Mittelständler, traut euch!

Der Ausgabepreis von 20 Euro entspricht exakt dem Betrag, den wir in der Ausgabe vom 7.7. für noch vertretbar gehalten hatten. Mit einem Brutto-Emissionsvolumen von knapp 394 Mio. Euro ist es der drittgrößte Börsengang 2010 hierzulande, nur Brenntag und Kabel Deutschland sammelten mit 748 Mio. bzw. 760 Mio. Euro noch mehr Geld ein.

Der Markt für Neuemissionen kommt nach der Schockstarre der Jahre 2008/09 und dem jüngsten Durchhänger wegen der Absagen von GSW Immobilien und Chamartín Meermann Immobilien wenigstens in niedriger Übersetzung wieder in Schwung. Leider wird das Bild aber dadurch getrübt, dass bei allen großen Börsengängen dieses Jahres Finanzinvestoren kräftig abkassierten. Bei Ströer stammten etwa 20 0er platzierten Aktien aus dem Besitz von „Heuschrecken“, bei Brenntag knapp 300 Prozent bei Kabel Deutschland sogar 100%.

Es ging also nicht immer und zu allererst darum, Firmen mit frischem Kapital neue Wachstumsmöglichkeiten zu erschließen. Stattdessen wollten Finanzinvestoren ihre Beteiligungen zu möglichst hohen Preisen an der Börse losschlagen. Dass dies grundsätzlich zu Lasten zeichnungswilliger Neuaktionäre geht, ist logisch – schließlich wollen diese für die neuen Wertpapiere nicht mehr als unbedingt nötig bezahlen.

Darüber hinaus treten bei exitgetriebenen IPOs aber auch oft Interessenkonflikte zwischen Finanzinvestoren und dem Unternehmen selbst auf. Kabel Deutschland hat durch den frühzeitigen Börsengang mehr Renommee, eine breitere Investorenbasis und einen höheren Bekanntheitsgrad bekommen – aber keinen monetären Mehrwert. Anleger würden es begrüßen, wenn sich endlich auch einmal wieder ein klassischer Mittelständler ohne exitgetriebenen Großaktionär an die Börse traut.

Christoph Frank leitet die Redaktion der „PLATOW Börse“ und die Beratung des von der Deutschen Bank aufgelegten DB Platinum III Platow Fonds. Die „PLATOW Börse“ erscheint 2-mal pro Woche. Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Smarthouse Media GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.