VÖB: Deutschland erholt sich zaghaft - Unsicherheitsfaktor US-Handelspolitik

25.06.25 14:58 Uhr

FRANKFURT (dpa-AFX) - Erstmals seit längerer Zeit präsentiert sich Deutschlands Wirtschaft Kapitalmarktexperten zufolge wieder etwas stabiler. Positive Wachstumsdaten und höhere Staatsausgaben in der Zukunft haben das Potenzial, die hiesige Wirtschaft zu stimulieren, hieß es bei einem am Mittwoch in Frankfurt vorgestellten Kapitalmarktausblick des Bundesverbandes Öffentlicher Banken Deutschlands (VÖB). Dementsprechend habe sich die Unternehmensstimmung zuletzt bereits wieder etwas aufgehellt.

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"Eine Überwindung der langjährigen Stagnationsphase rückt in greifbare Nähe", zeigten sich die VÖB-Fachleute überzeugt. Für das laufende Jahr wird zwar noch eine Stagnation der deutschen Wirtschaft erwartet, für das kommende Jahr rechnen die Experten aber mit einem Wachstum des Bruttoinlandsproduktes zwischen 1,0 und 1,5 Prozent.

Optimistisch stimmen die Fachleute auch die zu erwartenden, positiven Auswirkungen der bereits erfolgten Zinssenkungen der Europäischen Zentralbank (EZB). Anfang Juni hatte die EZB die Leitzinsen im Euroraum zum achten Mal seit Juni 2024 reduziert. Für Firmen wurde es damit tendenziell billiger, sich für Investitionen Geld zu leihen - das kann die Konjunktur ankurbeln. Ökonomen gehen davon aus, dass die EZB die Leitzinsen vorerst kaum noch senken wird.

Auch Analyst Ulf Krauss von der Landesbank Hessen-Thüringen ist vorsichtig: "Der EZB-Rat dürfte nicht ohne Not in den expansiven Bereich unter die Zwei-Prozent-Marke einschwenken." Die europäischen Währungshüter dürften vielmehr die geplanten Staatsausgaben für Verteidigung und Infrastruktur, die längerfristige Inflationsrisiken mit sich bringen, genau beobachten. Die Wahrscheinlichkeit einer längeren geldpolitischen Seitwärtsphase ist Krauss zufolge deshalb höher einzuschätzen als die Wahrscheinlichkeit weiterer Lockerungen.

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Darüber hinaus sehen die VÖB-Fachleute insgesamt auch Abwärtsrisiken für die hiesige Konjunktur. Dazu zähle neben einem möglichen Wiederaufflammen des Nahost-Krieges insbesondere die US-Handelspolitik, die sich negativ auf die globale Wirtschaft und damit auch auf Deutschland auswirken könnte.

Anfang April hatte US-Präsident Donald Trump seinen "Liberation Day" verkündet und die größten US-Zollerhöhungen seit den Tagen der Weltwirtschaftskrise 1930 angekündigt. Kurz darauf folgten eine 90-tägige Zollpause für viele Länder und eine Einigung mit China. Insgesamt jedoch gilt Trumps Zollpolitik als erratisch, was für hohe Verunsicherung sorgt.

"Die USA kämpfen mir den Folgen ihrer eigenen Zollpolitik", betonten die Experten des VÖB. Nach einem schwachen Jahresauftakt erwarten sie für 2025 ein US-Wachstum von etwa 1 bis 1,5 Prozent, begleitet von einer anhaltend hohen Inflation. Die US-Notenbank Fed dürfte die Geldpolitik deshalb trotz des von Trump ausgehenden Drucks nur vorsichtig lockern. Damit verringert sich der Beitrag, den die Fed zur Stützung der Weltwirtschaft leisten kann./la/jkr/jha/