Geschäftsklima aufgehellt

ifo-Index steigt auf höchsten Stand seit Februar 2014

19.12.16 11:00 Uhr

ifo-Index steigt auf höchsten Stand seit Februar 2014 | finanzen.net

Das Geschäftsklima in der deutschen Wirtschaft hat sich im Dezember deutlicher als erwartet aufgehellt.

Der vom Münchener Ifo-Institut erhobene Geschäftsklimaindex stieg auf 111,0 Punkte von 110,4 im November. Das ist der höchste Stand seit Februar 2014. Die von Dow Jones Newswires befragten Volkswirte hatten einen Anstieg auf nur 110,5 Punkte prognostiziert.

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Der Index der Lagebeurteilung erhöhte sich auf 116,6 (Vormonat: 115,6) Punkte, den höchsten Stand seit Februar 2012, und der Index der Geschäftserwartungen auf 105,6 (105,5) Punkte. Erwartet worden waren Stände von 115,8 und 105,6. "Die deutsche Wirtschaft ist in festlicher Stimmung", kommentierten die Konjunkturforscher das Ergebnis.

Ökonomen sehen keinen Grund zur Euphorie

Bankvolkswirte sahen allerdings keinen Anlass zu euphorischer Betrachtung der deutschen Wachstumsaussichten. "Man fragt sich, wo die gute Stimmung herkommt - ich habe keine Erklärung dafür", sagte Alexander Krüger, der Chefvolkswirt des Bankhauses Lampe. ING-Diba-Chefvolkswirt Carsten Brzeski rechnet trotz des Ifo-Anstiegs damit, dass 2017 kein so hohes Wachstum mehr bringen wird wie das zu Ende gehende Jahr. Und KfW-Chefvolkswirt Jörg Zeuner warnte: "Man darf die erheblichen politischen Risiken auf globaler Ebene nicht aus den Augen verlieren."

Die deutsche Wirtschaft ist im dritten Quartal um 0,2 Prozent gewachsen, und die aktuellen Ifo-Daten sind neben den sehr guten Auftragseingängen im Oktober ein weiterer Anhaltspunkt dafür, dass sich das Wachstum im vierten Quartal deutlich verstärkt hat. Je besser das Schlussquartal, desto höher wird der statistische Überhang sein, von dem aus das Bruttoinlandsprodukt (BIP) ins neue Jahr startet. Dann wird wie üblich vieles von der Witterung abhängen.

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Einfluss Trumps auf Handel und Wirtschaftspolitik unklar

Ökonomen betrachten Konsum und Bauwirtschaft weiterhin als wichtigste Wachstumsstützen, sehen aber für die sehr von Exporten abhängige Industrie beträchtliche Risiken. "Noch ist unklar, welchen handelspolitischen Kurs die USA tatsächlich verfolgen werden", merkte KfW-Chefvolkswirt Zeuner an. Zudem stünden in den Niederlanden, Frankreich und Deutschland 2017 Wahlen statt, Italien könnte sich dazugesellen. Hinzu kämen harte Brexit-Verhandlungen, darüber hinaus bleibe die Lage in der Türkei und im Nahen Osten auf absehbare Zeit schwierig.

ING-Diba-Chefvolkswirt Brzeski sieht das ähnlich: "Der noch ungewisse Einfluss eines US-Präsidenten Trump auf Außenhandel und Wirtschaftspolitik, die andauernde Ungewissheit über den EU-Austritt Großbritanniens, neue politische Spannungen wegen diverser Wahlen und ein Aufflackern der Griechenland-Krise sind unserer Ansicht nach die wichtigsten Risiken für 2017."

Stimmung im Bauhauptgewerbe auf Rekordhoch

Im Dezember jedoch war laut Ifo-Institut noch einmal alles gut: Im verarbeitenden Gewerbe besserten sich sowohl Lagebeurteilung als auch Geschäftserwartungen, Nachfrage und Auftragsbestände zogen merklich an. Entsprechend wollen die Unternehmen ihre Produktion in den nächsten Monaten ausweiten. Im Bauhauptgewerbe ging es den Unternehmen seit der Zeit der deutschen Wiedervereinigung noch nie so gut wie jetzt, und auch in Groß- und Einzelhandel blieb das Geschäftsklima sehr gut.

FRANKFURT/MÜNCHEN (Dow Jones)

Bildquellen: ifo