ifo: Deutsche Wirtschaft von Trump-Wahl unbeeindruckt

Die Wahl des Freihandelsgegners Donald Trump zum Präsidenten der USA belastet das Geschäftsklima in Deutschland kaum.
Der Geschäftsklimaindex des Münchener Ifo Instituts stagnierte im November nach zwei Anstiegen in Folge bei 110,4 Zählern. Der Wert für Oktober wurde auf 110,4 von zuvor 110,5 leicht nach unten revidiert.
Von Dow Jones Newswires befragte Volkswirte hatten auf der Basis des alten Wertes eine Stagnation bei 110,5 Punkten vorausgesagt. Damit bleibt das wichtigste deutsche Konjunkturbarometer auf dem höchsten Stand seit dem Frühjahr 2014.
Trump-Einbruch bleibt beim ifo-Index aus
"Die deutsche Wirtschaft scheint von der Wahl Donald Trumps zum US-Präsidenten vorerst unbeeindruckt", kommentierte ifo-Präsident Clemens Fuest die Zahlen. Der Aufschwung sei weiter intakt.
ING-Volkswirt Carsten Brzeski warnte vor einer zu optimistischen Einstufung der November-Daten. "Der neueste ifo könnte zu gut sein, um wahr zu sein", meinte Brzeski. Er machte das an den harten Daten der anhaltenden Stagnation bei Auftragseingang und Industrieproduktion sowie der Abkühlung in wichtigen deutschen Exportmärkten fest.
Die aktuelle Lage bewerteten die rund 7.000 befragten Unternehmen mit 115,6 sogar besser als im Vormonat. Der Unterindex legte um einen halben Zähler zu, statt zu stagnieren, wie es die Analysten prognostiziert hatten. Leicht eingetrübt ist allerdings der Blick in die Zukunft. Die Geschäftserwartungen fielen im November um 0,4 Zähler auf 105,5 Punkte. Die Firmen "waren mit Blick auf die kommenden Monate etwas weniger optimistisch", erklärte Fuest.
Ökonomen rechnen mit kommender Eintrübung
Konjunkturexperte Brzeski sieht den deutschen Aufschwung der vergangenen Jahre in den letzten Zügen, der künstlich durch die ultra-lockere Geldpolitik der Europäischen Zentralbank am Leben erhalten werde. Er bemängelt, dass die Politik im beginnenden Wahlkampf keine Strukturreformen mehr anpacken dürfte. Im dritten Quartal war die deutsche Wirtschaft nur um 0,2 Prozent gewachsen.
Der Chefvolkswirt des Bankhauses Lampe, Alexander Krüger, findet es "erstaunlich", dass der ifo-Index seinen Stand halten konnte. "Schon allein die Betrachtung der weltweiten Politik zeigt starke Abwärtsrisiken", meinte Krüger. Er rechnet deshalb damit, dass sich das Geschäftsklima in den nächsten Monaten verschlechtern wird. "Aber selbst mit einem Abbröckeln um 3 bis 4 Zähler haben wir immer noch Wachstum", prophezeit Krüger.
Für das Schlussquartal sind die Konjunkturdeuter zuversichtlich, dass das Wachstum wieder an Fahrt gewinnt. Die Deutschen sind in Kauflaune und wollen so viel Geld für Weihnachtsgeschenke ausgeben wie noch nie. Der Konsum bleibt die starke Stütze der Wirtschaftsentwicklung.
BERLIN (Dow Jones)
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