde Gas, die über dem bevorzugten 80-Prozent-Kontingent liegt, zahlen Sie den mit Ihrem Lieferanten vertraglich festgelegten, höheren Arbeitspreis. Als Beispiel: Wenn Ihr Verbrauch genau bei 100 Prozent Ihres bisherigen Verbrauchs bleibt, zahlen Sie für 20 Prozent Ihres gesamten Gasverbrauchs den höheren Vertragspreis. Sollte Ihr Verbrauch jedoch auf 120 Prozent ansteigen, also Sie mehr Gas als im Vorjahr verbrauchen, dann wird in Ihrer Jahresrechnung sogar ein Drittel (40 von 120 Prozent) Ihres gesamten Gasverbrauchs zum erhöhten Vertragspreis abgerechnet.
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Was bedeutet der Notfallplan Gas?
Der Notfallplan Gas beruht auf der europäischen SoS-Verordnung, die Maßnahmen für die Gewährleistung der Gasversorgung vorsieht. Dieser Notfallplan sieht drei Stufen von der Frühwarnstufe bis zur Notfallstufe vor. Wir befinden uns (Stand: Juli 2022) im mittleren Bereich, der Alarmstufe. An diesem Punkt gibt es für die Verbraucher noch keine Probleme, eher unterstützt die Bundesregierung die Betreiber noch bei der Beschaffung von Gas.
Wenn die Notfallstufe bei einer Gas-Krise ausgerufen wird, kann die Bundesregierung umfassende Maßnahmen zur Verteilung, zum Einsatz, Transport und Sparen von Gas ergreifen. Laut Gesetz gibt es bestimmte Verbrauchergruppen, deren Versorgung im besonderen Maße priorisiert wird. Dazu zählen Privathaushalte, medizinische Einrichtungen und Gaskraftwerke. Weitere Informationen finden Sie in einer FAQ-Broschüre des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz.
Hinweis: Das Ausrufen der Alarmstufe oder Notfallstufe allein rechtfertigt noch keine Gaspreiserhöhungen seitens der Versorgungsunternehmen. Dafür muss die Bundesnetzagentur eine „erhebliche Reduzierung der Gesamtgasimportmenge“ festgestellt haben, was diese dann im Bundesanzeiger auch veröffentlichen muss.
So sparen Sie Energie für den Gas-Notfallplan
Wenn die Kosten für Gas steigen beziehungsweise vielleicht sogar die Verbrauchsmengen gedrosselt werden, sollte mit dem Sparen begonnen werden. Dafür gibt es einige einfache Alltagsmaßnahmen:
Im Bad liegt das größte Sparpotenzial beim Duschen. Ein wassersparender Duschkopf reduziert den Wasserverbrauch um 40 bis 50 Prozent – so muss weniger Wasser erhitzt werden. Außerdem sollten Sie darauf achten, während des Einseifens das Wasser abzustellen. Kürzeres Duschen sowie eine geringere Wassertemperatur senken ebenfalls die Gasrechnung. Wenn man zum Beispiel mit 37 statt 40 Grad Celsius duscht, spart man zehn Prozent Energie. Mit einem Durchlauferhitzer kann man die Zieltemperatur direkt einstellen, ohne dass kaltes Wasser hinzugemischt werden muss. Händewaschen und Zähneputzen mit kaltem Wasser schont ebenso den Geldbeutel.
In der Küche hält sich hartnäckig der Glaube, dass ein Wasserkocher energieeffizienter als das Erhitzen im Topf sei. Dies gilt jedoch nur für Wassermengen unter 1,5 Litern; darüber hinaus ergibt sich ein zu großer Wärmeverlust, da das Wasser noch den verhältnismäßig größeren Topf erhitzen muss. Oft liegt Sparpotenzial beim Kühlschrank, wenn man die Temperatur schon leicht erhöht. Außerdem kann man einen Kühlverlust durch Kontrollen der Dichtungen verhindern.
Kommen wir zum Thema Heizen. Eine offensichtliche Maßnahme besteht in der Inkaufnahme einer geringeren Raumtemperatur. Man kann das auch clever anstellen, indem man nur die Räume zu den Zeiten heizt, in denen man sich in ihnen aufhält. Für Schlafzimmer liegt die optimale Einschlaftemperatur zum Beispiel bei 18 Grad, also braucht man hier eigentlich auch in kalten Winternächten nicht viel heizen. Thermostate können bei der genauen und vorausschauenden Heizplanung helfen und somit bares Geld sparen. Unverstellte Heizkörper, regelmäßiges Entlüften und Prüfen des Druckes der Heizungsanlage erhöhen die Heizeffizienz insgesamt. Gute Dichtungen an Fenstern und Türen schützen vor einem Wärmeverlust. Unter 16 Grad sollte die Temperatur jedoch nicht fallen, da hier sonst Feuchtigkeit an den Wänden und damit einhergehende Schimmelbildung droht.
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Diese Kosten können Sie meiden, um finanziell für den Notfallplan Gas abgesichert zu sein
Um auf eine hohe Gasrechnung reagieren zu können, sollten Sie sich ein wenig Geld zur Seite legen. In Zeiten einer Inflation ist das natürlich schwierig. Wir haben dennoch ein paar Tipps für Sie, wo Sie im Alltag Geld sparen können.
