Leitner-Chef: "Kostet ein Zehntel einer U-Bahn"

Michael Seeber, der Chef des Südtiroler Seilbahnherstellers Leitner AG, über aussichtsreiche Seilbahnprojekte in deutschen Großstädten.
von Peter Schweizer, €uro am Sonntag Der Bauunternehmer Michael Seeber hat 1993 die damals kriselnde Leitner AG in Sterzing/Südtirol übernommen und daraus einen global führenden Seilbahnhersteller geformt. Der gebürtige Sterzinger erläutert, warum Seilbahnen auch in Städten kostengünstige und umweltfreundliche Transportalternativen sein können.
€uro am Sonntag: Seilbahnen lösen im Kopf das Bild von Ferien in den Bergen aus. Sie rücken auch zunehmend ins Blickfeld der Stadtplaner. Lässt sich so tatsächlich der Verkehrsinfarkt verhindern?
Michael Seeber: Seilbahnen haben einen geringen Platzbedarf, schweben über anderen Verkehrsteilnehmern, sind umweltfreundlich und leise. Sie überzeugen durch geringe Betriebskosten, können Hindernisse ohne großen Aufwand überfliegen und sie bieten konkurrenzlos schöne Aussichten.
Gibt es dazu Kosten-Nutzen-Analysen?
Die Investitionskosten liegen deutlich unter denen anderer Verkehrsmittel. Eine Seilbahn kostet weniger als die Hälfte einer Straßenbahn oder maximal ein Zehntel einer U-Bahn.
In Mexico-City werden Sie mit Ihrem Seilbahnprojekt die Fahrzeit zwischen zwei Stadtteilen halbieren. Winken Folgeaufträge?
Unsere Projekte in Medellin, Manizales, Rio de Janeiro oder Ankara haben bereits positive Folgewirkungen gehabt. In Bolivien konnten wir jetzt eine Ausschreibung gewinnen. Aber auch Barcelona (Fahrt auf den Montjuïc) und die Klosterbahn in Hongkong sind absolute Vorzeigeprojekte.
In Deutschland sind die Reaktionen bislang gemischt. Die Bevölkerung von Hamburg-Mitte lehnte bereits ein Projekt ab. In welchen deutschen Städten würden sich Seilbahnkonzepte anbieten?
Seilbahnen eignen sich besonders zur Verbindung von Stadtteilen, die aufgrund der Topografie nur aufwendig angebunden werden können, sowie zur Überquerung von Flüssen oder zur Überwindung von Höhenunterschieden. In vielen deutschen Städten gibt es solche Problemstellungen. Bei der Expo 2000 in Hannover konnten wir bereits wichtige Erfahrungen sammeln. Damals wurden mit unserer Bahn 8,5 Millionen Besucher transportiert. Auf ähnlich gute Erfahrungen hoffen wir mit unserem Projekt in Berlin bei der Internationalen Gartenausstellung 2017. Das werden wir wie bereits in Perugia, Bozen oder Innsbruck im Rahmen einer öffentlich-privaten Partnerschaft umsetzen.
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Bildquellen: Leitner AG