Ein großer Kostenfaktor ist die Mobilität. Langsameres Autofahren senkt den Spritverbrauch erheblich, ist weniger gefährlich und besser für die Umwelt. Besonders bei den aktuell hohen Spritpreisen kann auch der öffentliche Nahverkehr den Kontostand weniger belasten als das Auto. Besonders lohnt sich das natürlich bei Sonderaktionen wie dem 9-Euro-Ticket im Sommer 2022, aber auch sonst kann hier Sparpotenzial gegenüber dem Auto vorhanden sein. Wenn es sich einrichten lässt, ist das Fahrrad das günstigste Verkehrsmittel – in Großstädten manchmal auch das schnellste.
Es mag ein wenig bieder klingen, aber Sie geben deutlich weniger Geld aus, indem Sie Gastronomiebesuche zumindest einschränken. Hier sind Preise um circa 25 Prozent in den letzten sieben Jahren gestiegen. Wenn Sie schon mindestens zweimal weniger im Monat auswärts essen, kann das eine Ersparnis im dreistelligen Bereich einbringen.
Besonders einkommensschwache Familien sind von Lebensmittelinflation betroffen. Das Sparen bei den Grundnahrungsmittel ist vermutlich am schwierigsten, aber es geht auch, wenn man seine Lebensgewohnheiten ein wenig anpasst. Zumindest vor dem Hintergrund des Ukraine-Krieges verteuern sich Lebensmittel wie Fleisch und Sonnenblumenöl überproportional, Gemüse und Pflanzenmargarine sind weniger betroffen.
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Mit diesen Investitionen sorgen Sie für einen Gas-Engpass vor
Durch die richtige Vorbereitung können Sie im Falle einer Gaskrise weniger von der Versorgung mit Gas abhängig sein. Wir zeigen Ihnen ein paar Alternativen:
Die einfachste und zumindest kurzfristig günstigste Gas-Alternative zum Heizen sind Heizlüfter. Diese sind in der Anschaffung relativ günstig, wenn sie verfügbar sind, aber können relativ viel Strom verbrauchen. Der wurde zwar im Sommer 2022 durch den Wegfall der EEG-Umlage erst einmal günstiger, aber kann eben auch teurer werden, wenn mehr Verbraucher mit Strom heizen. Wie Sie den günstigsten Stromanbieter finden, lesen Sie in unserem Stromvergleich.
Ein Kaminofen hat zwar einen rustikalen Flair, bringt aber auch mehr Hürden als ein Heizlüfter mit sich. Er ist in der Anschaffung teurer, muss eingebaut und gewartet werden. Brennholz wird als generelle Heizgasalternative im Falle eines Notfallplan Gas auch teurer. Sie sollten also bereits im Frühjahr oder Sommer Holz auf Vorrat kaufen, dann ist es in der Regel günstiger. Wenn Sie zur Miete wohnen, müssen Sie vor dem Einbau den Vermieter um Erlaubnis fragen. Hausbesitzer sollten den Einbau mit einem Schornsteinfeger besprechen.
Für nachhaltige Heizalternativen wie eine Wärmepumpe, Photovoltaik- oder Solarthermie-Anlagen gibt es verschiedene staatliche Förderprogramme. Allerdings sind die Anschaffungskosten trotzdem erst einmal hoch, die Wartezeiten der produzierenden Unternehmen und verbauenden Handwerker können lang sein. Kümmern Sie sich also so früh wie möglich um den Einbau. Sollte es wirklich zu Versorgungsproblemen mit Gas kommen, sind Sie mit solchen nachhaltigen Alternativen in Sachen Heizen autark und schonen Ihren Geldbeutel.
Notfallplan Gas - das sollten Sie tun
Beitrag verfasst von:
Benjamin Ressel ist seit Anfang 2022 in der Ratgeber-Redaktion. Sein Masterstudium absolvierte er im Fachbereich Germanistik, während dem er bereits als freier Lektor und Autor tätig war. Erste journalistische Erfahrungen sammelte er als Eventreporter, bevor ihn sein Weg zu finanzen.net führte.
*Das bedeutet das Sternchen: Unsere Ratgeber-Artikel sind objektiv recherchiert und unabhängig erstellt. Wir wollen so möglichst vielen Menschen helfen, eigenständig Vermögen aufzubauen und in Finanzfragen die richtigen Entscheidungen zu treffen. Damit unsere Informationen kostenlos abrufbar sind, werden manchmal Klicks auf Verlinkungen vergütet. Diese sogenannten Affiliate Links kennzeichnen wir mit einem Sternchen. Geld bekommt die finanzen.net GmbH, aber nie der Autor individuell, wenn Leser auf einen solchen Link klicken oder beim Anbieter einen Vertrag abschließen. Ob die finanzen.net GmbH eine Vergütung erhält und in welcher Höhe, hat keinerlei Einfluss auf die Produktempfehlungen. Für die Ratgeber-Redaktion ist ausschließlich wichtig, ob ein Angebot gut für Anleger und Sparer ist.
🌳Das bedeutet das Bäumchen: Anlageprodukte, die im Sinne des Emittenten als nachhaltig klassifiziert werden, zeichnen wir mit einem Bäumchen-Symbol aus.
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